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Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)

Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)

Titel: Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)
Autoren: Robert Wilson
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Telefon klingelte, hörte er sie aufspringen. Doch es war nur Isabel Cano, die fragte, ob sie eine Reaktion auf den Brief an Manuela haben könnte, den sie wegen des Hauses in der Calle Bailén aufgesetzt hatte. Er sagte, er habe ihn noch nicht gelesen, was jedoch keine Rolle spielte, weil er beschlossen habe, dass Manuela den Marktpreis abzüglich Maklergebühren bezahlen müsste, wenn sie in dem Haus leben wollte, und dass es darüber keine Diskussion geben werde.
    »Was ist denn mit Ihnen passiert?«, fragte sie.
    »Ich bin innerlich härter geworden, Isabel. Mein Blut fließt jetzt durch kalte, stählerne Adern«, sagte Falcón. »Haben Sie von dem Fall Sebastián Ortega gehört?«
    »Der Sohn von Pablo Ortega, stimmt’s? Der den Jungen entführt hat?«
    »Genau«, sagte Falcón. »Wie würde es Ihnen gefallen, seine Revision zu betreiben?«
    »Gibt es neues Beweismaterial?«
    »Ja«, sagte Falcón, »aber ich sollte Sie warnen, dass Esteban Calderón dabei nicht besonders gut aussehen könnte.«
    »Es wird sowieso Zeit, dass er ein wenig Demut lernt«, sagte sie. »Ich sehe mir den Fall mal an.«
    Falcón legte auf und versank wieder in Schweigen.
    »Du bist zuversichtlich«, sagte Ramírez aus dem Außenbüro.
    »Wir sind wertvolle Männer, José Luis.«
    Das Telefon im Außenbüro klingelte. Ramírez schnappte den Hörer und lauschte schweigend.
    »Danke«, sagte er dann und legte auf.
    Falcón wartete. »José Luis?«, fragte er.
    Es hörte keinen Laut und ging zur Tür.
    Ramírez blickte mit tränenfeuchtem Gesicht auf, sichtlich um Fassung ringend. Er winkte Falcón zu, brachte jedoch kein Wort heraus.
    »Seine Tochter«, erklärte Ferrera.
    Der Sevillano wischte sich nickend riesige Tränen aus seinen Augen.
    »Es geht ihr gut«, flüsterte er. »Sie haben alle bekannten Tests durchgeführt und konnten nichts entdecken. Sie glauben, dass es irgendein Virus ist.«
    Er sank in seinen Stuhl zurück.
    »Wisst ihr was?«, fragte Falcón. »Ich glaube, es ist Zeit, ein Bier trinken zu gehen.«

    Die drei fuhren zu der Bar La Jota, standen in dem kühlen, höhlenartigen Lokal, tranken Bier und aßen gesalzene Kabeljaustreifen. Andere Polizisten kamen vorbei und versuchten ohne viel Erfolg, ein Gespräch anzuknüpfen. Die drei waren zu angespannt. Es wurde 20.30 Uhr, bis Falcóns Handy vibrierte. Er hielt es ans Ohr.
    »Sie haben freie Hand, Ignacio Ortega wegen dieser Verbrechen zu verhaften«, sagte Elvira. »Juan Romero ist zum Juez de Instruccíon ernannt worden. Viel Glück.«

    Sie fuhren zurück zur Jefatura, weil Falcón die Verhaftung mit einem Streifenwagen mit flackerndem Blaulicht vornehmen wollte, damit auch die Nachbarschaft im Bild war. Ferrera fuhr, und sie parkten vor einem großen Haus in El Porvenir, dessen Torpfosten wie von Sebastián beschrieben mit Betonlöwen verziert waren.
    Ferrera blieb im Wagen. Ramírez drückte auf die Klingel, die den gleichen elektronischen Glockenklang hatte wie Vegas. Ortega kam an die Tür, und sie zeigten ihm ihre Dienstausweise. Er blickte über ihre Schultern auf den geparkten Streifenwagen mit dem eingeschalteten Blaulicht.
    »Wir würden gern einen Moment reinkommen«, sagte Ramírez. »Es sei denn, Sie wollen das lieber auf der Straße besprechen.«
    Sie betraten das Haus, in dem nicht die übliche, Kopfschmerzen verursachende Kälte herrschte, sondern eine komplett angenehme Temperatur.
    »Diese Klimaanlage…«, setzte Ramírez an.
    »Das ist keine Klimaanlage, Inspector«, sagte Ortega. »Die Raumtemperatur wird von einem Hightech-Klima-Kontrollsystem gesteuert.«
    »Dann sollte es in Ihrem Arbeitszimmer regnen, Señor Ortega.«
    »Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«, fragte Ortega verwirrt.
    »Ich glaube nicht«, sagte Ramírez, »wir bleiben nicht lange.«
    »Und Ihnen, Inspector Jefe? Einen Single Malt? Ich habe sogar einen Laphroaig.«
    Falcón blinzelte. Es war der Whisky, den Francisco Falcón am liebsten getrunken hatte. Zu Hause standen noch mehrere volle Flaschen davon herum. Sein eigener Geschmack war weniger exquisit. Er schüttelte den Kopf.
    »Haben Sie was dagegen, wenn ich mir einen einschenke?«, fragte Ortega.
    »Das ist Ihr Haus«, sagte Ramírez. »Sie müssen unseretwegen nicht höflich sein.«
    Ortega goss sich einen billigen Whisky über ein paar Eiswürfel und prostete den Polizisten zu. Es tat gut, ihn nervös zu sehen. Er ergriff eine protzige Fernbedienung, die das Klima kontrollierte, und begann, Ramírez die
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