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Die Ungehorsame Historischer Roman

Titel: Die Ungehorsame Historischer Roman
Autoren: Andrea Schacht
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Leonie absichtlich von mir weggedrängt zu haben. Edith hat sich ihm mit ziemlicher Wucht an den Hals geworfen und ihm dabei herzhaft ans Schienbein getreten.«
    »Du gehst auch davon aus, dass sie sie in den Keller bringen?«
    »Natürlich. Crausen will mich dort haben, nicht Leonie. Sie ist der Köder.«
    »Hoffnung für sie!«
    »Richtig, aber nicht lange. Wenigstens konnte ich Ernst ein Zeichen geben, und ich sah noch, wie er sich mit fünf Begleitern absprach. Wenn wir Glück haben, sind sie schon auf dem Weg.«
    »Gut. Leonie ist tapfer und klug, es wird ihr ebenfalls etwas einfallen, sie aufzuhalten oder zu irritieren. Kinder, schmiert euch Ruß ins Gesicht, da, aus dem Kamin!«
    »Ja, Frau Jacobs.«
    »Die Zwillinge bleiben hier, Camilla!«
    »Nein, Onkel Leo!«, riefen die beiden gleichzeitig.
    »Lennard, Ursel, das ist kein Spiel!«
    »Das wissen wir. Aber, Onkel Leo, wir kennen den Eingang!«
    »Beschreibt ihn mir!«
    »Nein!«
    »Leo, sie können helfen. Sie sind klein und wendig, darauf kommt es manchmal mehr an als auf Körperkraft.«
    Camilla pinselte mit flinken Bewegungen eine Pharaonenmaske in ihr Gesicht und löste die Haare. Bis fast in die Kniekehlen wallte der schwarze Schleier, und um den Nacken über dem losen goldenen Kleid legte sie die Schlange.
    »Gott, ich kann jetzt nicht disputieren. Also gut. Die Idee mit der Schlange ist gut, Camilla.«
    »Das hoffe ich. Hast du eine Waffe?«
    »Dolch, im Stiefel.«
    »Gut.«

    Sie reichte Naheema ein Stilett, das diese in den Falten ihres Kleides verschwinden ließ, und drückte Ursel eine scharfe Rosenschere in die Hand.
    »Falls sie gefesselt ist, geht das schneller als mit dem Messer. Lennard?«
    »Taschenmesser.«
    »Naheema, den Umhang!«
    Ein schwarzer Kapuzenumhang verhüllte Camilla von Kopf bis Fuß, den Kindern reichte sie schwarze Tücher.
    »Wickelt sie um den Kopf, je düsterer ihr seid, desto weniger wird man euch wahrnehmen. Führt Leo zum Keller, beobachtet und tut dann, was getan werden muss. Gnade braucht von den Anwesenden keiner zu erwarten.«
    Eine Mischung von Furcht und Abenteuerlust funkelte in den Augen der Zwillinge.
    »Wir werden Tante Leonie helfen.«
    Sie verließen mitsamt der wie immer verschleierten Naheema das Haus und stiegen in die Kutsche. Es war etwas eng, und Lennard musste sich auf den Boden setzten.
    Leo spürte, wie Ursel neben ihm leicht zitterte, aber sehr viel anders erging es ihm auch nicht. Er drückte beiden die Schultern.
    »Wenn möglich, haltet die Lider gesenkt, damit man eure Augen nicht aufleuchten sieht, Zwillinge. Ihr seid sehr tapfer. Seht euch dennoch vor, diese Menschen sind grausam und gefährlich. Rettet euch, wenn mir etwas passieren sollte. Schwört mir das!«
    »Ja, Onkel Leo.«
    »Kein falsches Heldentum!«
    »Ja, Onkel Leo!«
    Der Tonfall ließ alles andere als Gehorsam vermuten.
    »Was argumentiere ich!«, murmelte er und dachte daran, wie Urs und er sich verhalten hätten.
    Urs!
    Seine Gedanken wanderten in einem stummen Gebet zu ihm.
    Urs, mein Bruder. Die Stunde der Vergeltung ist nahe. Steh uns bei, deinen Kindern und mir. Und der Frau, die deine Kinder nun als Mutter anerkennen.
    Sie schwiegen für den Rest des kurzen Weges. An der Brauerei
stiegen Leo und die Kinder aus und bahnten sich durch die Fuhrkarren und Fässer ihren Weg. Sie hatten Glück, dass sich nur zwei Braugehilfen in dem Hof befanden, die gerade eine Probe aus einem der Fässer verkosteten. Sie kamen ungesehen an ihnen vorbei. Leo nahm eine der Lampen vom Haken, die das Lager beleuchteten, und ließ sich von Ursel den Eingang zu den Gängen zeigen.
    Sie erreichten die Treppe, die zu dem verhängten Einlass führte, und ganz vorsichtig hob Leo den Saum des Vorhangs.
    In dem Kellerraum befand sich, wie beschrieben, der Altar mit der goldenen Kobra. Weihrauch waberte, und Dutzende von Kerzen brannten in den Wandhaltern. Die Katzenköpfige und der Hundeköpfige standen beisammen und lachten über etwas, ein Pavian rieb sich verstohlen mit der Hand im Schritt, ein anderer mit einem Falkenkopf zündete Fackeln an, der mit der Nilpferdmaske ließ eine Peitsche knallen, der Mann mit der Schakalmaske legte ein wallendes Gewand an, und der Widderköpfige, in schwarzen Hosen und Stiefeln, hatte lediglich ein langhaariges Fell über die Schultern geworfen. Er ging jetzt zu einer Gestalt, die am Boden kniete, die Hände auf dem Rücken gefesselt, ein Tuch um den Mund.
    »Eine hübsche Weihegabe haben wir heute gefunden, meine
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