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Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)

Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)

Titel: Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)
Autoren: Sophie Gee
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anhörte.
    »Obacht, Madam«, sagte er zu Teresa. »Der hübsche Bursche, der dich anfangs ein paar Monate lang bewundert, wird dich später viele Jahre lang vernachlässigen. Aus dem palmwedelnden Diener wird ein hochmütiger Herr und Gebieter werden.«
    Teresa schwieg ein Weilchen. Wahrscheinlich, dachte Martha, sann sie über die Freuden nach, mit einem Herrn und Gebieter verheiratet zu sein, wie hochmütig auch immer er sein mochte. Stattdessen antwortete sie: »Ich bin doch sehr froh, Alexander, dass du uns schreiben musst, während wir in der Stadt sind. Du hast so eine Art, dich auszudrücken, die außerordentlich unterhaltsam sein kann.«
    Bevor er antwortete, wandte sich Alexander mit einem selbstironischen Lächeln der Entschuldigung für seine übertriebene Galanterie zu Martha um.
    »Wahrhaftig, Teresa«, sagte er schließlich, »wenn ich bedenke, wie oft ich dir offen erklärt habe, dass ich dich liebe, dann bin ich fast ein bisschen beleidigt, dass du mir meine Korrespondenz nicht völlig untersagt hast.«
    Alle lächelten über diese Bemerkung, wohl wissend, dass sie ein Gutteil Wahrheit enthielt.
    Als sie vom Garten wieder hereinkamen, sahen sie, dass Sir Anthony von seinem Besuch bei den Pächtern zurück war. Er begrüßte Alexander, führte ihn in die Bibliothek und überließ die beiden Mädchen für die halbe Stunde bis zum Essen sich selbst.
    »Heut bist du ja noch ziemlich viel spöttischer mit Alexander umgegangen als gewöhnlich, Teresa«, meinte Martha, kaum, dass sie allein waren.
    »Aber ich bin doch immer spöttisch mit ihm«, erwiderte sie. »Er erwartet das und fände es sicher merkwürdig, wenn ich anders wäre.« Sie blickte fort, als sie das sagte, tat, als zupfe sie den Ärmel ihres Kleides zurecht, um den Blick ihrer Schwester nicht erwidern zu müssen.
    »Ich habe immer das Gefühl, Alexander müsse eher Angst vor dir bekommen – dabei scheint dein Spott ihn bloß noch ergebener zu machen,« meinte Martha.
    »Die meisten Männer sind den Damen ergeben, die sie fürchten«, antwortete Teresa ausweichend. »Das ist ein Paradox zwischen den Geschlechtern. Und durch die Art, wie ich ihn abblitzen lasse, bereite ich mich auf die Herren vor, denen ich in London begegnen werde.«
    Martha bemerkte eine gewisse Unsicherheit in der Stimme ihrer Schwester und nahm ihre Hand. »Hast du Angst vor unserem Einzug in die Stadt?«, fragte sie. »Ich dachte, du freust dich darauf.«
    Teresa wandte sich eilends ab, öffnete die Tür zum Salon und sagte mit einem kleinen Lachen: »Na ja, ich freue und fürchte mich zugleich – genau wie Alexander mir gegenüber.«
    Die Sonne schien jetzt nicht mehr ins Zimmer, aber die Kerzen waren noch nicht angezündet. Draußen lag das Gelände bereits im Schatten, dabei war es erst zwei Uhr. Die beiden setzten sich aufs Sofa, wo Martha ihre Handarbeit liegen gelassen hatte, und Teresa beugte sich zur Seite, um sie fortzuschieben. Martha nutzte die Gelegenheit, erneut nach Teresas Hand zu greifen, und diesmal zog sie sie nicht fort. Martha hoffte, Teresa dazu zu bringen, mehr über Alexander zu sprechen.
    Aber bevor sie eine Frage formulieren konnte, begann Teresa, leise und gereizt zu reden. »Was ist, wenn die Leute dort mich nun für bäurisch halten?«, fragte sie. »Ich werde doch mit Arabellas Freunden verkehren, die meine Erscheinung womöglich spießig finden. Hier denkt jeder, ich sei schön – aber ich würde mich schämen, wenn ich in der Stadt reizlos wirkte.«
    Martha betrachtete das Gesicht ihrer Schwester, so verletzlich in der melancholischen Halbdämmerung. Darum also drehten sich ihre Gedanken – überhaupt nicht um Alexander, sondern um ihre Cousine, Arabella Fermor.
    »Aber die Leute werden dich umso charmanter finden, je natürlicher du dich gibst«, widersprach Martha.
    »Nicht die Leute, von denen ich rede«, beharrte Teresa, und ihre Stimme wurde scharf. »Wenn Gentlemen in die Stadt fahren, dann wollen sie mit Natur nichts zu tun haben, sich nicht von ihr bezaubern lassen. Natürlichkeit wird mit tiefstem Misstrauen betrachtet, und Ernsthaftigkeit geradezu mit Abscheu.«
    Martha lachte über diese Formulierung. Keine Wunder, dass Alexander Teresas Schlagfertigkeit so mochte; das war eine Seite ihres Wesens, die Martha nicht oft sah.
    »Oh, Teresa, du wirst reichlich Verehrer haben«, meinte sie, »genauso viele wie Arabella, da bin ich sicher.« Martha war überrascht durch Teresas Andeutung, dass sie und Arabella offenbar in
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