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Die Verbannung

Titel: Die Verbannung
Autoren: Julianne Lee
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Kratzer davonträgt.« In Bedfords Gesichtsfeld lag die Tür, also konnte Cody nicht unbemerkt hinausschlüpfen, daher kletterte sie aus dem Fenster. Warum hatte Dylan ihr bedeutet, den Dolch zu holen? Wie sollte sie ihn Dylan zustecken, ohne dass der Rotrock es merkte?
    Dann kam ihr die Erleuchtung. Sie sollte den Dolch gebrauchen.
    Ihr Magen krampfte sich zusammen. Sie packte die Waffe fester, brachte es aber nicht fertig, damit auf den englischen Offizier loszugehen. Nervös trat sie von einem Fuß auf den anderen und wartete darauf, dass Dylan angreifen würde. Jetzt hing alles von ihr ab. Sie hob den Dolch, holte tief Atem und nahm ihren ganzen Mut zusammen.
    »Lasst die Waffen fallen, Matheson.« Bedfords Aufmerksamkeit galt einzig und allein Dylan.
    »Nein.« Dylan starrte den Engländer fest an und schielte gleichzeitig zu Cody hinüber.
    »Wollt Ihr den Tod Eures Sohnes auf dem Gewissen haben?« Dieser gerissene Hundesohn! Cody hielt den Atem an und wollte zustoßen, doch ihr Arm gehorchte ihr nicht. Tränen traten ihr in die Augen. Sie hasste sich für ihre Schwäche. Verdammt, warum konnte sie nicht tun, was Dylan von ihr erwartete? Ihre Finger schlossen sich fester um den silbernen Griff, aber es half nichts. Sie brachte es nicht über sich, die Klinge in das Fleisch eines lebenden, atmenden Menschen zu stoßen.
    Endlich schleuderte Dylan mit zusammengepressten Lippen die Waffen von sich. Sie landeten klirrend auf dem Boden.
    Bedford schnaubte verächtlich. »Idiot!« Er stieß Dylans Sohn von sich, um Raum für seinen Säbel zu schaffen, dann holte er aus, um den Hals des Jungen mit einem mächtigen Hieb zu durchtrennen.
    »Nein!« Dylan warf sich nach vorn und versuchte das Rapier zu fassen, aber es lag zu weit von ihm entfernt.
    Cody löste sich aus ihrer Erstarrung. Sie hob den Dolch und stieß Bedford die Klinge tief in die Achselhöhle. Bedford schrie auf; der Säbel entglitt seiner Hand.
    »Jetzt, Ciaran!«, schrie Dylan.
    Cody riss den blutigen Dolch heraus, sprang zurück und hielt ihn wie ein Florett angriffsbereit von sich. Fechten war die einzige Kampfart, die sie beherrschte.
    »Zur Hölle mit euch allen!« Der Engländer drehte sich zu ihr um. Nackte Mordlust loderte in seinen Augen.
    Dylans Herz begann wild zu hämmern. »Jetzt, Ciaran!« Der Junge ließ sich zu Boden fallen und steckte den Talisman an sein Hemd. Im selben Augenblick verschwand er. Dylan schnappte sich das Rapier und stürmte auf den Sassunaich los.
    »Zur Hölle mit euch allen!« Bedford presste eine Hand auf seine Wunde und blickte sich nach allen Seiten um, ohne den kleinen Jungen entdecken zu können. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit Cody zu, doch Dylan bohrte dem Major bereits die Spitze des Rapiers so fest in den Rücken, dass er es durch die dicke Wolle des Rockes zu spüren bekam. »Verschwindet, Bedford. Ciaran ist über die Hügel gelaufen, und in ein paar Minuten wird unser nächster Nachbar erfahren, dass Ihr ihn töten wolltet. In einer Stunde wird die Kirchenglocke läuten und die Clansleute zusammenrufen. Bei dieser Versammlung werden wir darüber abstimmen, ob wir Eure illegalen Geschäfte mit Ramsay Euren Vorgesetzten melden sollen oder ob es besser ist zu schweigen und unser Wissen als Druckmittel gegen Euch einzusetzen. Ich persönlich werde für Letzteres plädieren, denn ...«, er bedachte den Major mit einem kalten Lächeln, »ich möchte wissen, wo ich Euch finden kann.«
    Bedfords Gesicht war dunkelrot angelaufen. Noch immer presste er eine Hand gegen seine Achselhöhle, sagte aber kein Wort.
    »Eure Militärkarriere wird nur so lange andauern, wie Ihr die Grenzen dieses Tals respektiert«, fuhr Dylan fort. »Und Ihr selbst werdet nur so lange am Leben bleiben, wie meine Kinder in Sicherheit sind. Sollte meinem Sohn oder meiner Tochter etwas zustoßen - und wenn sie vom Blitz getroffen werden -, dann hat Euer letztes Stündlein geschlagen.« Er bohrte die Rapierspitze tiefer in den Mantel des Majors. »Haben wir uns verstanden, Sassunaich?«
    Bedford nickte stumm.
    »Dann entfernt Euren englischen Arsch von meinem Land. Und wenn Ihr wiederkommt, legt etwas mehr Höflichkeit an den Tag. Vergesst nicht, was mein Clan und ich alles über Euch wissen.«
    Bedford trat zur Seite, deutete auf die Waffe auf dem Boden und schnarrte: »Meinen Säbel.«
    Dylan verzog die Lippen. »Nein, Ihr Hohlkopf, das ist jetzt mein Säbel.« Er versetzte Bedford einen leichten Stoß mit dem Rapier. Der Major sprang
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