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Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)
Autoren: Tim Akers
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ich tue, finde ich, ist lediglich eine Fortführung ihrer Herrschaft. Natürlich unterbrochen durch eine Periode der Barbarei.«
    »Sie labern nur Scheiße«, spie ich ihm entgegen.
    »Immer eine schnippische Antwort parat. Wovon ich ›labere‹, Jacob, sind Mechagene. Ich bin voll davon. Oder zumindest voll von ihren wesentlichen Bestandteilen. Ich glaube, die Celesteaner haben dieses Material, was immer es sein mag, in die Welt gesetzt. Sie konnten die Welt gleichsam auf Knopfdruck neu erschaffen, ein Ding in ein anderes verwandeln. Sie konnten sich selbst in andere Dinge verwandeln, ihre Lungen mit Maschinen füllen, ihre Augen mit Kristallen. Wer weiß was noch alles? Die Möglichkeiten scheinen endlos zu sein. Und was machen wir damit?« Er streckte die Hand aus in Richtung der Kirche auf den Felsen über uns. »Wir verstehen es nicht. Also beten wir es an. Typisch. Aber ja, Camilla dachte, mich in diesen Raum zu sperren würde mich von der Quelle meiner Macht trennen. Stattdessen umhüllte sie mich geradezu damit in ihrer reinsten Form. Alles, was ich brauchte, war ein ausreichend kraftvolles Muster, das ich damit füllen konnte. Und du, Jacob, hast mir dieses Muster geliefert. Direkt von der Fehn-Mutter und vor ihr von den Celesteanern höchstpersönlich.«
    Ich setzte mich, legte die blutigen Hände in den blutigen Schoß. Ich hatte nichts mehr. Nur noch Wut.
    »Verrecken Sie doch einfach, Cranich«, sagte ich müde. »Lassen Sie die Stadt zufrieden.«
    »Oh, das könnte ich nie und nimmer. Nicht nach allem, was wir zusammen durchgemacht haben. So. Nun zum Muster.« Er hob den Kopf und atmete tief ein. Die Bäume rings um uns herum schienen zu schrumpfen, als würde ihnen die Essenz ausgesogen. Als er wieder ausatmete, tat er es mit einem Urschrei, der vom Glas über uns zurückhallte und wie ein Messer durch meine Haut schnitt. Ich fiel zurück, und das Geräusch füllte mich aus, vibrierte durch meine Knochen, durchdrang als dumpfes Summen meine Lungen und mein Blut. Die Bäume erhoben sich und bedeckten mich. Wurzeln berührten leicht meine Haut, Blätter klebten an mir wie Blutegel, und dann löste sich der Wald in mir auf; die Adern der Blätter und die Adern meines Körpers verschmolzen. Ich spürte Cranichs grauenhafte Gegenwart und hinter ihm etwas Älteres, etwas unvorstellbar Altes. Die Celesteaner hallten durch ihn hindurch; ihre Wissenschaft und ihre Religion waren in dieses Geheimnis der Mechagenkunde in meinem Blut gepackt.
    Dann war es vorbei. Cranich stand über mir, die Hände an den Schädel gepresst. Er lächelte das wahnsinnige Grinsen, das er mir aus dem Gesicht gerissen hatte.
    »Sehr gut, sehr gut. Sehr … alt«, sagte er. »Sehr rein.« Er blickte auf mich herab und salutierte. »Gut gemacht, Jacob. Veridon wird dir dankbar sein, wenn ich mit der Stadt fertig bin.«
    »Das glaube ich kaum«, flüsterte ich.
    »Wahrscheinlich nicht. Jedenfalls nicht dieses Veridon. Aber das Veridon, das ich errichten werde, schon. Jenes Veridon wird keine andere Wahl haben, als dir dankbar zu sein.« Er streckte die Schultern, wurde größer und animalischer. »Dafür werde ich sorgen.«
    Zu meiner Überraschung rührten sich die Erschaffer. Das überraschte auch Cranich.
    »Interessant. Das Mädchen hat immer noch Kontrolle über sie. Die Kleine lernt schnell. Aber was war von der letzten Vertreterin der Strahlenden in Veridon auch anderes zu erwarten, hm? Ja, sie zu mir hinzuzufügen wird diesen Zyklus vollenden, und danach kann ich mit meinen Plänen fortfahren.« Er streckte die Hände empor, und die Bäume erhoben sich, wuchsen, schwollen an, bis ihre Äste über den Gehweg hingen. Das Geräusch ihres Wachstums war laut, ein Ächzen, das an Metall erinnerte, das sich unter Belastung verbog. Die Bäume hoben die noch kaum zu Bewusstsein gekommenen Erschaffer in ihre Arme und zerquetschten sie auf Cranichs Befehl hin wie Weintrauben. Ich entfernte mich zur Mitte der Plattform. Cranich sah es und kicherte.
    »Nein, Jacob. Du bedeutest mir zu viel. Ich habe vor, dich zu erhalten, und sei es nur als Beispiel. Nenn es ruhig Nostalgie.« Er schnippte mit den Fingern, und zwei Äste umschlangen mich, pressten behutsam die Luft aus mir heraus. Ich konnte mich nicht mehr bewegen. »Du musst nur hierbleiben. Ich komme zurück, sobald ich Camillas Muster zu meinem und dem der Celesteaner hinzugefügt habe. Was hältst du davon, Jacob? Zwei Gottheiten in einer Person. Wird das nicht majestätisch
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