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Die Überlebenden der Kerry Dancer

Die Überlebenden der Kerry Dancer

Titel: Die Überlebenden der Kerry Dancer
Autoren: Alistair MacLean
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Weisheit erkennen, Mister Nicolson.«
    »Ich habe nur keine Lust, Selbstmord zu begehen.« Nicolson rieb sich mit dem Zeigefinger über seine Bartstoppeln und richtete dann den Blick wieder auf Kiseki. »Und das ist das einzige Sendegerät hier in der Stadt, wie?«
    »So ist es. Das kann ich Ihnen versichern, und Sie müssen es mir wohl oder übel glauben.«
    »Nun gut, ich glaube es Ihnen.« Nicolson interessierte sich nicht weiter für den Fall, sah McKinnon zu, der damit beschäftigt war, den Adjutanten zu fesseln und den Knoten mit solcher Begeisterung strammzog, daß dem Offizier ein kurzer Schrei entfuhr. Nicolson drehte sich um, als der Soldat, den der Oberst losgeschickt hatte, mit einer Tragbahre, Wolldecken und zwei Taschenlampen zurückkam. Dann wandte er sich wieder dem Kopfende der Tafel zu und richtete den Blick erst auf Kiseki und dann auf den Zivilisten, der neben ihm saß. Der Bürgermeister versuchte, eine beleidigte und entrüstete Miene zu machen, doch es gelang ihm nur, zu Tode erschrocken auszusehen. Seine dunklen Augen waren voller Angst, und um seinen Mund zuckte es heftig. Er schwitzte aus allen Poren, und selbst der so gut geschneiderte graue Anzug schien auf einmal alle Form verloren zu haben. Nicolsons Blick kehrte zurück zu Kiseki. »Ich nehme an, Oberst, der Bürgermeister ist ein guter Freund von Ihnen?« fragte er. Er bemerkte dabei den Ausdruck in den Augen von McKinnon, der eifrig damit beschäftigt war, dem Bürgermeister die Hände auf dem Rücken zusammenzubinden; es war der Ausdruck eines Mannes, der es eilig hat, fortzukommen, und dem diese überflüssige Unterhaltung auf die Nerven ging.
    Kiseki räusperte sich und sagte großspurig: »In meiner Eigenschaft als Kommandeur der Garnison habe ich begreiflicherweise mit dem Repräsentanten der örtlichen Bevölkerung –«
    »Ersparen Sie mir den Rest«, unterbrach Nicolson ihn. »Ich vermute, daß ihn seine Amtsgeschäfte ziemlich oft hierherführen.« Er sah dabei den Bürgermeister mit einem absichtlich und betont verächtlichen Ausdruck an, und Kiseki fiel darauf herein.
    »Ihn hierherführen?« sagte Kiseki lachend. »Mein lieber Nicolson, dies hier ist das Haus des Bürgermeister. Ich bin nur sein Gast.«
    »Ach, wirklich?« Nicolson sah den Bürgermeister an. »Sprechen Sie vielleicht ein paar Worte Englisch, Herr Bürgermeister?«
    »Ich spreche es fließend.« Die Angst auf seinem Gesicht wich für einen Augenblick dem Ausdruck des Stolzes.
    »Na, großartig«, meinte Nicolson trocken. »Wie wäre es denn, wenn Sie jetzt ein bißchen Englisch sprechen würden?« Er senkte seine Stimme um eine Oktave – eine genau berechnete theatralische Geste. Der Bürgermeister machte nicht den Eindruck, hart im Nehmen zu sein, wenn man ihm Angst einjagte: »Wo in diesem Haus befindet sich Oberst Kisekis Sendegerät?«
    Kiseki fuhr herum und sah den Bürgermeister an, hochrot im Gesicht vor Wut darüber, daß er hereingelegt worden war, und öffnete den Mund, um ihm irgend etwas Unverständliches zuzurufen, brach jedoch unvermittelt ab, als McKinnon ihm heftig über das Ohr schlug.
    »Benehmen Sie sich doch nicht wie ein Idiot, Oberst«, sagte Nicolson gelangweilt. »Und hören Sie endlich auf, mich für einen Idioten zu halten. Hat man schon jemals von einem militärischen Kommandanten gehört, noch dazu auf einem so heißen Boden, wie diese Ecke hier zwangsläufig ist, dessen Nachrichtenzentrale eine Meile von dem Haus entfernt ist, in dem er selbst sitzt? Es ist völlig klar, daß sich das Sendegerät hier im Haus befindet, und es ist ebenso klar, daß wir die ganze Nacht dazu brauchen würden, um Sie zum Sprechen zu bringen. Bei dem Bürgermeister dagegen bezweifle ich, daß er bereit wäre, für die Sache Ihrer gepriesenen ostasiatischen Kooperation so große persönliche Opfer zu bringen.« Er wandte sich wieder an den angstvoll dreinschauenden Zivilisten. »Ich habe es ein bißchen eilig. Wo ist das Gerät?«
    »Ich werde nichts sagen.« Die Lippen des Bürgermeisters zuckten und bewegten sich auch dann, wenn er nicht sprach. »Sie werden mich nicht zum Sprechen bringen.«
    »Das können Sie nicht einmal sich selber weismachen«, sagte Nicolson und warf dann McKinnon einen Blick zu. »Bootsmann, verdrehen Sie ihm den Arm ein bißchen, ja?«
    McKinnon tat es. Der Bürgermeister schrie auf, mehr aus Angst in Erwartung des Schmerzes, als wirklich vor Schmerz. McKinnon lockerte seinen Griff.
    »Nun?« fragte Nicolson.
    »Ich weiß
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