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Unschuldig!

Unschuldig!

Titel: Unschuldig!
Autoren: Christiane Heggan
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PROLOG
    D as Treffen fand in einer luxuriösen, auf einem Hügel gelegenen Villa statt, die in nördlicher Richtung gut fünfzehn Kilometer von Monterey und zehn Kilometer vom nächsten Haus entfernt war. Von der sonnigen Terrasse aus hatte man einen wunderbaren Blick auf den Pazifischen Ozean. Aus der Ferne war das Gebrüll zufriedener Seelöwen zu hören, die im Wasser herumtollten und wohl nichts von der Schönheit wahrnahmen, die sie umgab.
    Bis auf einen waren alle der fünf anwesenden Männer am Abend zuvor eingetroffen. Sie waren aus verschiedenen Teilen des Landes in unregelmäßigen zeitlichen Abständen angekommen, um kein Misstrauen zu wecken, obwohl eine derartige Vorsichtsmaßnahme eigentlich nicht erforderlich war. Der fünfte Mann, Gastgeber und Anführer der Gruppe, hatte dieses Haus gekauft, weil es abgelegen und nur über eine lange Privatstraße zu erreichen war. Diese beiden Punkte machten es praktisch unmöglich, dass irgendjemand seine Aktivitäten ausspionieren konnte.
    Leger gekleidet saßen die Männer in bequemen Korbsesseln mit hoher Rückenlehne, tranken frisch gepressten Orangensaft aus Kristallgläsern und unterhielten sich. Wie üblich war es eine lockere und freundliche Unterhaltung. Einer der Männer war vor kurzem Großvater geworden und reichte voller Stolz Fotos des Babys herum, während die anderen ihn damit aufzogen, er werde allmählich alt.
    Wer das Gespräch der Männer belauscht hätte, wäre davon überzeugt gewesen, dass sie alte Freunde waren – vielleicht ehemalige Klassen- oder Armeekameraden, die für ein Wiedersehen zusammengekommen waren.
    Sie waren zwar alle wohlhabend, kamen aber aus den unterschiedlichsten Bereichen des Lebens. Einige hatten ihr Vermögen geerbt, andere hatten es aus eigener Kraft zum Millionär gebracht. Sie waren die harten Kerle, denen niemand zu sagen wagte, wo es langging. In ihrer Gemeinde war jeder von ihnen hoch angesehen, sie spendeten großzügig für diverse gemeinnützige Einrichtungen, sie unterstützten Jugendprogramme und leisteten ihren Beitrag, damit die Heimatstadt jedes Einzelnen aufblühte.
    Ihr Gastgeber, der blaue Bermuda-Shorts und ein farbenfrohes Hawaii-Hemd trug, hörte den Gesprächen zu, beteiligte sich aber nicht daran. Weder sprach er gerne über sich selbst, noch wollte er mehr als unbedingt nötig über sein Privatleben preisgeben. Nicht einmal denen gegenüber, denen er vertraute.
    Der Mann war klein und drahtig, hatte einen breiten Brustkorb und kräftige Arme. Sein hellbraunes, im Armeestil geschnittenes Haar unterstrich sein kantiges Gesicht und ließ ihn jünger aussehen als fünfundsechzig.
    Das Fesselndste aber waren seine Augen. Sie waren von fahlem, fast schon transparentem Blau – und völlig ausdruckslos. In sie zu schauen war so, als würde man in das klare Wasser eines Sees blicken, ohne dessen Grund erkennen zu können.
    Nachdem er seinen Gästen noch einige Minuten Zeit gelassen hatte, um sich zu unterhalten, schlug er mit den Fingernägeln gegen sein Glas. “Also gut, Gentlemen. Genug geplaudert. Dafür haben wir beim Mittagessen noch Zeit genug. Jetzt müssen wir erst einmal eine wichtige Entscheidung treffen.”
    Sofort verstummte die Gruppe.
    “Ich gehe davon aus, dass jeder von euch Zeit hatte, über unser kleines Problem nachzudenken.” Er ließ seinen Blick für einen Moment auf jedem der vier Männer ruhen, und obwohl sich an seinem Ausdruck nichts geändert hatte, war die Spannung auf der Terrasse fast greifbar.
    Der frisch gebackene Großvater räusperte sich. “Ich bin nicht sicher, ob wir so weitermachen sollen, wie wir es zuvor beschlossen hatten”, sagte er und warf den anderen einen unbehaglichen Blick zu. “Immerhin befinden wir uns auf amerikanischem Boden. Wenn man uns schnappt, bedeutet das ein sehr großes Risiko.”
    “Es wird noch größer sein, wenn wir nichts tun”, erwiderte der Anführer scharf. “Außerdem müssen wir jetzt handeln. Wir werden niemals eine bessere Gelegenheit bekommen.”
    “Das sehe ich auch so”, erklärte der Mann rechts von ihm. Er sah auf den Zeitungsausschnitt, der vor ihm lag. Der zeigte das Foto eines großen, gut aussehenden Mannes, der auf einem Podium stand und zu einer größeren Menschenmenge sprach. “Diese Pressekonferenz, die unser
Freund
arrangiert hat, ist ein Geschenk Gottes, das wir nicht ignorieren können.” Die Betonung des Wortes
Freund
brachte dem Sprecher ein paar leise Lacher ein.
    Mit zufriedenem Gesichtsausdruck
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