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Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)
Autoren: Tim Akers
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die Vögel entfernten sich nicht weit, umkreisten Camilla in einem engen Wirbel. Sie hielt die Krähen fest, wenngleich unvollständig. Schmerz trat ins Cranichs Züge, und er begann zu schwitzen.
    »Sehr … interessant«, sagte er und lehnte sich vor. »Sehr hartnäckig.«
    Camilla stand völlig reglos da, die Augen konzentriert geschlossen, der Mund offen. Ein Kampf der Willenskraft, ausgetragen über das Rohmaterial, das durch Cranichs künstlichen Schwarm schwarzer Vögel wogte. Sie standen dicht beisammen, die Arme ausgestreckt. Die Erschaffer rings um sie schwankten unter der Kraft der durch sie geleiteten Energien.
    Veronica tippte mir auf die Schulter, ohne in meine Richtung zu schauen. Sie streckte erst drei Finger empor, dann zwei, zuletzt einen, bevor sie in die Mitte des Raums zeigte. Als ich mich nicht rührte, sah sie mich an und legte den Kopf neugierig schief. Zeit, sich etwas einfallen zu lassen.
    »Oh, Sie meinen, es geht los. Hab vergessen, wie das Signal aussieht. Albert sagte … egal.« Ich hüpfte den Abhang hinunter und rutschte unangenehm über das Geflecht der Mechanik, bevor ich unsanft auf dem Boden landete. Niemand schaute zu mir. Wahrscheinlich gingen sie zu sehr in ihrem kleinen, mystischen Gefecht auf, um mich überhaupt zu bemerken. Ich räusperte mich und näherte mich den beiden.
    »Das war’s!«, brüllte ich in der Hoffnung, jemand im Raum würde mich hören. »Ich bin’s. Ich komme, um Sie zu töten, Cranich. Gleich hier!« Ich holte die Säuberungsmaske hervor und hielt sie wie ein Abzeichen. »Ja, genau. Damit! Denke ich.«
    Hinter mir ertönte Lärm. Ich drehte mich um und sah, dass Veronica aufgesprungen war. Sie packte ihr Korsett und zog daran, als wolle sie sich vor mir entblößen. Merkwürdig. Ich wandte mich wieder den beiden Kämpfenden zu. Mittlerweile hatten sie mich bemerkt und beobachteten mich aus den Augenwinkeln. Sie wirkten wie gelähmt, aber entsetzt. Inzwischen hatten sich die Muster der Krähen geändert. Sie kreisten nicht mehr so eng um Camilla. Einige wechselten in eine Umlaufbahn um Cranich, kreisten einmal über ihm, bevor sie zu Camilla zurückkehrten. Sie verlor sie, langsam, aber unausweichlich. Ihre Kontrolle war nicht perfekt.
    Es lag an der Maske. Sie sahen die Maske an, nicht mich. Ich drehte sie in den Händen. Dies war nicht die Säuberungsmaske, die ich aus Cranichs Haus mitgenommen hatte. Die hatte er als Zeichen zurückgelassen. Vermutlich war es die ursprüngliche Maske gewesen, die damals von demjenigen getragen worden war, der kam, um seine Familie zu töten. Wie er sie erlangt, wie er diese Verfolgung überhaupt überlebt hatte, war ein Rätsel. Und würde immer ein Rätsel bleiben. Doch diese Maske hier war frisch geprägt. Ich schaute zurück zu Veronica, die nach wie vor ihre eigene Eisenmaske trug. Ein weiteres aufgedecktes Geheimnis, vermutete ich. Aber für wen war die Säuberungsmaske? Wer sollte sie tragen?
    Die Maske wand sich in meinen Händen. Ich betrachtete die Rückseite. Lange, dünne Tentakel aus flüssigem Metall waren aus ihr gesprossen und schnalzten hungrig durch die Luft. Diese Maske war für mich. Was immer die Mutter mit mir gemacht hatte, es war kompatibel mit dieser uralten Technologie. Was würde aus mir werden? Wozu wäre ich mit dieser doppelten in mir vereinten Magie in der Lage? Was hatte Cranich gesagt? Zwei Gottheiten in einer Person. Erneut schaute ich zu Veronica hinauf. Sie beobachtete mich. Angespannt. Sprungbereit.
    »Das ist zu viel«, stieß ich hervor. »Zu viele Leute mit zu vielen Plänen.«
    Ich wandte mich dem nächstbesten Erschaffer zu und drehte ihn zu mir herum. Es handelte sich um einen älteren Mann, dessen hängende Wangen mit Cranichs metaphysischer Stimme bebten. Ich packte mit einer Hand seinen Hinterkopf und drückte ihm mit der anderen die Maske ins Gesicht.
    Die Stimmen veränderten sich.
    Nicht alle, nicht einmal die Mehrheit. Aber die des Kerls in meinen Händen und die einiger anderer rings um ihn herum. Sie brachen aus Cranichs Chor aus und verstummten, bevor sie mit etwas anderem begannen. Es klang vertraut, obwohl ich es schon eine ganze Weile nicht gehört hatte. Die Stimme der Sängerin der celestischen Religion, die so viele vergessen hatten. Der meine Familie bis zum Ende treu geblieben war. Ich trat zurück. Hinter mir hörte ich, wie Veronica die Mechanikwand herunterpolterte.
    Ich war als Köder gedacht gewesen. Als dritte Gottheit, als etwas, um Cranichs
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