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Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung

Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung

Titel: Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung
Autoren: V Panov
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ihre Kraft für diese prophetische Beschwörung zusammengenommen. Es war der letzte und kraftvollste Beschwörungsspruch ihres Lebens.
    Wseslawa warf den Kopf in den Nacken, schloss die Augen und zitierte die Prophezeiung:
    »Es kommt die Stunde, da wird dem einstmals großen Geschlecht aus der Düsternis des Siechtums ein Hoffnungsstrahl entgegenleuchten, ein Hoffnungsstrahl in Gestalt eines Mannes, der die Frau an Zauberkraft übertrifft. Man wird ihn den Boten nennen. Niemand wird sich mit ihm messen können auf dem Felde der Zauberei, der Hexerei, der schwarzen Magie, der weißen Magie, der Magie des Feuers, des Wassers und der Erde. Kein Feind wird ihm ebenbürtig sein. Als Großimperator wird der Bote herrschen, zwei Jahrhunderte lang und nicht ein Jahr weniger. Danach wird das Geschlecht Lud die Welt so lange regieren, bis der Schlafende erwacht.«

    Die Königin hielt kurz inne, öffnete die Augen und lüftete das Geheimnis:
    »Der Bote wurde vor dreizehn Jahren geboren.«
    Begeisterte Rufe schallten durch den Saal. Wseslawas Augen blitzten triumphierend.
    »Beim Barte des Schlafenden, endlich ein männlicher Zauberer, ein Mann!«, schwärmte Swetlomir und wischte sich die Tränen von den geröteten Wangen. »Der Krieg ist nicht mehr weit! Es lebe das Herrscherhaus Lud!«
    »Tod den Feinden des Grünen Hofs!«
    »Krieg!«
    »Es lebe der Bote!«
    Die Königin zuckte zusammen. Die kriegerische Stimmung unter den Baronen erschreckte sie.
    Die unscheinbare Tür hinter dem Thron öffnete sich erneut und ein schmächtiger Jüngling betrat mit unsicheren Schritten den Saal. Er trug ein schlichtes grünes Hemd, das ihm bis zu den Knien reichte und eine Hose, die in kurzschaftigen Stiefeln steckte. Das lange, weißblonde Haar des Jungen war mit einem goldenen Reif fixiert, den ein großer Smaragd schmückte.
    Im Saal war es schlagartig still geworden. Der Bote trat neben den Thron und ließ den Blick langsam über die Anwesenden schweifen. Die Köpfe der Machthaber des Grünen Hofs senkten sich tiefer und tiefer.
    »Die Prophezeiung der Königin Isara hat sich erfüllt«, verkündete Wseslawa. »Der Bote ist gekommen!«

KAPITEL EINS
    »… Bei der Pressekonferenz im Polizeipräsidium haben sich die schlimmsten Befürchtungen der Journalisten bestätigt: Die rätselhaften Morde, die Moskau in jüngster Zeit erschütterten, gehen alle auf das Konto eines Serientäters, des sogenannten Vivisektors. Diesen Namen, der sich inzwischen bei Polizei und Presse eingebürgert hat, verdankt der Killer übrigens unserem Reporter Karim Tomba. Wie schon berichtet, handelt es sich bei den Opfern des Mörders stets um junge Mädchen …«
     
    MOSKOWSKI KOMSOMOLEZ
     
     
     
     
    »… Sensation auf dem Magie-Markt! Gestern hat der Pressedienst des Herrscherhauses Tschud eine zehnprozentige Preissenkung für die Energie seiner Magischen Quelle bekanntgegeben und damit gegen ein Abkommen verstoßen, das die Herrscherhäuser vor sechs Jahren vereinbart hatten. Die dem Orden unterstellten Magier haben die Preise für die Endprodukte bereits herabgesetzt, was den Schluss zulässt, dass die Aktion von langer Hand geplant war und darauf abzielt, die Marktführerschaft auf dem wirtschaftlichen Schlüsselsektor der Verborgenen
Stadt an sich zu reißen. Die anderen Herrscherhäuser haben sich bislang nicht geäußert, doch wir sind davon überzeugt, dass die Dumpingpolitik der Tschuden …«
     
    T-GRAD-COM
     
     
     
     
    Die Burg, Hauptquartier des Herrscherhauses Tschud
Moskau, Wernadski-Prospekt
Dienstag, 20. Juli, 23:24 Uhr
     
     
    Die Burg, das Hauptquartier des Herrscherhauses Tschud – oder des Ordens, wie man es inoffiziell nannte –, bestand aus drei schlanken Hochhäusern im Stile der Breschnewschen Moderne. Diese erhoben sich am Wernadski-Prospekt, und zwar rechter Hand stadtauswärts, nicht weit von der gleichnamigen Metro-Station. Auf der anderen Straßenseite standen ihnen massive, gesichtslose Verwaltungsgebäude gegenüber. Die drei eleganten Wolkenkratzer der Burg wirkten wie supermoderne Kriegsschiffe, die zufällig in einem alten Handelshafen festgemacht hatten. Die riesigen Satellitenschüsseln auf dem Dach und das makellose äußere Erscheinungsbild verstärkten noch diesen Eindruck.
    Das Hauptquartier glich einem Hochsicherheitstrakt. Jeder Quadratzentimeter der näheren Umgebung wurde mit Videokameras überwacht, hohe Mauern und die dichten Kronen stattlicher Bäume schirmten das ausgedehnte Gelände gegen
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