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Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)
Autoren: Tim Akers
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Aufmerksamkeit von Camilla abzulenken. Schließlich war der Engel lediglich eine Schöpfung der Celesteaner. Wenn dagegen ihr Muster in den Algorithmus eingebaut werden könnte, würde Cranich sich nicht stattdessen darauf stürzen? Zumindest würde er darüber nachdenken. Und dieser Moment der Ablenkung war das, was die Brights gewollt hatten.
    Damit sie sich Camilla schnappen konnten. Ich sah mich um und erspähte sie, ihre Handlanger, versteckt zwischen den Erschaffern. Mit geschlossenen Mündern rückten sie vor. Und hinter mir befand sich eine wutentbrannte Veronica. Und die Störung, die ich in Cranichs kleinen Chor eingebracht hatte, schien den Ausschlag zu geben. Camilla war im Begriff zu gewinnen – die Krähen kreisten enger und enger um sie. Mit einem Schimmer des Triumphs in den Augen sah sie mich an.
    »Tut mir leid, meine Liebe«, sagte ich. »Das kann ich nicht zulassen. Heute bekommt niemand, was er will.«
    Ich griff sie an, rammte sie aus der Mitte ihres Strudels von Krähen und rollte mit ihr weg. Sie zerfiel klirrend in Stücke, als ich ihr Herz der Unterstützung der Krähen entriss. Nur ihre Arme, ihre Brust und das hohle Gebilde ihres Kopfes blieben zurück. Hinter mir ertönte wildes Gebrüll. Krähen flogen überall umher.
    Ich hob die Überreste des Engels auf und rannte los. Ich kannte einen Ort dafür. Im Raum herrschte Chaos, als ich verschwand. Krähen hackten auf die Erschaffer ein, Veronica heulte durch ihre Eisenmaske hindurch, und über allem erscholl das Lied der Sängerin, wunderschön und klar.
    Der Schock legte sich etwa zwei Minuten später. Camilla begann, sich ernsthaft gegen mich zu wehren. Ich legte sie auf einem Sockel ab und wischte mir mit einem Tuch das Blut aus den Augen.
    »Was machst du da, Jacob?«, zischte sie.
    »Wegrennen. Ich dachte, das sei ziemlich offensichtlich.«
    »Mit mir! Was um alles in der Welt denkst du dir dabei? Jetzt wird Cranich gewinnen.«
    Ich schüttelte den Kopf. Die Kampfgeräusche waren verstummt, doch ich war ziemlich sicher, dass die Brights den alten Schöpfer immer noch jagten. Sollten sie einander ruhig in Stücke reißen.
    »Die Brights wissen, was sie tun. Sie kennen ihre Grenzen. Zumindest werden sie in der Lage sein, ihn aufzuhalten. Und hoffentlich nimmt er sie ausreichend in Beschlag, dass wir uns in den Wirren davonstehlen können.«
    »Ich hatte ihn, Jacob! Ich hatte Cranich an der Gurgel.«
    »Nein, hattest du nicht.« Ich hob eine Hand. »Es gab da drin zwei mögliche Resultate. Erstens: Cranich hätte dich letztlich niedergerungen, sich die Krähen genommen und anschließend dein Muster gestohlen. Du hättest den Rest deines Lebens als Rädchen in seiner Maschine verbracht. Zweitens: Die Brights hätten eingegriffen und dich irgendwie gestohlen. Und ich denke, sie hätten auch Cranich stehlen können, obwohl ich mir da nicht ganz so sicher bin.«
    »Das hätten sie tun können?«, fragte sie.
    »Ja. Aber bei dem Plan war ich ein integraler Bestandteil, deshalb hatte er nie wirklich Aussicht auf Erfolg. Pass auf, ich schaffe dich hier raus. Aber nur, wenn du dabei hilfst, verstanden?«
    »Warum sollte ich das wollen?«, fragte sie.
    »Weil deine Alternative eine Ewigkeit im Keller der Familie Bright ist. Das wäre nicht so angenehm wie die Ewigkeit, die du an diesem Ort verbracht hast. Sie würden dich mit Sicherheit nicht anbeten.«
    »Eine Ewigkeit ist weniger Zeit, als du denkst«, gab sie nüchtern zurück. »Ich habe bereits zwei davon hinter mir, und davor habe ich eine dritte durchlebt. Fein. In dieser Ewigkeit bekomme ich meine Rache nicht. Vielleicht in der nächsten. Wohin bringst du mich?«
    »Ich kenne da einen Ort. Aber zuerst: Was hast du mit Wilson gemacht?«, verlangte ich zu wissen.
    »Er ist in Sicherheit.«
    »Definiere Sicherheit.«
    »Nicht tot. Nicht im Sterben begriffen. Wahrscheinlich nicht wach genug, um den Unterschied feststellen zu können.«
    »Lass mich einige Dinge für dich klarstellen«, spie ich ihr entgegen. »Du musst aufhören, mir klugscheißerische Antworten zu geben. Klugscheißerische Antworten werden dich umbringen. Hast du Wilson wehgetan?«
    »Ja, Jacob. Ich habe ihn schlimm verletzt. Wahrscheinlich habe ich ihm dauerhaften Schaden zugefügt. Dafür, was ihr beide vor zwei Jahren getan habt, als ich zuletzt die Chance zur Flucht hatte. Und ich würde es wieder tun, und ich würde es auch mit dir tun, wenn sich mir die Gelegenheit böte.« Sie verschränkte die dünnen Arme vor der
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