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Die Ungehorsame Historischer Roman

Titel: Die Ungehorsame Historischer Roman
Autoren: Andrea Schacht
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zerstückeln sollen.«
    »Ein Fehler, Magnus. Nicht dein einziger. Nur die Tatsache, dass ich diese schmutzige Arbeit nicht vor den Augen meiner Frau und Urs’ Kindern machen möchte, hält mich jetzt davon ab, mit dir das zu tun, was du meinem Bruder angetan hast. Das Einzige, was ich noch von dir haben will, ist das Amulett.«
    »Niemals!«, fauchte Crausen, und Naheema drückte die Klinge fester an seinen Hals. Blut rann die Klinge entlang.
    »Du brauchst Naheema nur zu sagen, was du von ihm abgeschnitten wünschst. Ich wüsste ein passendes Körperteil für den Anfang!«, schlug Camilla mit samtweicher Stimme vor.
    »Ja, ein erwägenswerter Gedanke, benötigen wird er es in Zukunft ohnehin nicht mehr!«

    »Das würdest du nicht, Leo. Du bist ein viel zu korrekter Biedermann!«
    »Ach? Glaubst du. Camilla, die Schlange!«
    Camilla nahm Renenutet vom Hals und legte sie über den Rittmeister. Der Mechanismus funktionierte noch immer, sie begann, sich zu bewegen.
    Keuchend und würgend lag Crausen unter ihr, unfähig, sich zu rühren.
    »Ein Etui in der Westentasche, Leo!«, rief Leonie ihrem Gatten zu.
    »Ah, danke, Geliebte. Das erspart es mir, diesen Kadaver mehr als nötig anzufassen.«
    Er nahm die Schere aus Ursels Hand und schnitt mit einem Ratsch das Fell auf, das der Rittmeister um seine Schultern geworfen hatte. Mit spitzen Fingern zog er das flache Behältnis aus der Tasche und wurde dafür mit weiteren irren Flüchen bedacht.
    »Dein Wortschatz war schon immer degoutant, Magnus. Leb wohl! Wir sehen uns vor Gericht wieder. Oder niemals mehr.«
    Leo winkte den anderen und wies zum Vorhang.
    »Sehen wir zu, dass wir hier verschwunden sind, bevor die Gendarmen kommen. Ich nehme an, einer deiner Leute hat sie benachrichtigt!«
    »Christian war so nett. Sie müssten in der Tat gleich eintreffen.«
    Leo bückte sich und hob seine Gemahlin auf die Arme.
    »Nach Hause, mein Weib?«
    »Gerne, das Fest hat seinen Höhepunkt überschritten.«
    »Sven, die Schlange!«
    Der Uhrmacher wickelte die goldene Kobra in ein Tuch, Camilla nahm die mechanische Schlange auf und hüllte sich wieder in ihren Umhang. Gemeinsam verschwanden sie vom Schauplatz des Geschehens.
     
    Ein Bierkutscher wollte seinen Augen nicht trauen, als er diese seltsame Truppe aus den Lagerkellern kommen sah, aber Ernst, geistesgegenwärtig, grinste ihn an: »Eine verrückte Wette, guter Mann. Hier, ein Anteil vom Gewinn!«
    Den Beutel Münzen genauso fassungslos anschauend wie die
Offiziere und die verkleideten Menschen, blieb er stumm und starr stehen, bis sie aus dem Hof verschwunden waren.
    »Karneval ist doch erst am Sonntag«, murmelte er leise, und die beiden Brauergesellen schüttelten gleichfalls die Köpfe über die wunderlichen Einfälle der Herrschaften.
     
    Sie trafen sich in dem Haus in der Hohen Straße, und Jette, die ihren Ärger über Ursels unbotmäßiges Verhalten loswerden wollte, verstummte, als sie ihre blutverschmierte Herrin sah. Leo trug sie die Treppe hoch, und Camilla folgte mit ihrer verschleierten Begleiterin.
    »Wie geht es dir, Leonie?«
    »Widerlich. Ich brauche einen Schluck Wasser.«
    »Sofort!«
    Leo legte sie vorsichtig auf dem Bett ab.
    »Helft ihr aus den Kleidern. Ich lasse einen Arzt kommen.«
    »Das brauchst du nicht, Leo. Naheema wird sich um sie kümmern. Sie ist besser als jeder Arzt. Verbandszeug und Salben habt ihr sicher im Haus.«
    »Naheema?«
    »Ja, Leo, sie ist eine gute Heilerin. Sie hat es gelernt.«
    Die Verschleierte hatte bereits begonnen, Leonie die Schuhe auszuziehen, und Camilla half ihr mit den Röcken. Also blieb Leo nichts anderes übrig, als die gewünschten Hilfsmittel zu holen.
    »Wo hast du Schmerzen, Leonie?«
    »Überall. Aber es sind wohl nur Prellungen und Kratzer.«
    »Tiefe Schnitte an den Armen. Das Kleid ist nicht zu retten, fürchte ich.«
    »Es ist nur ein Kleid.«
    Leonie schauderte.
    »Sie sind wahnsinnig, alle miteinander.«
    »Richtig.«
    Vorsichtig zogen sie ihr das Kleid aus, und Naheema wusch mit geschickten Fingern ihre Wunden.
    Um sich von den Schmerzen abzulenken, stellte Leonie die Frage, die sie schon immer bewegt hatte.
    »Warum trägt deine Dienerin immer einen Schleier, Camilla?«

    In ihrer Muttersprache sagte ihre Freundin etwas zu Naheema, und diese nickte.
    »Sie ist nicht meine Dienerin, Leonie. Sie wird dir ihr Gesicht zeigen, denn du bist klug genug, dich nicht zu entsetzen.«
    Naheema zog den schwarzen Schleier über ihren Kopf, und Leonie starrte
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