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Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)
Autoren: Tim Akers
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Cranich.«
    »Ezekiel. Ezekiel Cranich. Jacob, du musst lernen, etwas Respekt zu zeigen. Er stammt von außerhalb. Nicht aus der Stadt. Aber wo immer er herkommt, der Ort strotzt vor Kellern mit Geld, Stil und Klasse.« Er setzte ein hässliches Grinsen auf, das eine Jugend verriet, in der standhaft gegen jede Art von Zahnchirurgie rebelliert worden war. »Diesem Cranich dringt es förmlich aus den Poren.«
    »Tja, dann kann ich mir wirklich nicht vorstellen, was schiefgehen könnte, Grau. Ein geheimnisvoller Geldsack von außerhalb der Stadt wendet sich an die Unterklasse der Verbrecherwelt, mit dem ausschließlichen Ansinnen, sie stinkreich zu machen.« Ich klopfte Grau auf die Schulter. »Dein Plan ist tadellos, Freund Grau. Unfehlbar.«
    »Du bist so ein Mistkerl. Aber ich lasse mich davon nicht runterziehen, Jacob. Nicht heute Nacht. Und er hat sich nicht einfach an die Unterklasse der Verbrecherwelt gewandt. Er hat nach dir verlangt, mein Junge. Nach Jacob Burn.«
    »Wie bitte?«
    »Er hat namentlich nach dir gefragt. Na ja, jedenfalls so gut wie. Er hat erfahren, mit wem ich zusammenarbeite, und sein Agent kam zu mir. Hat speziell mich aufgesucht, verstehst du?« Grau piekte mich kräftig in die Brust und lachte. »Ich wusste immer, dass es richtig war, mich mit dir zusammenzutun.«
    Das gefiel mir nicht. Ich mochte keine Leute, die mich kennenlernen wollten. Sie hatten nie einen guten Grund dafür. Jedenfalls keinen, der mir behagte.
    »Grau, ich möchte, dass du mir jetzt gut zuhörst. Das ist eine üble Sache. Für gewöhnlich wollen die Leute in dieser Stadt, die mit mir arbeiten möchten, mich im Zuge dessen auch gleich umbringen. Verstehst du? Ich kann mir nicht vorstellen, wieso es bei jemandem von außerhalb der Stadt besser sein sollte.«
    »Hör auf, Jacob. Du bist zu ängstlich. Und das verstehe ich angesichts deiner …« – er schwenkte eine Hand – »deiner Vorgeschichte. Aber diese Sache wird klappen. Es ist ein guter Auftrag, ein guter Schritt vorwärts für uns. Hör auf, dir über alles Sorgen zu machen.«
    »Das tue ich aber nun mal, Grau. Und das ist der Grund, weshalb wir noch nicht tot sind. Ich zerbreche mir über solche Dinge den Kopf.« Ich zog ihn von der Straße und starrte unglücklich hinüber zu unserem Ziel, dem Ort des Treffens mit diesem Mr. Cranich. »Und ich sage dir, das ist keine gute Sache für uns.«
    »Jacob«, sagte Grau in ernstem Tonfall. Sein zahnlückiges Lächeln verschwand vorübergehend. »Hör mir zu. Wir kommen nicht weiter. Die Aufträge, die wir übernehmen, die Leute, für die wir arbeiten … das ist alles Scheiße. Die Bezahlung ist mies, die Arbeit ist mies. Alles daran ist einfach nur mies. Und eines Tages, wahrscheinlich schon bald, werden wir dabei draufgehen.«
    »Die Wahrscheinlichkeit dafür sinkt aber nicht, indem wir für einen reichen Auftraggeber arbeiten.«
    »Nein. Aber ich will lieber in sauberen Kleidern und mit dem Bauch voll Steak sterben als hungrig in irgendeinem verfluchten Straßengraben.« Er löste sich aus meinem Griff und zupfte seinen schicken braunen Anzug zurecht. »Und jetzt komm.«
    Von außen sah der Treffpunkt nicht besonders aus. Ein Holzhaus mit alten, schwarzen und fleckigen Brettern und dunkelroten, zugezogenen Vorhängen. Keine Spur von Licht im Inneren. Keine Wachen an der Vorderseite, kein Klopfer an der Tür. Grau schlurfte durch den Schlamm und hämmerte mit fleischiger Faust an die Tür. Geöffnet wurde von einem dürren Mann mit Brille und eigenartig glatten Zügen. Wir gingen rein.
    »Sind Sie Mr. Cranich?«, fragte Grau den Dürren. Der Bursche schwieg, gab keine Antwort, verließ nur den Raum. Als ich Anstalten machte, ihm zu folgen, schloss sich die Tür hinter ihm. »Du bist dem Kerl noch gar nicht begegnet?«, fragte ich und sah mich um. Eine kleine Diele, die Wände aus blankem Holz, zwei leere Bücherregale, die womöglich schon seit hundert Jahren hier standen und unter dem eigenen Gewicht durchhingen. Die Tür, durch die wir hereingekommen waren, die Tür, durch die Mr. Dünn verschwunden war. Ein einziges Licht – eine altmodische Öllampe, die in der Zugluft flackerte und tänzelte. Hinter den Wänden hämmerte der Regen gegen die Zimmerfenster, und durch diesen harschen Hintergrundlärm hörte ich Bewegung. Körper bewegten sich über Böden, Gelenke knackten, Türen wurden geöffnet, Unterhaltungen geführt. An diesem Ort fiel es schwer, sich zu orientieren. Das Haus hätte sowohl größtenteils
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