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Die Trinity Verschwörung

Die Trinity Verschwörung

Titel: Die Trinity Verschwörung
Autoren: Charles Cumming
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ist tot. Er ist in Wien ermordet worden. Deine Wohnung steht vielleicht unter Beobachtung des MI 6 und des russischen FSB . Es tut mir wahnsinnig leid. Und bitte kein Wort sagen, wenn ich dich jetzt loslasse.«
    Sie stieß sich von ihm ab, Tränen quollen ihr aus den Augen. Und als sie mit den Lippen das Wort » Bob?« formte, sah er plötzlich das Gesicht einer älteren Frau vor sich, das Gesicht ihrer Mutter, Katya Levette. Er presste den Zeigefinger auf den Mund, schüttelte den Kopf, beschwor sie, nicht zu sprechen. Nach einem kurzen, prüfenden Blick über den Treppenabsatz forderte er sie mit einem Kopfnicken auf, ihre Tür aufzuschließen. In der Wohnung ging Holly direkt zum Radio, schaltete es ein, wie Gaddis gesagt hatte, und zog die Vorhänge zu. Gaddis drehte den Schlüssel zweimal im Schloss, trat vor den Fernseher und entdeckte auf dem Fußboden einen DVD -Player. Eine Zeitung lag auf dem Sofa. Er zog einen Stift aus der Jackentasche und schrieb an den Rand der Titelseite: Hast du DVD -Rohlinge?
    Holly hielt den Kopf schräg, als wüsste sie nicht recht, was sie von dem Ganzen halten sollte. Früher oder später mussten sie reden, das war ihm klar, deshalb flüsterte er ihr jetzt zu, ohne sich darum zu kümmern, ob vielleicht jemand mithörte. » Du brauchst doch welche, um deine Demos aufzunehmen«, sagte er. » Ich muss Kopien von dieser DVD machen.«
    Sie nickte. » Klar, haufenweise.«
    Sie schaute bedrückt. » Keine Angst«, sagte er und fasste nach ihrer Hand, » alles wird gut.«
    » Ich habe keine Angst.« Holly zog den Arm zurück.
    Gaddis nahm die Disk aus der Plastikhülle und steckte sie in den Player. Nach ein paar Sekunden sah er, wovon er geträumt hatte. Auf einem Stuhl in einem hell erleuchteten deutschen Wohnzimmer saß der junge Sergej Platow. Es war unverkennbar der richtige Mann: Gaddis hatte bei seinen Recherchen zu Zaren Dutzende von Fotos des russischen Präsidenten in jungen Jahren gesehen. Platow trug ein weißes Hemd, eine gestreifte Krawatte, und seine vollen Lippen glänzten unter dem erbarmungslosen Schein einer hellen Deckenleuchte. Sein ordentlich gekämmtes Haar war links gescheitelt, insgesamt machte er einen ruhigen, entspannten Eindruck. Vor ihm stand ein kleines Glas Wasser. Gaddis hörte eine Stimme.
    » Gut, dann fangen wir an. Stellen Sie sich bitte vor.«
    Es war Wilkinson. Der Akzent ließ keinen Zweifel zu. Wie zur Bestätigung sagte Holly, die Gaddis über die Schulter schaute: » Das ist Bobs Stimme«, und legte Gaddis ihre Hand in den Nacken.
    Platow sprach russisch: » Mein Name ist Sergej Spiridonowitsch Platow. Ich bin Major des Komitet Gosudarstwennoi Besopasnosti. Ich wohne mit meiner Frau und meiner Tochter in der Radeberger Straße. Ich bin einer von acht KGB -Offizieren, die in Dresden unter der Aufsicht von Oberst Anatoli Lubkow arbeiten. Meine Arbeitsfelder sind die politische Spionage und Spionageabwehr.«
    » Welches ist Ihre offizielle Tarnung?«, fragte Wilkinson. Er war noch nicht im Bild zu sehen gewesen, und Gaddis vermutete, dass das so bleiben würde. Platow trank einen Schluck Wasser.
    » Ich bin stellvertretender Direktor der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft. In dieser Eigenschaft gehört es zu meinen Aufgaben, Verbindungen zwischen dem KGB und der ostdeutschen Staatssicherheit zu unterhalten.«
    » Würden Sie uns bitte den Namen dieser Operation nennen?«
    » LOOCH «, antwortete Platow, ohne zu zögern.
    Gaddis verlor kurz den Bildschirm aus dem Blick, als er versuchte, sich an Einzelheiten des Plans zu erinnern. » Looch« bedeutete auf Russisch Lichtstrahl. Im Zuge dieser Operation baute das KGB ein Netzwerk von Informanten in Ostdeutschland auf, das nach einem eventuellen Zusammenbruch des kommunistischen Regimes weiter Informationen an die Moskauer Zentrale liefern konnte. MI 6 hatte 1986 von LOOCH erfahren; zweifellos wollte Wilkinson Platows Bereitschaft testen, Staatsgeheimnisse preiszugeben.
    Nach Gaddis’ Schätzung würde das gesamte Verhör mindestens zwei Stunden dauern. Er spulte die DVD mehrmals im Schnellvorlauf weiter und konnte keinerlei Änderung in der Kameraeinstellung oder Platows ruhigem Auftreten feststellen. Aber es blieb keine Zeit, alles anzuschauen. Er warf die Disk aus und drehte sich zu Holly um.
    » Kannst du davon auf deinem Laptop Kopien anfertigen? Neue DVD s brennen?«
    » Das heißt rippen, nicht brennen«, sagte sie lächelnd. Er sah, dass sie ihren Laptop bereits aus dem
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