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Die Vampirjaegerin

Die Vampirjaegerin

Titel: Die Vampirjaegerin
Autoren: Amelia Atwater-Rhodes
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dem Finger darüber, schüttelte dann jedoch den Kopf und ging weiter.

    Sie betrachtete die Armbrüste, doch die waren die traditionellen Waffen von Onyx, der Schwestergilde von Crimson, und damit für ein Crimson-Duell ungeeignet.
    Ravyn ging weiter an Floretten, Degen und Säbeln vorbei. Die Stöcke würdigte sie nicht einmal eines Blickes.
    Schließlich zog sie zwei Lederpeitschen herunter und ließ eine davon fachmännisch knallen. »Ich wähle diese hier!«
    Mit einem höhnischen Lachen warf Ravyn Turquoise eine der Waffen zu.
    Turquoise ließ sie fast zu Boden fallen, bevor sie reflexartig danach griff. Die Peitsche war die einzige Waffe der gesamten Waffenkollektion in der Bruja-Halle, die sie verabscheute. Ravyn hätte keine bessere Wahl treffen können.
    »Turquoise, nimmst du die Herausforderung an?«, fragte Sarta.
    »Ich nehme sie an.« Sie war dankbar, dass ihre Stimme nicht zitterte. Sie hasste Peitschen. Sie konnte damit umgehen, war allerdings nicht sonderlich treffsicher.
    »Dann macht, dass ihr rauskommt«, befahl Sarta. »Kommt am Tag nach dem nächsten Vollmond wieder. Der Kampf beginnt bei Sonnenaufgang.«
    Turquoise nickte, wandte dann Sarta und Ravyn den Rücken zu und stolzierte so würdevoll wie möglich vom Kampfplatz.
    Am Anschlagbrett hielt sie kurz inne, um zur Ruhe zu kommen, bevor sie die Halle verließ.
    Auch Ravyn blieb hinter ihr stehen, um auf die Tafel zu sehen. Ravyn, wie jedes andere Mitglied von Bruja, war niemand, den sie gerne im Rücken hatte. Sie zwang sich, stehen zu bleiben, obwohl ihr Instinkt ihr zur Flucht riet, und studierte die Anschläge.
    Die meisten Angebote ignorierte sie. Sie war zwar eine Auftragskillerin, aber sie hatte ihre Prinzipien und bevorzugte Vampire als Beute. Ein paar Formwandler waren ausgeschrieben, klangen aber nicht sonderlich interessant. Außerdem hatte sie immer noch Skrupel, ein Wesen zu erstechen, das wie ein Mensch atmete und blutete, auch wenn ihm gelegentlich Fell, Schuppen oder Federn wuchsen.
    Den Rest der Anzeigen wollte sie nicht einmal lesen. Ihrer Meinung nach war es kein Geld der Welt wert, menschliche Ziele zu jagen, doch sie wusste, dass die meisten Bruja-Mitglieder anderer Ansicht waren. Einige argwöhnten, dass es nur Feigheit sei, die sie davon abhielt, ihresgleichen zu jagen. Als Turquoise zu Bruja gekommen war, hatten einige der älteren Mitglieder Wetten abgeschlossen, wie lange es wohl dauern würde, bis sie den ersten Menschen tötete.
    Sie warteten immer noch.
    Schließlich verließ Turquoise die Halle. Als sie mit der Schulter die Tür nach draußen ins Helle aufstieß, streckte sie sich.
    Eine fremde junge Frau, nicht älter als fünfundzwanzig, wartete auf sie. Sie hob die Handflächen zum Zeichen, dass sie unbewaffnet war.
    »Turquoise Draka?«, fragte sie. Ihre Stimme war klar, mit einem leichten englischen Akzent.
    Turquoise nickte vorsichtig. Ihre Augen hatten sich mittlerweile ans Sonnenlicht gewöhnt und sie musterte die Frau. Mit ihrem braunen, hochgesteckten Haar und dem beigefarbenen Anzug über einer braunen Bluse sah sie recht harmlos aus. An der Wand neben ihr lehnte eine lederne Aktentasche.

    Doch ihre Absätze erzeugten auf dem Steinboden kein Geräusch, als sie näher kam, und trotz der Junihitze zeigte ihre Haut keine Anzeichen von Schweiß.
    Turquoise verließ sich auf ihre Fähigkeit, einen Vampir zu erkennen, wenn sie einen sah, doch nur weil sie zufällig kein Blutsauger war, hieß das noch lange nicht, dass diese Frau menschlich war.
    »Ah, und das ist Ravyn Aniketos«, rief die Fremde, als Ravyn müde durch die Tür schlüpfte. Obwohl sie noch in die Sonne blinzeln musste, zog Ravyn sofort den Dolch, als sie ihren Namen hörte.
    Ravyn und Turquoise sahen sich kurz an und verständigten sich insgeheim. Auch wenn sie eigentlich Feindinnen waren und ständig um Macht rivalisierten, so waren sie beide doch intelligent genug, um ihre Differenzen beiseitezulegen, sobald sie sich einer gemeinsamen Bedrohung gegenübersahen. Vampir, Hexe, Formwandler oder Mensch, diese Frau war chancenlos, wenn sie keine friedlichen Absichten hatte.
    »Kann ich Ihnen irgendwie helfen?«, fragte Turquoise vorsichtig.
    »Ja. Ich heiße Jillian Red.« Der Name klang wie ein Pseudonym. Jillian streckte die Hand aus, sah aber nicht überrascht aus, als sie niemand ergriff. »Ich habe eure Laufbahn jetzt ungefähr ein Jahr lang verfolgt. Ihr habt beide einen beachtlichen Rang erreicht und hegt gegen eine gewisse Rasse, für
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