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Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)

Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)

Titel: Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)
Autoren: Sophie Gee
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deshalb hoffe ich ja, dass sie bald heiraten, Alexander. Es ist erbärmlich, das zu sagen, und es gibt sonst kaum einen Menschen, dem ich das anvertrauen würde. Aber ich bete darum, dass sie sich mit vermögenden Standespersonen verbinden, bevor ihre wahren Verhältnisse bekannt werden. Ich spreche mit dir als einem weltläufigen Mann.«
    Alexanders Antwort für Sir Anthony war kühl: »Als weltläufiger Mann, Sir«, sagte er, »weiß ich, dass es keinen lebenden Baron gibt, der ein Mädchen ohne Mitgift heiratet, und wäre er verliebter in sie als Romeo.«
    Als Alexander den beiden am Ende des Tages Lebewohl sagte, wandte sich Martha ihm mit hoffnungsvollem Gesicht zu. »Vielleicht kommst du ja in die Stadt und besuchst uns«, sagte sie.
    Alexander spürte eine Welle von Sympathie und Zuneigung, aber er gewahrte Teresas prüfenden Blick und mühte sich um eine reservierte Antwort. »Ich glaube kaum, dass das möglich sein wird«, sagte er. »Meine Verpflichtungen auf dem Lande …«
    »Was für ein Unsinn, Alexander«, fuhr Teresa dazwischen. »Man hat keine Verpflichtung gegenüber dem Lande, außer, ihm so schnell wie möglich zu entkommen. Du hast uns erzählt, dass dein Freund John Caryll dich immer einlädt, in seiner Kutsche zu reisen. Es sind doch bloß dreißig Meilen.«
    Alexander wünschte, er wäre weniger erfreut über diese gedankenlose Ermutigung, aber er konnte es nicht ändern. Er verbeugte sich und hoffte auf mehr.
    Da sagte Martha: »Ich glaube, Mr.Carryl ist dir sehr zugetan, Alexander. Er hegt eine große Wertschätzung für eure Familie. Und die Achtung eines solchen Mannes ist einiges wert.« John Caryll war ein katholischer Grundbesitzer wie Sir Anthony, dessen Anwesen, Ladyholt, nur wenig entfernt lag von Alexanders Familiensitz Binfield. Aber Carylls gute Meinung bedeutete Alexander an diesem Nachmittag herzlich wenig.
    Dennoch erwiderte er so verschmitzt wie möglich: »Es stimmt ja, dass die besten Vergrößerungslinsen der Welt eines Mannes seine eigenen Augen sind, wenn sie auf seine eigene Person blicken«, sagte er. »Aber selbst in denen bin ich nicht Alexander der Große, dem Mr. Caryll so zugetan ist, sondern Alexander der Kleine, über den die Frauen lachen.«
    Martha drückte Alexanders Arm, als sie ihn zum Abschied küsste. Sie wünschte, sie könnte ihm ein Lächeln entlocken, und war traurig, als Teresa das Wort ergriff. »Du verharrst heute in deiner Armer-Hund-Pose, wie ich sehe, Alexander. Sorge dafür, dass du sie abstreifst, bevor wir dich wiedersehen. Ich werde ganz sicher nicht aufstehen, um mit einer dänischen Dogge zu tanzen, die in einer Anwandlung von Melancholie befangen ist.«
    Alexander streckte seinen Rücken und stieg in Sir Anthonys Kutsche.
    Während er heimfuhr, dachte er über die Situation nach, in der die Mädchen sich in der Stadt befinden würden. Ungeachtet Teresas vorgetäuschter Weltgewandtheit und Marthas zurückhaltender Vernunft wusste Alexander doch, dass sie noch nie in der mondänen Welt gelebt hatten. Die Londoner Gesellschaft würde keine zwei Penny geben für ein paar hübsche, wohlerzogene Mädchen ohne Aussichten. Die elegante Welt war schon für die Töchter der sehr Reichen ein gefährliches Pflaster, und sie wurden leicht zur Beute herzloser junger Abenteurer mit bösen Absichten. Aber wenn sich liebreizende junge Frauen ohne Vermögen in die Gesellschaft von Männern begaben, die zu der Überzeugung erzogen waren, sie hätten ein Recht auf jede erdenkliche Belohnung, dann war die Gefahr wirklich ernst.
    Auch wenn er seines Vaters Furcht vor London nicht teilte, so schauderte es Alexander bei dem Gedanken an den Gast beim Maskenball des Botschafters, der zum Ball gekommen war für einen Abend leichtherzigen Vergnügens: ermordet von Männern, die dachten, sie töteten einen Priester. Ein unschuldiger Zuschauer, der vielleicht schon den ganzen Abend über an seinen Mördern vorübergegangen war, ohne den leisesten Verdacht zu hegen. Selbst, als das Messer durch seine Kehle fuhr – hatte er da begriffen, was geschah? Aber war er wirklich versehentlich das Opfer eines antikatholischen Verbrechens geworden? Oder war er in Wahrheit ein Mann mit einem Geheimnis gewesen?

2. Kapitel
     
    »Er sah, er wünschte und begehrte den Preis.«
    Als Alexander heimkehrte, fand er das Haus in Dunkelheit vor, bis auf eine Kerze, die in der Küche brannte, wo eine Mahlzeit aus Brot und Käse für ihn bereitstand. Er setzte sich dicht an den noch warmen
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