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Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung

Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung

Titel: Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung
Autoren: V Panov
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Volks erfährt doch gar nichts von meinem Erscheinen«, wandte Lubomir ein.
    »Und wird auch in Zukunft nichts davon erfahren«, bekräftigte die Frau. Für deine dreizehn Jahre bist du ein ganz schöner Schlauberger, dachte sie. »Wir müssen diese Nachricht diskret behandeln.«
    »Warum?«
    »Wir haben viele Feinde.« Die Frau betrachtete sich im Spiegel. Scheint alles in Ordnung zu sein, obwohl … Sie legte den Kopf ein wenig in den Nacken und zupfte mit dem Fingernagel eine Strähne zurecht, die sich gelöst hatte. »Hat dir Jaroslawa das etwa nicht gesagt?«
    »Nein.«
    »Eigenartig. Sie ist doch sonst so gesprächig.«
    »Ich habe der Priesterin Jaroslawa viel zu verdanken«, entgegnete Lubomir verstimmt. »Sie hat sich schon seit meiner Geburt um mich gekümmert und …«
    »Ja, ich weiß«, unterbrach sie den Jungen genervt und dachte: Wie hat diese durchtriebene Intrigantin überhaupt von deiner Geburt erfahren?

    »Jaroslawa hat gesagt, dass ich dem ganzen Volk präsentiert werden soll. Du hingegen bestehst darauf, dass nur der Königsrat über die Ankunft des Boten informiert wird.«
    »Ich habe meine Gründe dafür.«
    »Und die wären?«
    Jaroslawa hat ihn gewiss aufgehetzt, dachte die Frau, sie wird keine Ruhe geben, ehe sie mich vom Thron stürzt.
    »Die Barone des Grünen Hofs haben das Recht zu erfahren, dass die Prophezeiung eingetroffen und der Bote gekommen ist.« Sie nahm zerstreut eine Puderquaste vom Tisch, legte sie jedoch sofort wieder zurück. Das Make-up saß perfekt. »Es gibt nur acht Barone, und wir können uns auf sie verlassen. Wenn jedoch das ganze Volk von deinem Erscheinen erfährt, wird es unweigerlich Gerüchte geben, die sich im Nu in der gesamten Verborgenen Stadt ausbreiten. In zwei, spätestens drei Tagen würden die Spürnasen der anderen Herrscherhäuser Wind davon bekommen und unverzüglich Jagd auf dich machen – oder gar einen Krieg vom Zaun brechen.«
    Lubomir schwieg eine Weile und blickte nachdenklich zur Decke. Währenddessen beobachtete die Frau ihn im Spiegel.
    »Was wollen sie denn von mir?«, fragte schließlich der Junge. »Ich will keinen Krieg.«
    »Leider ist deine bloße Existenz schon Anlass genug für einen Krieg. Die anderen Herrscherhäuser werden nicht abwarten, bis du erwachsen bist, lernst, deine Macht zu gebrauchen, und sie schließlich im Handstreich
vernichtest. Sie werden versuchen, dem zuvorzukommen. Und du würdest an ihrer Stelle genauso handeln.«
    »Ich bin aber nicht an ihrer Stelle«, nölte Lubomir.
    »Das spielt keine Rolle. Jahrtausendelange Verfolgungen haben unseren Selbsterhaltungsinstinkt geschärft. Niemand auf dieser Welt hat ein besseres Gespür für eine drohende Gefahr als die Herrscherhäuser. Du bist dazu berufen, unser Imperium wiederzuerrichten. Der Grüne Hof wird neue Kraft schöpfen und das Banner des Tanzenden Kranichs in jeden Winkel dieser Erde tragen. Für die übrigen Herrscherhäuser bedeutet das den Tod.«
    »Ich bringe den Krieg«, flüsterte der Junge. »Ich bringe den Herrscherhäusern den Tod.«
    Bislang hatte er sich über seine Berufung wenig Gedanken gemacht. Die deutlichen Worte der Frau brachten ihn aus der Fassung. Das Herz des Boten begann schneller zu schlagen.
    »Du bist dazu auserwählt, unseren Feldzug anzuführen«, sagte sie und schenkte dem Jungen abermals ein mildes Lächeln. »Du hast eine große Zukunft, Lubomir, und in deinen Händen liegt eine historische Mission.«
    »Dann haben die anderen Herrscherhäuser also einen guten Grund, mich zu töten.«
    »Für einen Mord findet sich immer ein Grund«, versetzte die Frau. »Aber mach dir keine Sorgen. Das Herrscherhaus Lud versteht es, Geheimnisse zu hüten, und im schlimmsten Falle werden wir dich beschützen, bis du selbst stark genug bist.«
    »Ich – bin – der Bote«, sagte der Junge mit Nachdruck,
wie um sich selbst seiner Bestimmung zu versichern. Sein Herz schlug nun wieder langsam und kräftig.
    Der Bote! Die hinreißend schönen Augen der Frau blitzten vor Zorn. Zum ersten Mal in zehntausend Jahren war ein männlicher Lud mit magischen Fähigkeiten geboren worden. Musste das sein? Ausgerechnet jetzt? Sie war doch noch so jung und tatkräftig, voller Pläne und Ideen!
    »Ich habe ein Geschenk für dich, Lubomir.«
    Die Frau erhob sich und läutete ein kleines goldenes Glöckchen. Sie hatte sich schnell wieder in der Gewalt. Schon beim ersten Treffen war ihr klargeworden, dass der junge Spund selbst minimalste Stimmungsschwankungen
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