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Die Überlebenden der Kerry Dancer

Die Überlebenden der Kerry Dancer

Titel: Die Überlebenden der Kerry Dancer
Autoren: Alistair MacLean
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um und machte die erste Tür links von ihm auf, ließ die Klinke, nachdem sie hörbar Klick gemacht hatte, sofort wieder los, kam rasch und lautlos herum und machte, während sich die Tür langsam in den Angeln drehte, einen leisen Schritt auf die Tafel zu. Die Türklinke hatte kaum Klick gemacht, als ein Offizier, der mit dem Rücken zu Nicolson saß und dessen Hand McKinnon von der anderen Seite der Tafel nicht sehen konnte, nach einem Hüfthalter gegriffen hatte. Er hatte den Revolver bereits heraus, als ihn der Kolben von Nicolsons Karabiner mit voller Wucht knapp über dem rechten Ohr traf. Der Revolver fiel mit einem lauten, aber harmlosen Knall auf den Parkettfußboden, und der Offizier schlug schwer vornüber auf die Tafel. Er warf dabei mit dem Kopf eine noch fast volle Flasche um, und der Wein lief in der unnatürlichen Stille glucksend aus, bis die Flasche fast leer war. Dreizehn Augenpaare starrten, als seien sie hypnotisiert durch das einzige, was sich im Raum bewegte, auf den blutroten Fleck, der sich weiter und weiter auf dem schneeweißen Tischtuch ausbreitete. Und immer noch hatte niemand ein Wort gesagt.
    Nicolson drehte sich wieder um und warf einen Blick durch die jetzt offenstehende Tür. Dahinter lag ein langer Gang, leer. Er machte die Tür zu, schloß sie ab, und untersuchte die zweite Tür. Dahinter befand sich eine kleine Garderobe, knapp zwei Meter im Geviert, ohne Fenster. Diese Tür ließ Nicolson offen.
    Er ging zurück an die Tafel und untersuchte die Männer, die an dieser Seite saßen, nach Waffen, während McKinnon den Lauf seiner Maschinenpistole langsam in der Runde gehen ließ; als er fertig war, hielt er mit seinem automatischen Karabiner die Gesellschaft in Schach, bis McKinnon auf seiner Seite der Tafel das gleiche getan hatte – Das Gesamtergebnis war überraschend gering – ein paar Messer und drei Revolver, die die japanischen Offizier bei sich gehabt hatten. Mit dem ersten, den Nicolson vom Boden aufgehoben hatte, machte das alles in allem vier. Zwei davon bekam McKinnon, und zwei steckte Nicolson in seinen Gürtel. Für konzentrierte Arbeit und auf kurze Entfernung war sein Schnellfeuergewehr eine sehr viel tödlichere Waffe.
    Nicolson begab sich an das Kopfende der Tafel und richtete den Blick auf den korpulenten Mann, der auf dem Sessel in der Mitte saß.
    »Sie sind Oberst Kiseki?«
    Der Oberst nickte, sagte aber nichts. Die Verblüffung war inzwischen aus seinem Gesicht verschwunden, er zeigte eine völlig unberührte Miene, und nur die wachsamen Augen verrieten innere Bewegung. Er hatte sich wieder gefaßt und fest in der Hand. Ein gefährlicher Mann, mußte Nicolson denken, ein Mann, den zu unterschätzen das Leben kosten konnte.
    »Sagen Sie diesen Leuten, daß sie alle die Hände auf den Tisch legen, mit der Handfläche nach oben, und sie so liegenlassen sollen.«
    »Ich denke nicht daran.« Kiseki verschränkte die Arme und lehnte sich lässig in seinem Sessel nach hinten. »Warum sollte ich –« Er brach ab und schnappte nach Luft, als die Mündung des Karabiners sich tief in die Speckfalten seines Halses bohrte.
    »Ich zähle bis drei«, sagte Nicolson mit gleichgültiger Stimme. Dabei war ihm durchaus nicht gleichgültig zumute. Ein toter Kiseki nützte ihm wenig.
    »Eins – zwei –«
    »Halt!« Kiseki lehnte sich nach vorn, dem Druck der Laufmündung ausweichend, und begann hastig zu reden. Im nächsten Augenblick kamen rund um die Tafel die Hände auf den Tisch, mit den geöffneten Handflächen nach oben, wie Nicolson angeordnet hatte.
    »Sie wissen, wer wir sind?« fuhr Nicolson fort.
    »Ich weiß, wer Sie sind.« Kisekis Englisch war langsam und mühsam, aber ausreichend. »Von dem englischen Tanker Viroma. Sie sind Narren, komplette Narren! Was für eine Hoffnung machen Sie sich? Ich kann Ihnen nur raten, auf der Stelle zu kapitulieren. Ich verspreche Ihnen –«
    »Schweigen Sie!« sagte Nicolson barsch. Er deutete mit dem Kopf auf die beiden Männer, die rechts und links neben Kiseki saßen, der eine ein japanischer Offizier, der andere ein Indonesier, mit einem dunklen, fülligen Gesicht, untadelig gelocktem, schwarzem Haar, und einem gutsitzenden grauen Anzug. »Wer sind diese beiden Leute?«
    »Mein Adjutant und der Bürgermeister von Bantuk.«
    »Ach, sieh mal an, der Bürgermeister von Bantuk!« Nicolson musterte den Mann interessiert. »Ich nehme an, Sie stehen sich nicht schlecht als Kollaborateur, wie?«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie
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