Die Trinity Verschwörung

Titel: Die Trinity Verschwörung
Autoren: Charles Cumming

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sofort Tanya angerufen.
    » Merkwürdige Dinge sind hier im Gange«, sagte er. » Du erinnerst dich an EISBÄR ?«
    » Ich erinnere mich an EISBÄR .«
    » Er spaziert gerade durch die Tite Street. Ich dachte, du hättest ihn in einem sicheren Haus hinter Schloss und Riegel?«
    Tanya, die gerade in einer vierstündigen Sitzung mit Sir John Brennan in Vauxhall Cross saß, stieß einen leisen Fluch aus und versicherte Des, dass sie » Sam die Eier abschneiden« würde, wenn sie ihn in die Finger bekam.
    » Aber das tut weh«, gab er zu bedenken. Eine Stunde später rief er wieder an, um ein Update durchzugeben.
    » EISBÄR ist jetzt seit einer ganzen Weile in der Wohnung, die Vorhänge sind zu, das Radio läuft. Ich vermute, er gönnt sich ein Schäferstündchen mit der hübschen Holly.«
    » Holly ist auch da?«
    » Ja. Vor einer guten Viertelstunde aufgetaucht.«
    Des fragte sich, ob Tanya eine Schwäche für den gefürchteten Eisbären entwickelt haben könnte. War da nicht ein eifersüchtiger Unterton in ihrer Stimme zu hören gewesen? » Noch etwas …«, sagte er.
    » Ja.«
    » Jemand ist Holly durch die Tite Street gefolgt. Fußüberwachung. Männliche Person weißer Hautfarbe, Ende zwanzig, klarer Favorit für den Dolph-Lundgren-Doppelgängerwettbewerb. Außerdem parkt auf der gegenüberliegenden Straßenseite mit Blick auf Hollys Wohnzimmerfenster ein blauer Mercedes. Dolph und ein anderer Mann sitzen drin.«
    » FSB ?«, fragte Tanya.
    » FSB «, sagte Des. » Hab das Kennzeichen gecheckt. Das Fahrzeug ist auf die russische Botschaft zugelassen.«

57
    Tanya war der Überzeugung gewesen, sie sei zu einem Gespräch unter vier Augen in Brennans Büro zitiert worden. Vor Des’ erstem Anruf hatte sie ihren Chef gerade darüber informiert, dass Gaddis in ihrem Haus in Earls Court untergebracht sei, bis » wir uns überlegt haben, wie wir ihn schützen können«. Eine Nachricht, auf die Brennan ruhig reagiert hatte, ähnlich teilnahmslos wie auf Acocellas Mitteilung, dass sie zwei getrennte Netzwerke in Österreich und in Budapest hatte aktivieren müssen, um Gaddis’ Exfiltration aus Wien zu bewerkstelligen.
    Das Auftauchen Maxim Kepitsas kurz nach Des’ zweitem Anruf hatte Tanya überrascht. Bis dahin wäre sie noch bereit gewesen, Brennan aus Mangel an Beweisen freizusprechen. Schließlich konnte Wilkinsons Ermordung im Kleinen Café auch ein Zufall gewesen sein; sie hatte keinerlei Beweise dafür, dass ihr Chef den FSB über Wilkinsons Reiseabsichten informiert hatte. Aber Kepitsas Benehmen, die männlich-herbe Umarmung Brennans, gleich nachdem er den Raum betreten hatte, stank geradezu nach abgekartetem Spiel.
    » Mr. Kepitsa will uns dabei helfen, die Ereignisse in Wien zu rekapitulieren«, begann Brennan.
    » Ach, wirklich?«
    Tanya fiel ein, was sie kürzlich in Gatwick zu Gaddis gesagt hatte. Ich habe mich nicht um diesen Job beworben, um tatenlos mitanzusehen, wie mein Chef seine eigenen Mitarbeiter an den Kreml verrät und das Leben unschuldiger Menschen aufs Spiel setzt. Das war ehrlich gemeint. Sie wollte nicht einem Mann unterstehen, der dem kaltblütigen Mord an mindestens zwei britischen Staatsbürgern seelenruhig zuschaut, nur um den Staus quo der Beziehungen Westminsters zu Moskau nicht zu gefährden.
    » Die Dinge stehen nun einmal so«, fuhr Brennan fort, » dass unser Land privatwirtschaftliche und staatliche Verträge im Wert von vielen Billionen Rubel mit Russland unterhält, die bei einem Wechsel im Kreml in ernste Gefahr geraten würden.«
    » Glauben Sie?« Tanya schien das eine der zweifelhaftesten Theorien zu sein, die ihr während ihrer gesamten Zeit in Vauxhall Cross zu Ohren gekommen waren.
    » Tanya, Sie wissen so gut wie ich, dass der einzige Mann, der Sergej Platow bei Wahlen in Russland besiegen könnte, Großbritannien, den Vereinigten Staaten und dem ganzen europäischen Projekt in jeder Beziehung feindselig gegenübersteht. Es dürfte wohl kaum in unserem Interesse liegen, einem solchen Mann an die Macht zu verhelfen.«
    Das war die zweitunwahrscheinlichste Theorie, die Tanya während ihrer Karriere in Vauxhall Cross zu Ohren gekommen war. Aber Kepitsa tat durch eifriges Kopfnicken seine Zustimmung kund. Auf einmal wurde Tanya klar, worum es Brennan ging. Es war offensichtlich. Warum hatte sie das nicht schon viel früher begriffen? Platow wusste, dass Brennan im Besitz des Originalmitschnitts von seinem Versuch war, in den Westen überzulaufen. Der SIS hatte es jahrelang

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