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Die Trantüten von Panem

Die Trantüten von Panem

Titel: Die Trantüten von Panem
Autoren: The Harvard Lampoon
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geschafft.«
    Ich kämpfe mit den Tränen. »Aber das Kapital mit seinem gewaltigen technischen Fortschritt hätte doch ein Gegengift finden können!«
    »Klar«, sagt Edelkitsch. »Mit den Beeren hatten die Ärzte auch kein Problem. Nein, die Probleme sind erst entstanden, als sie Pita die Brüste verkleinern wollten. Dabei gab es Komplikationen, und er ist noch auf dem Operationstisch gestorben. Das war so was von daneben, denn ich habe zweihundert darauf gesetzt, dass er überlebt.«
    Stocksauer auf die Welt renne ich aus dem Zimmer. Warum sollte unser netter, lieber Schneeflöckchen einen so tollen Mann aus dem Leben scheiden lassen? Existiert Schneeflöckchen überhaupt? Natürlich tut er das, rede ich mir ein und befreie mich von meinen atheistischen Zweifeln. Ich habe doch mit eigenen Augen gesehen, wie er vor ein paar Wochen eine Rede gehalten hat. Egal, ich bin schon seit Langem nicht mehr so traurig gewesen – nicht, seitdem mein Vater gestorben ist oder zumindest nicht, seitdem meine Vaterfigur wieder in den Rucksack schlüpfte. Ich frage mich, ob ich jemals wieder glücklich sein werde, glücklich wie damals, als ich die Hungerspiele gewonnen habe. Mann, das war echt wahnsinnig.
    Ich laufe in mein Zimmer, werfe mich auf mein Bett und flenne, wie ich schon seit Jahren nicht mehr geflennt habe. Dabei wollte ich doch nur den Traum aller Menschen aus Distrikt 12 ausleben: Eichhörnchen jagen und nicht hingerichtet werden. Wann ist alles so schiefgelaufen? Ich wollte schon immer Teenager abschlachten, aber nur nach meinen eigenen Regeln. Nie wollte ich eine Schachfigur in einem Spiel des Kapitals werden. Und jetzt ist Pita tot! Wenn er doch nur in Distrikt 12 geblieben wäre, hätte er locker noch zehn, vielleicht sogar fünfzehn Jahre überlebt. Ich weine und weine und weine.
    Endlich schaue ich auf und bemerke eine Gestalt, die auf einem Stuhl in einer Ecke sitzt. Sie muss schon die ganze Zeit über da gesessen haben.
    »Etz reiß di zamm«, sagt die Kreatur mit dem merkwürdig affektierten Dialekt des Kapitals. »So is des, wemma erwachsn werd.« Efi!
    Das Letzte, was ich von Efi erwartet habe, ist ein offenes Ohr, aber jetzt kommt sie zu mir und streicht mir zärtlich über das Haar. Efi ist echt nett, wenn man reich ist.
    »De Wölt is a dreggads Gschäft«, sagt sie. »Da muasst allerweil am Präsadenten sein Breznsoiza spuin, sonst g’herst da Katz. Der Bua mitm Holz vor der Hüttn, der Pita, der hods a net dagrallt. Des is doch zum Meismäika.« Sie hält einen Moment lang inne, fasst sich dann aber wieder. »Aber i sog imma: Scheiß da nix, dann feid da nix!«
    Sie bleibt noch ein bisschen bei mir und streicht mir durch das Haar, sodass ich mich bald besser fühle. Dann bringt eine Krankenschwester Radi zu mir. Man hat ihr einen Pulli angezogen, der ihr viel zu groß ist, und er rutscht ihr vom Körper, als sie versucht, nach ihrem Schwanz zu schnappen. Jetzt fühle ich mich so richtig wohl.
    »Mei, so a liabs Zambal«, lobt Efi.
    Ich spiele mit Radi, bis Penna eintritt und Efi und Radi hinausscheucht. Er ist hier, um mich für das Interview mit Caesarsalad B. Körner einzukleiden. Das ist meine große Chance, allen zu zeigen, wie toll ich das Kapital finde. Ich kann es kaum erwarten!
    »Wo ist Ihr Team?«, frage ich ihn. Es ist ungewöhnlich, dass Penna als Erster kommt, ohne dass Pangasius und Flunda sämtliche Vorbereitungen getroffen haben.
    »Im Gefängnis, Gott sei Dank«, erwidert er. »Kantkiss, es tut mir ja so leid, wie sie dich benutzt haben. Wenn ich auch nur die geringste Ahnung gehabt hätte, würde ich sie gar nicht erst eingestellt haben. Bei dem Gedanken allein wird mir schlecht!«
    »Ach«, antworte ich. »Also, was haben Sie sich diesmal für mich einfallen lassen?«
    »Was?«, fragt Penna verwirrt und sieht mich verdutzt an. Dann explodiert er förmlich vor Frustration. »Ach verdammter Mist!«
    »Was ist los?«
    »Nichts, gar nichts.« Er fängt sich wieder. »Ich, äh … Die Sache mit Pita macht mir noch immer zu schaffen. Und jetzt mach die Augen zu, damit ich dein Kleid holen kann.«
    Ich gehorche und höre, wie er das Zimmer verlässt und die Tür hinter sich schließt. Dann passiert eine lange Zeit nichts, ehe sich die Tür wieder öffnet und eilige Schritte näher kommen. Aus dem Flur höre ich jemanden rufen: »He! Das gehört der Augenklinik!« Doch schon wird die Tür zugeworfen und von innen abgeschlossen.
    »So«, sagt Penna schließlich. »Du kannst die Augen jetzt
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