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Die Vampirjaegerin

Die Vampirjaegerin

Titel: Die Vampirjaegerin
Autoren: Amelia Atwater-Rhodes
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merkwürdig fand, dass ein Vampir und ein Mensch eine enge Geschäftsbeziehung hatten, so hatte er es noch nie angesprochen. Nathaniel hatte Turquoise das meiste von dem, was sie wusste, beigebracht. Er hatte ihr gezeigt, was ein Händler war, hatte sie den Wert ihrer Talente zu schätzen gelehrt – darunter das Jagen – und, was noch wichtiger war, wo sie Käufer für die Fertigkeiten fand, die sie anzubieten hatte. Einmal hatte er ihr sogar das Leben gerettet – und er hatte sie einmal davor bewahrt, den Verstand zu verlieren.
    »Ich nehme nicht an, dass dies ein Höflichkeitsbesuch ist«, stellte Nathaniel fest.
    »Hast du einen Auftrag?«
    Sie nickte. Sie war nicht ganz sicher, wie viel sie ihm erzählen konnte. Auch wenn er ihr anbieten würde, sein Schweigen zu erkaufen, wäre Nathaniel wohl ebenso schnell bereit dazu, diese Informationen an einen Dritten zu verkaufen.
    »Ich muss mit einer anderen Frau zusammen ins Reich von Midnight.« Nur ein leichtes Hochziehen der Augenbrauen verriet ihr, dass sie Nathaniel überrascht hatte. »Und zwar ohne dabei gefesselt und zusammengeschlagen zu werden.«
    Nathaniel seufzte und lehnte sich an die Wand. »Du hast ja sehr bescheidene Wünsche«, sagte er sarkastisch. »Versuchst du, dich umzubringen?«
    Sein Tonfall irritierte sie. Nathaniel war normalerweise nie gegen etwas, was andere Leute tun wollten, besonders dann nicht, wenn sie ihn aller Voraussicht nach dafür bezahlen wollten.
    »Kannst du uns hineinbringen?«
    »Ich könnte euch dorthin verkaufen«, schlug Nathaniel vor. Sein Blick glitt über ihren Körper, er taxierte sie kritisch. »Du würdest einen guten Preis erzielen, da bin ich sicher. Attraktiv, gesund, stark, intelligent... Zumindest dachte ich das bis jetzt.
    Bist du wirklich so wild darauf, wieder in die Sklaverei verkauft zu werden, Turquoise?«
    Nein. Da war sie einmal gewesen, und sie verspürte keinen Wunsch, dorthin zurückzukehren. Als erfahrene Jägerin mit einem Messer zurückzukehren, war allerdings etwas ganz anderes als die Situation von damals, als sie noch ein unbewaffnetes unschuldiges Mädchen gewesen war.

    »Gibt es eine andere Möglichkeit?«
    Nathaniel schüttelte den Kopf und schätzte ihren Preis in einem kühlen Ton, bei dem es ihr eiskalt den Rücken hinunterlief.
    »Die Narben an deinen Armen werden deinen Wert um ein paar Hundert verringern. Es sei denn, du möchtest, dass ich dich an Daryl verkaufe. Er würde sehr viel für dich bezahlen.«
    Turquoise fuhr zurück, als Nathaniel den Namen ihres früheren Herrn nannte, nahm dann jedoch ihren Stolz zusammen und verkündete: »Wenn er in Midnight ist, dann gehe ich erst recht dorthin. Er hat schon lange ein Messer verdient.«
    »Du warst nicht immer so hart«, sagte Nathaniel leise. Er war derjenige gewesen, der ihr mit dem Namen Turquoise Draka eine neue Identität gegeben hatte, nachdem Lord Daryl die alte zerstört hatte. Er hatte für sie Kontakt mit Bruja aufgenommen und sie gelehrt, sich zu wehren, anstatt sich zu verstecken. Er hatte ihr nie gesagt, warum, und sie hatte nie gefragt. »Ich habe dich Dinge tun sehen, bei denen ich mich gefragt habe, ob du lebensmüde bist. Du gehst so weit, dass es viele schwächere Menschen umbringen würde, und nimmst selbstmörderische Aufträge an, nur um dir selbst zu beweisen, dass du es kannst.«
    Sie zuckte mit den Achseln und stellte fest, dass ihre Schultern schmerzhaft verspannt waren.
    »Ich habe noch nie verloren«, erinnerte sie ihn. »Und ich habe es auch noch nie erlebt, dass du mir widersprichst.«
    Nathaniel seufzte nur. »Es ist dein Leben«, lenkte er schließlich ein. »Du kennst den Sklavenhandel besser, als die meisten freien Menschen es sich jemals vorstellen können.«
    Er schwieg eine Weile und nannte dann seinen Preis. »Vierzigtausend im Voraus. Und ich behalte, was ich für euren Verkauf bekommen kann. Seit das alte Reich von Midnight zerstört wurde, habe ich kein Fleisch mehr verkauft, aber ich bin oft genug dazu gedrängt worden. Es wird niemanden überraschen, wenn ich ein paar Menschen für einen guten Preis anbringe. Sind wir im Geschäft, Milady?«
    Nathaniel hatte seine kühle Zurückhaltung wiedergewonnen, und der gewohnte Tonfall half Turquoise, ihre angespannten Nerven zu beruhigen.
    Sie nickte. »Wir sind im Geschäft.«
    »Und deine Partnerin?«
    Wieder nickte sie. Gemeinsam gingen sie zurück zu Ravyn und Jillian, die solange gewartet hatten.
    Ein paar Schritte vor der Tür des Hotelzimmers
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