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Die Trantüten von Panem

Die Trantüten von Panem

Titel: Die Trantüten von Panem
Autoren: The Harvard Lampoon
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Aufmerksamkeit schenken, sanft an meinem Hemd zerrt, komme ich nicht umhin, an Carola zu denken. Er würde so etwas nie tun. Er jagt schon seit dem zarten Alter von sechs Jahren eigenhändig Wildschweine. Aber weiß Carola, wie viele Tassen Zucker man braucht, um Zimtschnecken zu backen?
    »Okay, Pita.« Ich wehre mich gegen die Versuchung, ihn leidenschaftlich zu küssen. »Du darfst heute mit mir auf die Jagd gehen.«
    »Au ja, au ja!« Begeistert hüpft Pita in die Luft, sodass sein teigiger Kopf mit einem dumpfen Geräusch gegen die Höhlendecke stößt. »Kantkiss und Pita gehen gemeinsam auf die Jagd – für immer und ewig!«
    Wir packen den Proviant ein, verabschieden uns von dem Streichquartett und machen uns auf den Weg. Zuerst gehen wir zum Prollhorn. Ich schleiche mich lautlos durch den Wald und vermeide sogar, auf das Laub zu treten – es könnte ja rascheln. Pitas Strategie hingegen macht meine Versuche zunichte, sich unbemerkt fortzubewegen. Er besteht darauf, Turnschuhe zu tragen, die bei jedem Schritt blinken. Und um sicherzugehen, dass sie das auch mit voller Kraft tun, trampelt er durch den Wald wie ein Rhinozeros.
    »Ruhe jetzt!«, zische ich ihn an. »Du verscheuchst die ganzen Tiere!« Doch er hört mich nicht, da er ein Lied angestimmt hat:
    Distrikt 12 ist der Telemarketing-Distrikt.
    Der Distrikt über 11 und unter dem nicht mehr existenten Distrikt 13.
    Er macht die Anrufe bei Ihnen zu Hause. Gern und ohne Pause!
    Möchten Sie die Deluxeversion?
    Sie kommt mit Echtheitszertifikat.
    Nein, der Manager hat gerade keine Zeit für Sie,
    er hat einen anderen Kunden am Draht!
    Das brüllt er immer und immer wieder. Es wird mir rasch klar, dass ich mich von Pita trennen muss, um überhaupt eine Chance zu haben, ein Tier zu erlegen. Doch um das zu bewerkstelligen, muss ich ihn erst einmal davon überzeugen, dass er etwas Wichtiges tun muss.
    »Äh, Pita?«, frage ich.
    » Möchten Sie die Deluuuuuuxe-Version – ja, Liebling?«
    »Könntest du große Steine sammeln gehen? Wir brauchen welche für eine Feuerstelle.«
    Ich sehe, wie das Grinsen aus seinem Gesicht verschwindet, und er zu zittern anfängt. »Aber … Aber das würde ja heißen, dass ich nicht mehr bei dir bin!«
    »Hier«, sage ich. »Ich gebe dir einen Fetzen von meinem Hemd. Halt dich daran fest, sobald dir mulmig wird. Du wirst schon sehen – es ist, als ob ich direkt bei dir wäre.«
    Ich schneide ein Stück von meinem Ärmel ab und reiche Pita den Fetzen, den er dankend annimmt und sofort liebkost. Auch seine Miene hellt sich schlagartig wieder auf. Er winkt mir kurz zu und macht sich dann in den Wald auf, um dort nach großen Steinen zu suchen.
    Ich stelle Hasenfallen, trete auf langsame Eichhörnchen und suche nach Vögeln, die aus dem Nest oder von Bäumen gefallen sind. Ohne Pita ist alles so viel leichter zu bewerkstelligen.
    BAWOMM BAWOMM .
    Das Geräusch der traurigen Posaunen überrascht mich. Wen könnte es jetzt erwischt haben? Oh nein! Ist es vielleicht Radi? Die süße, kleine Radi? Aber halt, die ist ja schon unter der Erde. Noch mal Glück gehabt. Dann erinnere ich mich, dass es sich auch um Pita handeln könnte! Schließlich hat er gerade noch gelebt! Ich eile, so schnell mich meine Füße tragen können, in seine Richtung.
    Endlich komme ich auf eine Lichtung, wo Pita bewegungslos auf dem Boden liegt.
    Ich rüttele und schüttele ihn, schlage ihm sogar ein paarmal ins Gesicht, aber er reagiert nicht. Vor Schock bin ich ganz benommen. Warum um alles in der Welt habe ich diesen Idioten nur aus den Augen gelassen? An seinem Körper sind keine Wunden zu erkennen. Also muss ich davon ausgehen, dass ihn ein Herzinfarkt dahingerafft hat. »Du hast einfach zu viele Kohlenhydrate verputzt!«, schreie ich ihn an, während ich wie wahnsinnig auf ihn eindresche.
    »Hä … Was?«, stammelt ein vollkommen benommener Pita nach einer Weile. Speichel läuft ihm aus dem Mundwinkel, als er die Augen öffnet und wie blind in dieser verwirrten, ihm eigenen und für mich beinahe unwiderstehlichen Art um sich starrt.
    »Pita! Du lebst!«, rufe ich und schlage noch einige Male auf ihn ein, weil ich mir solche Sorgen gemacht habe. »So was darfst du nie wieder tun!«
    »Ich habe mir doch nur ein kleines Nickerchen gegönnt.« Er unterdrückt ein Gähnen. »Das war ein ganz schön weiter Weg von dort bis hierher zu dieser Lichtung, und meine Beine wollten auf einmal nicht mehr.«
    Ich versuche, nicht rot zu werden. Doch es törnt mich
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