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Die Vampirjaegerin

Die Vampirjaegerin

Titel: Die Vampirjaegerin
Autoren: Amelia Atwater-Rhodes
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aber sein Herz traf sie trotzdem nicht, sondern stieß ihm die Klinge in den Magen.
    Lord Daryl fluchte leise und stieß sie fort, zu Nathaniel. Sie konnte nicht mehr aufstehen. Alles blutete, schmerzte, schwoll an. Sie konnte sich später kaum mehr daran erinnern, dass sie ihn zu Nathaniel sagen hörte: »Schaff sie hier raus!«

    Damals hatte sie Glück gehabt, dass Nathaniel sie gerettet hatte. Dieses Mal konnte sie sich nur auf ihre Erfahrung und ihre Sinne verlassen.
    Das Messer hielt sie noch mit tödlichem Griff in der Hand, doch nur weil die Instinkte nicht so leicht aufgaben. Turquoise konnte sich glücklich schätzen, dass sie sich nicht im Fallen daran verletzt hatte.
    Daryl stand bereits über ihr, sein Gesicht eine ausdruckslose Maske. »Du kannst nicht gegen mich kämpfen, Catherine«, sagte er so ruhig, dass er Turquoise damit in Rage brachte. »Ich bin dein Meister, und das werde ich sein, solange du lebst.
    Hast du wirklich geglaubt, du wärst mir überlegen?«

    »Du bist Catherine Miriam Minate«, hatte ihr Vater gesagt, nachdem sie Daryl das erste Mal getroffen hatte, als ob das alles erklärte. »Du bist stolz und dazu hast du auch allen Grund. Und niemand – überhaupt niemand – kann dir das nehmen, wenn du es nicht zulässt.«

    Turquoise antwortete einsilbig: »Ja!«
    Erneut griff sie an, mit einer Reihe blitzartiger Stöße und Ausweichmanöver, die Daryl aus der Deckung brachten. Das Messer schlitzte an seinem Arm entlang, als er versuchte, es abzublocken. Sie konnte knapp seiner Klinge ausweichen, indem sie näher an ihn herantrat. Ihr Messer schnitt über seinen Handrücken und zwang ihn, mit einem Schmerzenslaut die Waffe fallen zu lassen.

    »Manche Leute denken nur an sich selber. Sie verbrauchen Dinge, sie zerstören«, hatte Mr Minate seiner Tochter gesagt. »Du ...du bist ein Erzeuger, ein Erbauer: ein Heiler, kein Verbraucher.«
    Cathy tat die Worte ihres Vaters als unwichtig ab.

    Manche Leute verbrauchen Dinge – Menschen oder Objekte. Sie zerstören. Und manche Wesen misshandeln andere, um selbst gedeihen zu können. Doch dieses Wesen hier hatte sich dazu die Falsche gesucht.
    »Vielleicht wäre ich nie hierher zurückgekommen«, sagte Turquoise, während sie kämpfte. Sie kam näher und wich zurück, als Daryl kontern wollte. »Aber du hast etwas sehr Dummes getan.« Wieder ein paar Attacken und schnelles Zurückweichen. »Du hast ...« Sie wehrte einen Hieb ab, eine Anstrengung, die es ihr fast schwarz vor Augen werden ließ. »... Eric bedroht. Und du hast versucht ...«
    Er fasste sie um die Taille und zog sie zu sich heran. »... das Leben zu zerstören, das ich mir gerade aufbauen wollte.« Sie riss das Knie hoch und Daryl stieß sie mit einem Schmerzenslaut von sich.

    Er erwartete, dass sie stürzen oder zumindest langsamer würde. Stattdessen schwang sie sofort ihre Waffenhand herum und legte ihr ganzes Körpergewicht in den Stoß.
    Endlich fand das Messer sein Ziel, und der Vampir stürzte zu Boden wie eine Marionette, deren Fäden durchtrennt wurden.
    Turquoise fiel beinahe mit ihm, schaffte es jedoch gerade noch, sich gegen die Wand zu lehnen und eine weitere Welle des Schwindelgefühls abzuwehren.

    »Du wirst in deiner Zukunft Erstaunliches erreichen«, stellte ihr Vater bestimmt fest. »In dir stecken so viel Leidenschaft und Talent... Ich bin sicher, aus dir wird etwas Unglaubliches.«

    Er hatte nicht von der Vampirjagd gesprochen.
    Merkwürdigerweise dachte sie selbst jetzt auch nicht daran. Sie würde ihre Zukunft in zwei Welten zubringen können, in der der Menschen oder in der der Vampire. Oder in beiden.
    Zuerst brauchte sie einen Arzt. Im Moment machte sie sich keine Illusionen darüber, was sie war – ein Mensch – oder wie viel Schaden sie sich selber zufügen würde, wenn sie nicht in ein Krankenhaus ging, um ihren Arm untersuchen zu lassen. Und danach ...
    Du bist ein Erzeuger, ein Erbauer. Wer weiß? Vielleicht konnte sie das selbst herausfinden.
    Vielleicht konnte sie den Job, den Jaguar ihr angeboten hatte, so lange übernehmen, bis er ihr langweilig wurde, und dann Nathaniel bitten, sie zu einem Vampir zu machen; vielleicht konnte sie aber auch retten, was Daryl zu zerstören versucht hatte, und möglicherweise mit einem menschlichen Leben zufrieden sein.
    Sie hatte die Wahl. Auch wenn ihr nicht die Ewigkeit zur Verfügung stand, um sich zu entscheiden, blieb ihr noch Zeit. Und sie war frei.
    Schließlich und endlich, stellte sie trocken fest,
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