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Die Überlebenden der Kerry Dancer

Die Überlebenden der Kerry Dancer

Titel: Die Überlebenden der Kerry Dancer
Autoren: Alistair MacLean
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mitnehmen!«
    »Aber natürlich. Was hatten Sie denn gedacht?« sagte Nicolson kalt. Er ging zwei Schritte zurück, um den wild nach ihm tretenden Füßen auszuweichen, und stieß die Mündung seines Karabiners nicht gerade sanft in Kisekis Zwerchfell, kurz unterhalb des Brustbeins. Kiseki krümmte sich vor Schmerz. »Sie sind unsere einzige Garantie, daß wir unbehelligt bleiben. Es wäre heller Wahnsinn, wenn wir Sie hierlassen würden.«
    »Ich komme nicht mit«, sagte Kiseki keuchend. »Ich komme nicht mit. Eher können Sie mich töten, als daß ich mitgehe. In ein Gefangenenlager? Als Kriegsgefangener der Engländer! Nie und nimmer! Eher können Sie mich töten!«
    »Das wird gar nicht notwendig sein, Sie zu töten«, erklärte Nicolson. »Wir können Sie fesseln, knebeln, notfalls sogar auf einer Tragbahre mitnehmen.« Er zeigte mit einer Kopfbewegung auf die Tür der Garderobe. »Träger dafür sind da drin genug. Doch das würde die Sache nur komplizieren. Sie können wählen – entweder kommen Sie freiwillig und zu Fuß mit oder auf einer Tragbahre und mit ein paar Löchern in den Beinen, damit Sie schön still liegen.«
    Kiseki sah in das erbarmungslose Gesicht und traf seine Wahl: er kam zu Fuß.
    Auf dem Weg zur Mole begegneten sie weder einem japanischen Soldaten noch sonst irgendeinem Menschen. Es war eine windstille Nacht, doch es regnete heftig, und die Straßen von Bantuk waren ausgestorben. Nach so langen Mühen und Gefahren war das Glück endlich doch noch auf ihrer Seite.
    Vannier und die anderen waren bereits an Bord der Barkasse. Es war nur ein Posten als Wache dagewesen, und Telaks Leute waren so lautlos gekommen wie die Nacht. Van Effen lag bereits unter Deck in einer Koje und schlief, und Walters war eben dabei, Funkverbindung aufzunehmen. Die Barkasse, dreizehn Meter lang, lag selbst im Regen und in der Dunkelheit schimmernd und funkelnd auf dem Wasser, bereit, sofort in See zu stechen.
    Willoughby übernahm den Maschinenraum, und das Wasser lief ihm geradezu im Munde zusammen, als er die beiden starken, blitzblank gepflegten Dieselmotoren sah. Gordon und Evans beluden das Achterdeck mit einem zusätzlichen halben Dutzend Dieselölfässer. Und McKinnon und Vannier waren schon dabei, die größeren Fahrzeuge zu inspizieren, die im Schutz der Mole lagen, um festzustellen, ob irgendwo ein Funkgerät an Bord war; bei der einzigen weiteren Barkasse, die sich im Hafen befand, machten sie die Zündung unbrauchbar.
    Genau zehn Uhr abends legten sie von der Mole ab und fuhren mit leise schnurrenden Motoren hinaus auf das Meer, das so glatt war wie ein Dorfteich. Nicolson hatte Telak gebeten, sie zu begleiten, doch er hatte abgelehnt und gesagt, sein Platz sei bei seinen Leuten. Er war die lange Mole entlanggegangen, ohne auch nur noch einen Blick zurückzuwerfen, und Nicolson war sich klar darüber gewesen, daß sie ihn nie wieder sehen würden.
    Während sie hinausfuhren in die Dunkelheit, rannten die vier japanischen Soldaten, immer noch an die Griffe der Tragbahre angebunden, auf der unsichtbar zurückbleibenden Mole herum und schrien, so laut sie konnten. Doch ihr Geschrei ging unvermittelt unter in einem plötzlich einsetzenden Gedröhn, als die Barkasse um das Ende der Mole herumfuhr, auf südwestlichen Kurs ging und mit weitgeöffneten Drosselklappen mit höchster Fahrt auf Java-Head zusteuerte, auf den Weg zum Indischen Ozean.
    Um halb drei Uhr morgens trafen sie sich mit der Kenmore , einem Zerstörer der Q-Klasse, an der durch Funkspruch verabredeten Stelle.
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