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Die Vampirjaegerin

Die Vampirjaegerin

Titel: Die Vampirjaegerin
Autoren: Amelia Atwater-Rhodes
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erst nachdem Lord Daryl sie in einem Wutanfall verstoßen und dem Händler befohlen hatte, sie fortzubringen.
    »Das wird kein Problem sein«, meinte Ravyn beschwichtigend, doch Turquoise konnte die Anspannung in ihrer Stimme hören. Jillians Geschichte zufolge hatte Ravyn sich ebenfalls einmal in der unbequemen Lage befunden, die Nathaniel beschrieb. Die Jägerin versuchte, tapfer zu wirken. »Erzähl uns mehr über Jeshickah!«
    »Jeshickah ...« Nathaniel schüttelte den Kopf. »Sie suchte sich ihre Sklavenausbilder aus und lehrte sie ihr Handwerk. Sie entschied, welche Sklaven zur Zucht verwendet und welche getötet wurden. Nachdem ihr Midnight zerstört wurde, zog sie sich aus der Gemeinschaft der Vampire zurück. Bislang«, fuhr er fort, »scheint sie in Jaguars Projekt nicht verwickelt zu sein. Jaguar war Jeshickahs Liebling – brutal und ihr völlig hörig. Es ist kaum verwunderlich, dass er die Umgebung neu zu erschaffen versucht, in der er Macht innehatte.«
    Danach beschrieb Nathaniel den Sklavenausbilder, was Turquoise die Gelegenheit nahm, weiter nach Jeshickah zu fragen, ohne zu verraten, dass sie ihr Opfer sein sollte.
    »Traut Jaguar nicht und verärgert ihn nicht, wenn ihr nicht bereit seid, euch dafür schlagen zu lassen. Es ist nicht leicht, seinen Zorn zu erregen, aber wenn es euch gelingt, habt ihr ein Problem. Im Allgemeinen solltet ihr zusehen, dass er euch nicht schlägt, besonders nicht, wenn er wütend ist. Wenn es aber doch geschieht, dann wehrt euch nicht. Erhebt nie die Hand gegen einen Ausbilder, es sei denn, ihr seid sicher, dass ihr ihn töten könnt.«
    »Ist er üblicherweise bewaffnet?« Turquoise stellte die Frage aus reiner Gewohnheit. Beide Jägerinnen würden ihre Waffen zurücklassen müssen; sie könnten sie nicht erklären, wenn man sie bei ihrer Ankunft in Midnight entdecken würde. Aber Waffen waren überall zu finden, besonders wenn das Opfer welche trug.
    »Messer verwendet Jaguar nur selten«, antwortete Nathaniel. »Er bevorzugt eine drei Meter lange Lederpeitsche, mit der er meisterhaft umzugehen versteht. Ich habe einmal beobachtet, wie er einem anderen Vampir den Arm aufgeschlitzt und mit dem Rückschlag der Peitsche einen Vogel aus der Luft gepflückt hat.«

    Ravyn schüttelte den Kopf und nippte gedankenverloren an ihrem Mineralwasser. Turquoise fühlte ihren Blick auf sich ruhen. »Stimmt etwas nicht, Turquoise?«, fragte Ravyn schleppend. »Du siehst ein wenig blass aus.«
    »Nur verärgert«, gab Turquoise schnell zurück und zwang sich, Ruhe zu bewahren. Messer, Armbrüste, Schwerter, Stangen ... Warum musste es ausgerechnet eine Peitsche sein?
    Sie ist praktisch. Die Stimme ihrer Erinnerung, die die vor drei Jahren gestellte Frage beantwortete, war die von Lord Daryl: Mit einem Messer entstehen eher Narben und die Wunden werden leicht größer als beabsichtigt. Mit einer vielseiti-geren Waffe ist es leichter, Disziplin herzustellen.
    Lord Daryl konnte eine Peitsche weich genug schwingen, dass sie nur auf der Haut brannte, aber auch so fest, dass es blutete, je nach seiner Laune.
    Nathaniel blickte sie über den Tisch hinweg an. Zweifellos wusste er, woran sie dachte. Dann sah er weg, um mit der Kellnerin zu flirten, die soeben zurückkam, um ihre Wassergläser zu füllen.
    Sobald sie gegangen war, fuhr Nathaniel fort: »Turquoise, vielleicht solltest du deinen richtigen Namen wieder annehmen. Es würde es leichter machen, jene, auf die du triffst, davon zu überzeugen, dass du die letzten Jahre im Sklavenhandel herumgereicht wurdest. Auf jeden Fall solltest du nicht den Namen Turquoise Draka verwenden. Den kann man zu leicht zurückverfolgen. Ravyn, wie wahrscheinlich ist es, dass dich jemand wiedererkennt?«
    Ravyn schüttelte den Kopf. »Alle Vampire, die ich je kannte, sind tot.«
    Nathaniel bedachte sie mit einem Blick, der ihr sagte, dass er sowohl die Drohung als auch die Lüge in ihrer Antwort erkannt hatte. Ravyn sprach nicht weiter.
    Nathaniel nahm noch einen Schluck Tee und behielt ihn einen Moment im Mund, als ob er an etwas völlig anderes dächte. »Normalerweise diskutiere ich nicht über die Pläne von Leuten, die mich bezahlen. Aber ihr beide seid euch wohl darüber klar, dass das der reine Wahnsinn ist, oder?«
    »Wahnsinn lässt die Flüsse fließen«, antwortete Ravyn völlig unsinnig.
    »Hast du noch mehr Ratschläge?«, fragte Turquoise und versuchte, Ravyn so weit wie möglich zu ignorieren. Sie unterdrückte ein Gähnen und sah
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