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Die Trinity Verschwörung

Die Trinity Verschwörung

Titel: Die Trinity Verschwörung
Autoren: Charles Cumming
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eines vorbeifahrenden Autos oder die Schritte eines Fußgängers, der durch die Tite Street ging. Aber er wusste, dass er hier rausmusste. Er steckte die DVD in die Innentasche des Mantels, schaltete das Licht in dem winzigen Kellerraum aus, schloss die Tür und hängte das durchgesägte Schloss über den Riegel, um den Eindruck von Sicherheit vorzutäuschen. Dann drehte er sich um, ging zurück durch den schmalen Gang und stieß die Feuertür auf, die ins Treppenhaus führte.
    Holly kam ihm entgegen, einen Schlüsselbund und eine Tragetasche von Marks & Spencer in der Hand.
    » Sam? Was machst du denn hier?«
    » Keine Zeit für Erklärungen«, sagte er, packte ihren Arm und wirbelte sie herum zur Treppe. » Du hast doch einen DVD -Player in deiner Wohnung, oder? Wir setzen uns jetzt hin und gucken ein bisschen fern.«

54
    Fünfzehn Minuten vorher hatte Alexander Grek seinen blauen Mercedes C-Klasse in eine freie Parklücke Ecke Tite Street, Royal Hospital Road gelenkt und eine Nummer in sein Mobiltelefon getippt. Karl Stieleke hatte das Gespräch entgegengenommen und ihm mitgeteilt, dass er keine fünfhundert Meter entfernt war und Holly Levette mit einem halben Block Abstand durch die King’s Road folgte. Sie sei auf dem Rückweg von einem Vorsprechtermin gerade zu Marks & Spencer hineingegangen. Stieleke rechnete damit, dass sie in zehn, fünfzehn Minuten zu Hause eintreffen werde.
    Drei Tage davor waren die beiden Männer in Hollys Wohnung eingebrochen und hatten sie zwei Stunden lang nach irgendeinem Hinweis auf das Material durchsucht, das ihrer verstorbenen Mutter, Katya Levette, angeblich von Robert Wilkinson zugeschickt worden war. Grek handelte auf Anweisung von Maxim Kepitsa, der seinerseits von Sir John Brennan darüber informiert worden war, dass Wilkinson und Katya Levette eine Beziehung miteinander gehabt hatten. Grek und Stieleke hatten auf jedem Regal, in jeder Schublade, unter jedem Teppich und in allen Schränken in der Wohnung gesucht, ohne auch nur den leisesten Hinweis auf Material über Sergej Platow oder den KGB zu finden. Anschließend hatten sie Hollys T-Mobile-Account angezapft und heute Nachmittag ein nervöses Telefongespräch mitgehört, das ein gewisser » Sam« um 15.21 Uhr aus einer Telefonzelle in der Nähe der Cromwell Road mit ihr geführt hatte. Sam hatte von einem » Tonband oder einer Kassette« gesprochen, die wahrscheinlich im Keller von Hollys Mietshaus gelagert sei. Auf den Gedanken, dort zu suchen, war Grek nicht gekommen. Er beschloss abzuwarten, bis Holly die Kassette oder das Band geholt hatte, und ihr dann zum Donmar Warehouse Theater zu folgen. Sie würde ihn zu » Sam« führen, dem letzten Glied in der Kette. Grek vermutete, dass Sam der Mann war, der Doronin in Berlin niedergeschossen hatte. Ein Augenzeuge hatte in Wien die Beschreibung eines » Engländers Anfang vierzig« abgegeben, der im Kleinen Café zusammen mit Wilkinson am Tisch gesessen hatte. Grek vermutete, dass es sich auch bei dem Mann um diesen Sam gehandelt hatte. Wäre er erst einmal eliminiert, würde Kepitsa, so hoffte Grek, den ATTILA -Fall wohl endgültig als abgeschlossen betrachten. Grek wusste nicht, dass Sam Gaddis Hollys Mietshaus bereits eine halbe Stunde zuvor betreten hatte.
    Er hob den Kopf und sah Holly die Tite Street herunterkommen, eine M & S-Tasche voller Lebensmittel in der Hand. Auf der anderen Straßenseite war jetzt auch Stieleke zu sehen, der ihr in einem Abstand von ungefähr vierzig Metern folgte. Grek sah Holly ihre Schlüssel aus der Tasche ziehen und im Haus verschwinden. Stieleke kam auf den Mercedes zu, öffnete die Beifahrertür und stieg ein.
    » Holt sie das Band?«, fragte er.
    » Sie holt das Band.«

55
    » Wärst du so nett, mir zu erklären, was hier los ist?«
    Holly stieg hinter Gaddis die Treppen zu ihrer Wohnung hinauf. Zwei Stufen unterhalb der zweiten Etage zog er sie plötzlich nah an sich heran, um ihr etwas ins Ohr flüstern zu können.
    » Hör zu«, sagte er. Sie versuchte, sich zu befreien, aber er hielt sie fest an sich gepresst. » Sag jetzt bitte nichts. Du darfst nicht sprechen, wenn wir in der Wohnung sind. Geh quer durchs Zimmer, zieh die Vorhänge zu, es ist ein ganz normaler Abend, und schalte das Radio an. Stell es so laut wie möglich, ohne dass die Nachbarn sauer werden. Die Disk, die ich in deinem Keller gefunden habe, ist ein Dokument von Sergej Platows Versuch, 1988 in den Westen überzulaufen. Bob Wilkinson hat sie aufgenommen. Bob
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