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Die Trasse von A'hi-nur

Die Trasse von A'hi-nur

Titel: Die Trasse von A'hi-nur
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Ihrer Arbeit, die er mit sich bringt, verständnisvoll gegenüberstehen.
    Ich hatte in der staatlichen Registratur – eigentlich mehr routinehaft – die Ergebnisse aller geologischen Erkundungen durchgesehen. Dabei stieß ich auf Ihren Arbeitsplatz. Sie werden es vielleicht für übertrieben halten, aber ich habe schon lange so etwas gesucht wie das Plateau, das Sie jetzt freigesprengt haben. Die Spekulation, die mich zu dieser Suche veranlaßt hat, ist zu phantastisch, als daß ich sie jetzt darlegen möchte. Ich denke, innerhalb einer Woche werden wir Gewißheit haben, ob Sie hier ungestört weiterarbeiten können oder…«
    Achmed machte eine ungewisse Handbewegung. Mir war gar nicht wohl bei diesen Aussichten, aber ich sagte mir, es sei nicht angängig, die eigenen Wünsche den Interessen der Menschheit entgegenzusetzen. Trotzdem wollte ich ihn noch ein wenig mit der Frage kitzeln, warum er es nach… zigtausend Jahren nun auf einmal so eilig gehabt habe, daß er sogar vergaß, die Sicherheitsvorschriften einzuhalten. Aber Achmed kam mir mit seiner entwaffnenden Art zuvor.
    »Ich habe Ihnen das auch gesagt, damit Sie meinen Fehler wenn nicht verzeihen, so doch verstehen können, den ich beging, als ich von Kairo losflog, ohne mich noch einmal über Funk bei Ihrer Zentrale nach der Lage an Ort und Stelle zu erkundigen. Ich wußte ja nicht, daß Sie drei Tage vorfristig sprengen würden. Ich wollte unbedingt Einfluß nehmen auf Ihre Sprengweise, aber nach dem, was ich in ersten Gesprächen erfahren konnte, deckt sich ja das, was Sie getan haben, voll und ganz mit meinen Wünschen. Wäre ich allerdings besonnener gewesen, könnte ich jetzt gleich an die Arbeit gehen, und Sie brauchten nur zwei oder drei Tage zu warten. Ich muß schon auf Ihre Großmut rechnen, daß Sie mir das nachsehen und sich in den Tagen, bis ich wiederhergestellt bin, auf die Vermessungsarbeiten beschränken.«
    Zumindest das letztere hing ja nun nicht von unserer Großmut ab, sondern von seiner Anordnung. Es war aber auch so kaum möglich, etwas dagegen zu sagen. Den anderen ging es wie mir – wir nickten als Zeichen der Zustimmung.
    Achmed, nach Landessitte mit untergeschlagenen Beinen sitzend – eine Kunst, die ich jedenfalls nie erlernen werde –, Achmed wandte sich nun an Inge. »Und Sie, meine schöne Pflegerin, wann werden Sie mich freigeben? Sie sollen nicht sagen, daß ich selbst weniger Bereitschaft zur Disziplin habe, als ich von Ihnen allen verlange!«
    Inge lachte verlegen – aber sogar diese Verlegenheit, die ich übrigens zum ersten Mal bei ihr bemerkte, stand ihr gut. »Ich muß mich an die Anweisungen des Arztes halten«, sagte sie. »Wenn Sie heute abend fieberfrei sind, dürfen Sie morgen früh, wenn es noch nicht so heiß ist, eine Stunde ins Freie.«
    Aber am Abend hatte Achmed wieder Fieber.
    Am anderen Vormittag arbeitete ich lustlos an der Vorbereitung der Schemata für die weiteren Sprengungen, die wer weiß wann – vielleicht nie – stattfinden würden. Es war ja ganz romantisch, was der Kommissar da berichtet hatte, aber mir erschien die Bewässerung der Sahara doch handfester und sinnvoller. Wer weiß, ob bei diesen Altertumsgeschichten etwas herauskam! Und wenn nichts herauskam, dann waren unsere drei Tage Vorsprung verspielt und noch etliche Tage dazu, die wir dann wieder aufholen durften. Wenn hier aber doch etwas gefunden wurde, dann konnten wir woanders noch einmal ganz von vorn anfangen! Wie man die Sache auch drehte, in jedem Fall war sie für uns zunächst einmal ärgerlich.
    Weil ich lustlos arbeitete, blickte ich ab und zu aus dem Fenster. Und plötzlich sah ich, daß einer der Zwillinge von dem Tiefplateau her zu unserem Zelt gelaufen kam. Da muß ja etwas wahrhaft Sensationelles geschehen sein, wenn die sich trennen! dachte ich noch, da war er schon heran und kam ins Zelt gestürzt.
    »Da ist eine Ritze!« rief er, noch außer Atem. »Eine richtige, schnurgerade Ritze im Plateau, kein Gesteinsriß oder so was!«
    Achmed schnellte wie eine Feder hoch und stürzte zum Zeltausgang, aber Inge war noch schneller gewesen, stand schon davor und versperrte den Weg. »Sie haben gestern abend Fieber gehabt!« rief sie und blitzte ihn an. »Der Temperaturschlag wirft Sie um!«
    Achmed wußte, daß Inge im Recht war. Trotzdem war er sichtbar zornig, und es mußte ihn fast übermenschliche Anstrengungen kosten, sich zu bezähmen. Er atmete erregt, aber er schwieg. Er war wahrscheinlich zu stolz, sich aufs
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