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Die Trinity Verschwörung

Die Trinity Verschwörung

Titel: Die Trinity Verschwörung
Autoren: Charles Cumming
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sollen?« Er nahm einen tiefen Zug aus dem Bierglas und machte dabei etwas mit den Augen, das Gaddis reizte, ihm eine zu schmieren. » Vermutlich hat man ihm eine neue Identität gegeben. Vermutlich hat er sich noch zehn Jahre eines glücklichen Lebens erfreut und ist friedlich in seinem Bett gestorben. Was weiß ich?«
    Zwei Raucher – einer kam, der andere ging hinaus – drängten sich an ihrem Tisch vorbei. Gaddis musste das Bein einziehen.
    » Und Sie haben nie ein Wort darüber verlauten lassen? Niemand hat Ihnen jemals Fragen gestellt? Außer Charlotte hat zehn Jahre lang kein Mensch an dem Thema gerührt?«
    » Ja, kann man so sagen.«
    Gaddis witterte die Lüge, ging aber nicht näher darauf ein. Typen wie Somers ließen den Rollladen herunter, wenn man sie bei Unstimmigkeiten ertappte. » Und hat Crane geredet?«, fragte er. » Was war er für ein Mann? Wie sah er aus?«
    Somers lachte. » Sie machen das nicht oft, oder, Professor?«
    Er hatte recht. Sam Gaddis traf sich nicht oft mit männlichen Krankenschwestern in Londoner Vorstadtkneipen, um ihnen Informationen über siebenundsechzigjährige Diplomaten aus der Nase zu ziehen, deren Tod von Männern inszeniert worden war, die für lebenslanges Stillschweigen zwanzig Riesen zu zahlen bereit waren. Er war dreiundvierzig und geschieden. Er war außerordentlicher Professor für russische Geschichte am UCL , dem University College London. Seine Themen waren Puschkin, Stalin, Gorbatschow. Trotzdem machte ihn die Bemerkung fuchsteufelswild, und er sagte: » Und Sie, Calvin, wie oft machen Sie das?« Somers sollte wissen, dass er sich so etwas nicht bieten ließ.
    Die Antwort zeigte Wirkung. Somers wehrte sich vergeblich gegen ein paar panische Fältchen zwischen den Augen. Der Krankenpfleger suchte Zuflucht bei ein paar Erdnüssen, beim Kampf mit der Tüte machte er sich die Finger salzig.
    » Hören Sie«, sagte er, » Crane hat kein Wort gesagt. Vor der Einlieferung hatte er eine leichte Narkose bekommen und war nicht bei Bewusstsein. Das graue Haar war kurzgeschoren, um Chemotherapie vorzutäuschen, aber für jemanden in einem solchen Zustand war seine Haut viel zu gesund. Er dürfte um die siebzig Kilo gewogen haben und circa einsachtundsiebzig groß gewesen sein. Seine Augen hab ich nicht gesehen, weil sie die ganze Zeit geschlossen waren. Genügt das?«
    Gaddis antwortete nicht gleich. Warum auch. Er ließ die Zeit für sich sprechen. » Und Henderson?«
    » Was ist mit ihm?«
    » Was war Henderson für einer? Wie hat er ausgesehen? Bis jetzt haben Sie mir nur erzählt, dass er einen langen schwarzen Mantel getragen und sich wie ein drittklassiger David-Niven-Imitator angehört hat.«
    Somers ließ den Blick in die entfernte Ecke des Raums wandern.
    » Hat Charlotte Berg Ihnen nichts erzählt?«
    » Wovon reden Sie?«
    Somers plinkerte nervös mit den Augen und sagte: » Geben Sie mal die Zeitung rüber.«
    Auf dem Nachbartisch lag eine feuchte ausgelesene Times in einer Bierlache. Ein schwarzes Mädchen, das ihrem iPod lauschte, lächelte ihr Einverständnis, als Gaddis auf die Zeitung deutete. Er strich sie glatt und schob sie über den Tisch.
    » Sie haben von der Leighton-Untersuchung gehört?«, fragte Somers.
    Es handelte sich um eine gerichtliche Untersuchung einiger Aspekte der Regierungspolitik im Zusammenhang mit dem Afghanistan-Krieg. Gaddis hatte davon gehört. Er hatte die Kommentare gelesen und Berichte in den Channel Four News gesehen.
    » Erzählen Sie«, sagte er.
    Somers schlug Seite fünf auf. » Sehen Sie den Mann hier?«
    Der Krankenpfleger strich die Zeitung glatt, drehte sie um hundertachtzig Grad. Ein schmaler Zeigefinger mit abgekautem Nagel stieß herunter auf das Foto eines Mannes, der gerade auf einer belebten Londoner Straße in eine Rover Dienstlimousine stieg. Der Mann, etwa Mitte bis Ende fünfzig, war umringt von einer Reporterschar. Gaddis las die Bildunterschrift.
    Sir John Brennan bei der Abfahrt aus Whitehall nach seiner Aussage vor dem Ausschuss.
    In die große Fotografie war ein kleineres, offizielles Porträt des Foreign Office von Brennan montiert. Gaddis hob den Blick. Somers sah ihm an, dass er den Zusammenhang hergestellt hatte.
    » Henderson ist John Brennan? Sind Sie sicher?«
    » So sicher, wie ich hier auf meinem Hintern sitze.« Somers trank das Glas leer. » Der Mann, der mir vor sechzehn Jahren die zwanzig Riesen gezahlt hat, war kein x-beliebiger Spion. Der Mann, der sich 1992 Douglas Henderson nannte,
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