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Die Trasse von A'hi-nur

Die Trasse von A'hi-nur

Titel: Die Trasse von A'hi-nur
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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vergessen.«
    »Ich wüßte auch nicht«, antwortete ich, »aber das hat jetzt alles keinen Zweck. Wir wollen lieber noch mal rufen!« Damit übernahm ich die Steuerung, und Inge bediente die Morsetaste. Wir bekamen wieder keine Antwort.
    Wir näherten uns nun der Gegend, aus der der Funkspruch abgegeben worden war. Ich wies die Zwillinge an, im Abstand von einem Kilometer neben uns herzugleiten. Wir hatten eine Höhe von zehn Metern und konnten den zwischen uns liegenden Streifen Wüste gut übersehen, da der Boden hier nur sehr flach gewellt war. Wir flogen zehn Kilometer, kehrten um, nahmen den dahinterliegenden Streifen und versuchten so, das ganze Gebiet zu durchkämmen. Aber schon nach einer Stunde sahen wir alle, obwohl wir uns abwechselten, tanzende bunte Flecken auf dem eintönigen Boden, und wir mußten notgedrungen eine Pause einlegen. Nach einer weiteren Stunde war die Sonne aber schon so weit gesunken, daß auch die kleinsten Bodenwellen scharfe Schatten warfen. Wir mußten abbrechen.
    Zwei Möglichkeiten hatten wir nun: entweder die Nacht hindurch mit Scheinwerferlicht und in langsamem Tempo jeweils einen Streifen von fünfzig Meter Breite abzusuchen oder bis morgen früh zu warten und zu schlafen. Im ersten Fall waren wir bestimmt spätestens morgen vormittag völlig übermüdet und zum Weitersuchen unfähig, im zweiten Fall ging wertvolle und vielleicht sogar unersetzliche Zeit verloren.
    Inge beteiligte sich nicht an der Diskussion. Sie starrte die Karte an, auf der ich die schon abgesuchten Gebiete schraffiert hatte. Auch mein Gespräch mit den Zwillingen versandete. Wir konnten uns nicht entschließen.
    Ein Funkspruch von der Zentrale riß uns aus unseren Grübeleien. Die Zentrale teilte uns mit, daß in der verunglückten Maschine der Assistent des Regierungskommissars für Antike Geschichte gesessen habe, der zu uns wollte. Sie bestätigte auch, daß uns keinerlei Schuld traf, sondern daß der Fehler entweder auf dem Flugplatz in Kairo oder aber bei diesem Achmed Ben Barka selbst zu suchen sei. Wir berichteten von unserer bisher vergeblichen Suche, und der Diensthabende versprach uns für Sonnenaufgang zwei Hubschrauber, von denen aus wir besser suchen konnten.
    Wir schossen noch einige Raketen ab, bekamen aber keine Antwort. Dann entschlossen wir uns, doch zu schlafen, damit wir morgen frisch wären. Das war sicherlich ein guter und nützlicher Vorsatz, nur gelang es jedenfalls Inge und mir nicht, ihn auszuführen.
    Wir hatten das Licht ausgeschaltet und die Sitze zurückgeklappt, so daß wir bequem liegen konnten. Durch das Kanzeldach schien der Mond, der in diesen Breiten fast waagerecht liegt und wie ein Boot aussieht. Ich sah zu Inge hin. Sie konnte ebensowenig einschlafen wie ich und schien auch gar nicht vermutet zu haben, daß es mir anders gehen könnte.
    »Wir sollten lieber überlegen, wie wir rationeller suchen könnten«, sagte sie. »Nicht so einfach hin und zurück und hin und zurück… Mehr nachdenken…«
    »Kluger Vorschlag!« brummte ich. »Dann tu das mal, aber laut, damit ich auch was davon habe!«
    Sie ließ sich nicht beirren. »Weißt du«, sagte sie, »ich verstehe ja nicht viel von deinen Berechnungen, und es hat auch ganz schön gebumst – aber ist die Explosionswelle hier, in dreißig Kilometer Entfernung, wirklich noch so stark, daß sie ein Flugzeug zerstören kann?«
    »Donnerwetter!« entfuhr es mir. Ich schaltete das Licht an, richtete mich auf, nahm Stift und Papier und rechnete.
    »Tatsächlich«, mußte ich schließlich feststellen, »das reißt nicht einmal einen Papierdrachen vom Band!« Ich schüttelte den Kopf. »Es ist doch seltsam, wie unkritisch man manchmal gegenüber Umständen ist, wenn sie wie Tatsachen aussehen!«
    »Woran lag es also dann?« fragte Inge sachlich. Aber soweit war ich noch nicht. Wir hatten jetzt Zeit, und so ärgerte ich mich erst mal über mich selbst. Mir fehlte doch noch verdammt viel zu einem Leiter solcher Arbeitsgruppe. Überhastet losgondeln, nichts wie hin und dann Zickzackfahren über ein riesiges Gebiet – heißt das vielleicht suchen? Und helfen? Nein, vorher, als alles normal lief, hatte ich nichts falsch gemacht, aber dann! Schon, daß wir allein auf Suche gingen und nicht Hilfe von der Zentrale anforderten, war ein Fehler. Und dann hatte ich nicht einmal den Versuch unternommen, mir ein genaues Bild zu machen von den Verhältnissen in dem Moment, als das Flugzeug landen mußte – das war der zweite Fehler. Ich
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