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Die Ungehorsame Historischer Roman

Titel: Die Ungehorsame Historischer Roman
Autoren: Andrea Schacht
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auf Camillas Züge - in einem von Pockennarben entstellten, ehemals klassisch schönen Gesicht.
    Langsam senkte Naheema den Schleier wieder.
    »Deine Schwester?«
    »Ja, meine Schwester.«

Das Ehegelöbnis
    EINE WEISE UND GUTE WAHL BEI KNÜPFUNG DES WICHTIGSTEN
BUNDES IM MENSCHLICHEN LEBEN,
DIE IST FREILICH DAS SICHERSTE MITTEL, UM IN DER FOLGE
SICH FREUDE UND GLÜCK
IN DEM UMGANGE UNTER EHELEUTEN VERSPRECHEN ZU KÖNNEN.
    Freiherr von Knigge: Von dem Umgange unter Eheleuten
     
     
    Der Skandal war ungeheuerlich! Ein angesehener Apotheker, ein Professor für Altertumskunde an der Bonner Universität, ein Kölner Theaterintendant, der Pfarrer, der das Waisenhaus betreute, der Sohn der Generalin von der Lundt, ein hoher preußischer Geheimrat mit abseitigen Neigungen, eine Dame aus der besten Gesellschaft, der Rittmeister der Deutzer Kürassiere und ein kleiner Schreiberling waren als Mitglieder eines Geheimordens entlarvt worden, dessen Aktivitäten man noch nicht einmal im Flüsterton hinter verschlossenen Türen auszusprechen wagte.
    Es tuschelte lauthals hinter allen Türen!
    Es blieb natürlich auch nicht aus, das die Namen von Leo und Leonie Flemming genannt wurden, auch die von den Jacobs gingen durch aller Munde. Leonie aber gab die Heldin in dem Schauerstück, das sich da in den Kellern unter der Budengasse abgespielt hatte.
    Sobald sie sich wieder halbwegs erholt hatte, war Leo mit seiner Gattin und den Kindern mit dem Schiff nach Königswinter gereist, wo sie sich bei ihrem Onkel, dem Pastor Merzenich, von dem Gerede und ihren Wunden erholen konnte.
    Fluchtartig die Stadt verlassen hatten auch die von Danwitz und der Apotheker Gerlach mit seiner Familie. Die anderen wurden in polizeilichen Gewahrsam genommen. Ihnen drohte eine Flut von Anklagen.
    Magnus von Crausen hielt sich im Lazarett auf. Über ihm schwebten Anklagen der unterschiedlichsten Form. Dem Vernehmen nach war er noch immer nicht in der Lage, auf den Beinen zu stehen, und würde es vermutlich auch nie wieder können. Die Arme jedoch
musste er wohl zu gebrauchen wissen, denn drei Wochen später brachte Ernst von Benningsen ihnen die Nachricht, der Rittmeister habe einen Unfall mit seiner Dienstwaffe gehabt und sei dabei ums Leben gekommen.
    »Einst waren wir Freunde«, sagte Leo traurig, als er es hörte. »Einst - man sollte meinen, dort am Deister ist eine böse Macht in ihn gefahren. Wusstet ihr, dass er auch Naheema zu diesen finsteren Orgien gezwungen hat?«
    »Wann hat sie dir das erzählt?«
    »Als sie dich versorgt hatten und du schliefst. Naheema hat mit sechzehn die Pocken bekommen, zwar hat sie die Krankheit überlebt, aber tanzen wollte sie natürlich nicht mehr. Sie blieb bei Camilla als ihre Musikerin und Aufpasserin und widmete sich der Heilkunde. Über Magnus haben die beiden sich damals zerstritten, Naheema hat ihre Schwester immer vor ihm gewarnt, aber die hat sich zur Teilnahme an diesen Riten verführen lassen. Es wurde ihr aber immer unheimlicher, und nachdem sie sich schließlich von ihm getrennt hat, hat er Naheema zu einer seiner perversen Zeremonien verschleppt. Damals hat sie Rache geschworen.«
    »Ein Mörder und Vernichter. Warum, Leo? Warum ist er dazu geworden? Glaubst du wirklich an eine böse Macht?«
    »Nein. Ich glaube an seine Angst. Er ist als Kind von seinen puritanischen Eltern sehr streng gehalten worden. Prügel und Demütigungen gehörten zu ihren Erziehungsmethoden. Sein Onkel Theo, von dem er später das Gestüt geerbt hat, war das krasse Gegenteil - ein Frauenheld, Spieler, Bonvivant. Ihm wollte er gleich sein, schaffte es aber nie und wurde oft genug von ihm ausgelacht oder öffentlich lächerlich gemacht. Ich kann nur vermuten, dass darin die Anlage verborgen lag. Durch die Beschäftigung mit der Magie hat er sich erstmals mächtig gefühlt, hat sein Charisma entfaltet und hat Schwächere und Anfällige an sich gebunden. Schon sein erster Orden, damals in Ägypten, setzte sich aus abergläubischen, verschuldeten und rückgratlosen Mitgliedern der Expedition und der begleitenden Soldaten zusammen. Er hat schon vor dem Fund des Königsschatzes eine Schlangengestalt als Idol gewählt, mit ihrer Anbetung hat er wohl geglaubt, seine irrationale Angst vor Schlangen überwunden zu haben. Und damit jede Form von Angst. Dass er die Kobra fand und
zur Gottheit seines Orden ernannte, muss als der letzte Schritt seines Wahns gesehen werden.«
    »Woher weißt du das von den früheren Orden?«
    »Er wollte Urs und
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