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Die Trantüten von Panem

Die Trantüten von Panem

Titel: Die Trantüten von Panem
Autoren: The Harvard Lampoon
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einfach richtig an, wenn Pita seine Beine erwähnt. »Aber wenn du nicht tot bist, für wen waren dann die traurigen Posaunen?«, frage ich.
    »Ich weiß nur, dass ich einige Prachtexemplare von Steinen gesammelt habe, ehe ich mir ein Nickerchen gönnen wollte«, erwidert Pita. »Du kannst ruhig stolz auf mich sein. Da, schau mal.«
    Ich blicke in die Richtung, in die Pita zeigt. Doch was ich sehe, verschlägt mir beinahe den Atem. Neben einem winzigen Haufen Steine liegt Mopsgesicht. Man sieht nur noch das Weiße ihrer Augen, und Kieselsteine quellen aus ihrem Mund. Ihre kalte Hand umklammert ein Steinchen, von dem sie offensichtlich abgebissen hat.
    »Ich hab noch viel mehr gesammelt, Kantkiss«, versichert mir Pita mit flehender Stimme. »Das ist einfach nicht gerecht!«
    Gerade will ich Pita in die Arme schließen und leidenschaftlich mit Küssen überhäufen, als das Luftkissenfahrzeug zu uns niederschwebt, um Mopsgesichts Leiche zu entsorgen. Die Tür gleitet auf.
    »Das hört sich ja perfekt an.«
    »Ist es auch. Wir müssen die Küche renovieren, aber ansonsten ist alles picobello.«
    »Ich kann es kaum erwarten. Im ganzen Kapital gibt es kein einziges gutes Fischrestaurant.«
    »Unseres wird das Beste der Stadt. Nur Topqualität, sage ich dir!«
    »Und das mit der Finanzierung ist alles unter Dach und Fach?«
    »Tja, darüber wollte ich noch mit dir reden. Was würdest du davon halten, Miteigentümer zu werden?«
    »Mann, Dave … Ich bin mir nicht sicher, ob …«
    Die Tür des Fahrzeugs schließt sich wieder. Als es davonschwebt, weht auf einmal eine eisige Brise. Ich fange zu zittern an. »Ist dir kalt?«, frage ich Pita.
    Er zuckt mit den Achseln. »Eigentlich ist mir ein bisschen zu warm. Ich würde dir ja meinen Pullover geben, aber dann wird mir vielleicht kalt.«
    Die Jury! Sie ist an dem eisigen Wind schuld. Das ist die einzig vernünftige Erklärung. Wenn uns kalt genug ist, müssen wir auf Leben und Tod kämpfen, nur um nicht zu erfrieren. Diese Unmenschen. Wo können wir uns aufwärmen? Ich erinnere mich daran, dass es im Prollhorn ein Café mit Zentralheizung gibt und die heiße Schokolade hervorragend sein soll. Ihr teuflischer Plan läuft also darauf hinaus, dass wir uns dort abschlachten.
    »Auf zum Prollhorn!«, rufe ich.
    »Super«, freut sich Pita. »Aber hast du auch etwas zu essen gefangen?« Voller Vorfreude reibt er sich den Bauch. »Ich habe schon fast eine ganze Stunde lang nichts mehr zu mir genommen.«
    Verlegen merke ich, dass ich mit meiner Falle – einer Glasscheibe, die ich zwischen zwei Bäume gehängt habe – keinen einzigen Vogel gefangen habe. Und die Vögel in meinem Vogelhäuschen will ich nicht stören. »Äh … Klar«, bringe ich hervor und pflücke eine Handvoll hellorangefarbener Beeren von dem Busch hinter mir. »Ich habe Unmengen zu essen.«
    »Kantkiss!«, ruft Pita, als ich ihm meine Beute zeige. »Diese Beeren sind giftig. Mein Vater hat sie mal als Kuchenfüllung benutzt, und dann kam es zu einem Gerichtsverfahren nach dem anderen. Wenn du auch nur eine davon isst, wirst du innerhalb weniger Minuten einen qualvollen Tod sterben!«
    »Oh«, sage ich und will sie schon zu Boden werfen, aber Pita hält mich davon ab.
    »Behalt sie vorsichtshalber«, sagt er. »Wer weiß, wie hungrig ich später werde.«
    Auf dem Weg zum Prollhorn lichten sich die zahlreichen Wolken am Himmel, und schon bald geht die Sonne unter. Dabei entstehen purpurne und orangefarbene Gebilde, von denen ich nicht weiß, worum es sich handelt oder wie sie entstehen. Das rasch näher kommende Finale der Hungerspiele lässt mich im Innersten erbeben. Ich blicke direkt in die Kamera und wiederhole meinen Slogan, von dem ich mir gut vorstellen kann, dass er auf Tausenden und Abertausenden T-Shirts und Brotdosen in ganz Panem gedruckt stehen wird: »Bei Gott, ich werde nie wieder hungern!«
    Als wir endlich am Prollhorn ankommen, hat sich der eisige Wind gelegt. Typisch für die Jury: Sie lässt den Wind in völlig unregelmäßigen Abständen aufkommen, um uns die Orientierung zu rauben. Sicher hofft sie, dass wir in der allgemeinen Verwirrung aufeinander losgehen. Aber egal – jetzt ist es jedenfalls viel zu warm, um noch eine heiße Schokolade zu trinken. Also warten Pita und ich vor dem Café. Nach einer halben Stunde dringt ein Rascheln vom Waldrand an meine Ohren und ich sehe, wie Gerd Gegenspieler direkt auf uns zusprintet.
    » Oooooohhhh! «, brüllt Pita und versteckt sich auf seine sexy
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