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Die Trantüten von Panem

Die Trantüten von Panem

Titel: Die Trantüten von Panem
Autoren: The Harvard Lampoon
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und zeige es dem Publikum. »Ist es nicht wunderschön?«
    »Das ist wahre Liebe«, meinte Caesarsalad. »Und wie war es bei dir, Gerd?«
    »Dito«, erwidert er und schreibt eine SMS auf seinem Handy. Er scheint gar nicht in mich verliebt zu sein, aber ich nehme an, dass jeder seine Liebe anders zeigt.
    »Brillant. Und was genau ist bei dem kleinen Vorfall mit den Beeren passiert?«, erkundigt sich Caesarsalad.
    Jetzt ist der Augenblick gekommen. »Ich will wissen, wie die Beeren geschmeckt haben.«
    Gerd nickt zustimmend. »Das wollten wir alle wissen.«
    »Super!«, schreit Caesarsalad entzückt. Ich blicke zu Präsident Schneeflöckchen hinüber, der einen Platz im Publikum eingenommen hat und mir aufmunternd zunickt. Erleichtert hole ich Luft. Ich habe die letzte Hürde dieses grausamen Interviews überstanden und lasse noch eine Salve fürchterlicher Piratenwitze von Caesarsalad über mich ergehen, ehe er sich von den Zuschauern in ganz Panem verabschiedet. Endlich gehen Gerd und ich wieder hinter die Bühne. Endlich haben wir beide, Mr. Perfect und ich, Zeit für uns alleine.
    »Ich lie < be dich nicht, Kantkiss«, meint er beiläufig, als ich versuche, ihm über die Backe zu schlecken.
    »Weil du mich nicht lieben kannst?«, will ich wissen. »Weil du Angst hast, mich zu sehr zu lieben, so sehr, dass es dir wehtun könnte? Denn es tut weh, wenn man verliebt ist, und du bist doch bis über beide Ohren verliebt?«
    »Nö.«
    Und damit geht er auf und davon. Ob ich ihn je wiedersehen werde? Vielleicht in der Fortsetzung dieses Buchs mit dem Titel Gefährliche Liebe zwischen Kantkiss und Gerd ? Aber man weiß ja nie, was auf einen zukommt.
    Zurück in meinem Zimmer lasse ich mir Gerds letzte Worte durch den Kopf gehen. Es machte nicht den Anschein, als ob er in mich verliebt wäre, aber ich bin mir absolut sicher, dass er es doch ist. »Ich habe ein gutes Gefühl, was unsere Beziehung betrifft«, verrate ich Radi, dem Welpen.
    Als ich Pfeil und Bogen und die toten Eichhörnchen in meinem Koffer verstaue, überlege ich, wie weit ich es seit dem Erntedankfest gebracht habe. Damals wusste ich nicht, wie man einen Jungen küsst, geschweige denn, wie man einen umbringt! Ich habe während der Hungerspiele so viele neue Freunde gewonnen, Freunde, die mich bis zu ihrem letzten Atemzug begleiteten. Ach, die Hungerspiele! Das war die beste Zeit meines Lebens. Davon werde ich noch meinen Enkelkindern erzählen.
    »Schick di«, ruft Efi aus dem Flur. »Da Zug wart ned.«
    Ich rätsele, was die Zukunft wohl für mich bereithält. Vielleicht bleibe ich ja in Distrikt 12 und werde der Rebellion den Rücken zukehren, weil ich nichts anderes im Kopf habe als Jungs. Oder ich ziehe nach Kanada oder in irgendeine andere normale Demokratie. Was auch immer – ich bin jedenfalls reich. Hey! Nur eines betrübt mich: Der Junge mit dem großen Kopf. Ich vermisse Pita.
    Ich höre, wie sich meine Tür öffnet. »Ich komme ja schon, Efi«, rufe ich. »Immer mit der Ruhe.«
    Aber es ist gar nicht Efi, die hereinkommt. Zuerst glaube ich, dass niemand da ist, aber dann höre ich ein Geräusch. Kläff! Kläff! Und da erscheint ein sehr molliger Welpe unter der Tür, der einen Bagel als Halsband trägt. Schüchtern trottet er zu mir und winselt unaufhörlich, bis ich Radi, den Welpen, in meine Tasche stecke und stattdessen ihm meine ganze Aufmerksamkeit schenke. Als ich ihn am Kopf kraule, merke ich, dass er kugelrund ist und nach Zimt riecht.
    »Pita!« Ich drücke ihn ganz fest. »Dann nichts wie auf nach Distrikt 12.«
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