Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Trinity Verschwörung

Die Trinity Verschwörung

Titel: Die Trinity Verschwörung
Autoren: Charles Cumming
Vom Netzwerk:
junge Frau. Ich muss Sie in aller Form bitten, die ungeheure Unterstellung zurückzunehmen, meine Regierung sei dafür verantwortlich zu machen, wenn Doktor Gaddis etwas zustoßen sollte. Soweit es den FSB betrifft, können britische Journalisten und Akademiker über Russland und seine Politiker schreiben, was sie wollen. Wir betrachten Doktor Gaddis nicht als unseren Feind, nur weil er ein Buch …«
    Angesichts dieser Lügen schien sich sogar Brennan unbehaglich zu fühlen. Tanya ergriff dankbar die Gelegenheit, gegen Kepitsas Heuchelei zu Felde zu ziehen.
    » Für einen britischen Wissenschaftler ist das also ganz in Ordnung, ja, aber bei einer ukrainischen Journalistin – einer gewissen Katarina Tichonow zum Beispiel – ist das eine ganz andere Geschichte. Solche Leute lassen Sie umbringen, oder, Mr. Kepitsa? Denen schicken Sie Verbrecher auf den Hals, die sie in ihrer Wohnung abknallen. Die lassen Sie in Gefängnissen verrotten und enthalten ihnen jegliche medizinische Versorgung vor. Ist das nicht so?«
    Der Russe griff bereits nach seiner Aktentasche. Tanya rechnete mit den Worten: » Ich habe genug gehört«, stattdessen entschied er sich für den erprobten Satz: » Ich bin in meinem Leben noch nie so beleidigt worden.«
    » Ach, das ist doch wohl übertrieben, oder?«, sagte sie. » Bevor Sie uns jetzt verlassen, Max, erklären Sie Sir John doch noch bitte, warum Sie vor Holly Levettes Wohnung zwei Observationsspezialisten in einem auf die russische Botschaft zugelassenen Mercedes postiert haben, während wir hier reden. Erklären Sie es ihm. Ich bin auch sehr gespannt auf Ihre Begründung. Ich dachte, Doktor Gaddis ist einer dieser harmlosen britischen Wissenschaftler? Wenn dem so ist, warum nehmen Sie dann so außergewöhnlichen Anteil an seinem Privatleben? Geht es um die Videokassette? Möchten Sie die gern in die Hände bekommen, bevor Dr. Gaddis sie hat?«
    » Ist das wahr, Maxim?«, fragte Brennan.
    Kepitsa wandte sich zur Tür.
    » Die Unterredung ist beendet«, sagte er und sah Brennan mit dem Blick des betrogenen, bereits auf Rache sinnenden Ehemannes an. » Wenn ich das nächste Mal zu Besuch komme, John, erwarte ich, mit etwas mehr Respekt behandelt zu werden.«

58
    Es dämmerte bereits, als Gaddis aus Hollys Haus kam und kurz auf dem Gehsteig stehen blieb, um einen Blick in den blassen orangefarbenen Himmel zu werfen. Zwei DVD s hatte er unter seinem Mantel verborgen, eine dritte steckte in dem an einen Kollegen in den USA adressierten Briefumschlag, den er in der linken Hand hielt.
    Jetzt brauchte er eine Zigarette. Er nahm die Packung heraus, schlug ein Streichholz an und hielt sich das Flämmchen vor den Mund. Das war sein einziger Fehler. Für ein paar Sekunden war das Gesicht von Dr. Samuel Gaddis beleuchtet und für alle zu sehen.
    » Denn Typen kenne ich«, sagte Karl Stieleke.
    » Wen?«, fragte Alexander Grek. » Den, der da gerade rausgekommen ist?«
    » Letzten Samstag. In Wien. Er war auf der Hochzeit. Ich hab ihn nach der Trauung im Stadtpark gesehen.«
    » Bist du sicher?«
    » Ganz sicher. Er hätte mich beinahe umgelaufen.«
    Grek sah Gaddis losgehen und direkt auf sie zukommen. Einen Moment lang dachte er, er wollte zu ihnen in den Wagen steigen. Stattdessen überquerte Gaddis die Royal Hospital Road und ging auf einen roten Briefkasten zu, der wenige Meter von dem Mercedes entfernt stand. Er schob den Umschlag durch den Schlitz und ging weiter, in südlicher Richtung auf den Fluss zu. Als Gaddis an dem Wagen vorbeiging, hätte Grek die Hand nach ihm ausstrecken können, und jetzt erkannte der Russe, dass auch er den Mann schon mal gesehen hatte. Vor ein paar Wochen. Er war die nicht identifizierte Person männlichen Geschlechts, die Charlotte Bergs Wohnung an dem Abend verlassen hatte, an dem er in ihr Büro eingebrochen war. Ungefähr eins achtzig groß und achtzig Kilo schwer, in einem Cordsamtjackett, eine Ledertasche über die Schulter gehängt.
    » Das ist Sam«, sagte Grek. » Er hat das Band eingeworfen. Ruf Kepitsa an, er soll jemanden schicken, der den Briefkasten aufbricht. Ich geh ihm nach.«
    Stieleke nickte.
    » Du bleibst hier, Karl. Bleib im Auto sitzen und behalt das Mädchen im Auge. Ich ruf dich an, wenn wir Sam unter Kontrolle haben. Dann gehst du rein zu Holly und bringst die Sache zu Ende. Verstanden?«
    » Verstanden.«
    Des beobachtete die beiden. Auch er hatte EISBÄR aus dem Haus kommen sehen und ihn heimlich dafür verflucht, dass er sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher