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Die Trinity Verschwörung

Die Trinity Verschwörung

Titel: Die Trinity Verschwörung
Autoren: Charles Cumming
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lassen.«
    Eine trostreiche Theorie, und Gaddis war viel zu erschöpft, um dagegen zu argumentieren. Er langte in die Manteltasche und zog eine der DVD s heraus. Es war ein letzter Beweis seines Vertrauens in Tanya Acocella.
    » Bitte behalten Sie eine von denen«, sagte er. » Passen Sie gut darauf auf.«
    » Versprochen.« Sie steckte die Scheibe in die Tasche, ohne ihm für sein Vertrauen zu danken. Stattdessen zog sie ihrerseits etwas aus der Tasche, einen Ausschnitt aus einer Tageszeitung. Er war doppelt gefaltet und an einer Ecke eingerissen.
    » Die Times heute schon gelesen?«
    Gaddis schüttelte den Kopf. » Bin nicht dazu gekommen. Hausarrest bis drei, und danach hatte ich das eine oder andere zu erledigen.«
    Sie lächelte. » Lesen Sie.«
    Gaddis faltete den Ausschnitt auseinander. Es war eine Seite aus der Samstagausgabe der Times. Auf halber Höhe ein Kreuz mit rotem Filzstift.
    Geburten, Eheschliessungen und Todesfälle
    Neame , Thomas Brian, ist am 26. Oktober nach kurzer Krankheit im Alter von 91 Jahren friedlich entschlafen. Beisetzung im engsten Kreis auf dem Friedhof Magdalen Hill, Alresford Road. Blumengrüße nur von der Familie. Spenden bitte an das Marie-Curie-Schwesternheim.
    Er gab ihr den Ausschnitt zurück.
    » Kommt mir irgendwie bekannt vor.«
    » Sie glauben nicht daran?«
    » Nein, ich glaube nicht daran.«
    Mehr gab es dazu nicht zu sagen. Es wurde Zeit, zu Holly zurückzukehren. Und Natasha in Spanien anzurufen. Er musste mit Min sprechen.
    » Wir rufen Sie in ein paar Tagen in Ihrem Büro an«, sagte Tanya. » Um das Finanzielle zu regeln.«
    » Ach ja, das Finanzielle.«
    Er drehte sich zu ihr um, und sie umarmten sich. Tanya drückte seinen Brustkasten, als wollte sie nie mehr loslassen. » Danke«, sagte er und küsste sie auf die Wange. Ihre Haut war weich und kalt. » Für alles. Ohne Sie …«
    » Keine Ursache«, sagte sie und wandte sich bereits zum Gehen. » Wir sehen uns in ein paar Tagen.«

59
    Auf Anordnung Sir John Brennans war Thomas Neame aus dem Meredith Pflegeheim am Stadtrand Winchesters in eine Rentnersiedlung in der Umgebung von Stoke-on-Trent verlegt worden. Er hieß jetzt Douglas Garside. Ihm war weder ein Internetzugang noch ein Mobiltelefon gewährt worden. Sein Aktionsradius beschränkte sich weitestgehend auf ein Häuschen mit zwei Schlafzimmern, das er sich mit einer 58-jährigen schottischen Jungfer namens Kirsty teilte, die für ihn kochte, die Wäsche wusch und ihn hin und wieder in das örtliche Multiplex-Kino fuhr, wo er sich die Kostümfilme oder Programmkino-Hits anschaute, die es in die nördlichen Vororte Londons geschafft hatten.
    Kirsty war eine Ex- MI 5-Agentin. Man hatte ihr alles über Peter, alles über den Ärger in Winchester erzählt und Edward Crane so wenig Bewegungsfreiheit gelassen, dass er der Frau ihren » beschissenen Schlangenfraß« bei mindestens zwei Gelegenheiten quer durch die Küche nachgeworfen und ihr gedroht hatte, er würde » nachts ihr Bett anzünden«, sollte sie nicht damit aufhören, vierundzwanzig Stunden am Tag » wie ein Falke« über ihn zu wachen. Dreimal hatte er Brennan (aus einer Telefonzelle neben dem Fish-and-Chips-Shop) direkt angerufen, um sich darüber zu beschweren, dass man ihn schlimmer behandle als » ein ANC -Mitglied auf Robben Island«. In der Nacht träumte Crane oft davon, mit dem Taxi nach Hull auszureißen und die Nachtfähre nach Rotterdam zu nehmen. Welch grandiose Hommage an seinen alten Freund Guy Burgess wäre das gewesen, aber der SIS hatte ihm keinen Pass, kein Geld, nicht einmal die Kontaktadressen der Agenten gegeben, die ATTILA während des Kalten Krieges gekannt hatte – von denen die meisten ohnehin schon lange nicht mehr am Leben waren.
    » Du machst uns einfach zu viel Ärger, Eddie«, hatte Brennan ihm erklärt. » Das Risiko können wir nicht eingehen.«
    Ein Dokumentarfilm der BBC über die Taliban gewann Edward Cranes Aufmerksamkeit. Der moderne Fanatiker, erfuhr er dort, orientiert sich wieder an Moskauer Regeln. Der gewöhnliche islamistische Freiheitskämpfer benutzt kein Mobiltelefon, kommuniziert nicht über E-Mail. Zu einfach zu orten. Stattdessen bedient er sich herkömmlicherer Mittel: Briefe, tote Briefkästen, Mittelsmänner. Das brachte Edward Crane auf eine Idee.
    Er hatte in der seriösen Tagespresse mehrere Artikel eines Mannes gelesen, der mittlerweile Stammgast im Abendprogramm von Radio 4 war, weil seine Ansichten über alle möglichen Themen von Sergej
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