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Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)

Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)

Titel: Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)
Autoren: Robert Wilson
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Virgilio?«
    »Hier im Süden passiert nichts ohne das Wissen und die Zustimmung bestimmter Leute«, sagte Guzmán. »Die Zeitung bringt es nicht, wenn nicht jemand anderes vorher damit auf den Markt geht. Und wissen Sie was, Javier? Es ist mir scheißegal. So ist das mit den Medikamenten.«
    »Wie wär’s, wenn Sie mir als unbeteiligter Beobachter einen Rat geben würden?«
    »Lassen Sie mich nicht zu viel Whisky trinken«, sagte er. »Das verträgt sich nicht mit den Pillen.«
    Falcón legte ihm die ganze Vertuschungsaktion dar: von Montes’ Finca, den Leichen in der Sierra, den Brandstiftern, dem Video – sowohl von dem Original als auch von der Kopie, die im ersten Stock deponiert lag. Guzmán hörte nickend zu, als würde er tagtäglich solche Geschichten hören.
    »Was wollen Sie?«, fragte er schließlich. »Was ist Ihre Minimalanforderung?«
    »Ich will Ignacio Ortega für lange Zeit wegsperren.«
    »Das ist verständlich. Er klingt nach einem wirklich ekelhaften Stück Scheiße.«
    »Halten Sie mich für zu kleinmütig?«, fragte Falcón. »Sollte ich auf unsere geheiligten Institutionen losgehen?«
    »Das ist nur der Whisky«, sagte Guzmán. »Sie haben keine Chance. Konzentrieren Sie sich auf Ortega.«
    »Aber seine Beziehungen bieten ihm offenbar guten Schutz.«
    »Und wie können Sie ihn schwächen, um ihn dennoch dranzukriegen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Nun, das liegt an Ihrer Ausbildung. Man hat Sie gelehrt, innerhalb der Grenzen des Gesetzes zu denken«, sagte Guzmán und stellte sein leeres Whiskyglas ab. »Ich gehe jetzt, bevor es zu spät ist.«
    »Und Sie wollen es mir nicht sagen?«
    »Es wäre nicht richtig, wenn ich es Ihnen sagte. Ich will nicht dafür verantwortlich sein«, sagte Guzmán. »Die Antwort steht vor Ihren Augen, aber ich will nicht derjenige sein, der Sie angestiftet hat.«

EINUNDDREISSIG
    Donnerstag, 1. August 2002
    S chlimme Nacht?«, fragte Ramírez, der am Fenster stand und auf den Parkplatz der Jefatura blickte.
    »Schlimme Nacht, schlimme«, sagte Falcón. »Ich habe wach gelegen und fantasiert, ich würde die Russen an die Wand nageln.«
    »Erzähl.«
    »Ich habe mir vorgestellt, ich gehe zu Ignacio Ortega und bitte darum, auf die Gehaltsliste der Russen gesetzt zu werden. Ich würde ihm sagen, dass mir der Anblick der 180000 Euro gefallen hat, mit denen Señora Montes erwischt wurde.«
    »So viel war es?«
    »Hat Lobo gesagt«, erwiderte Falcón. »Ich hätte Ortega irgendeine Geschichte erzählt – von wegen, ich würde die Leitung der GRUME übernehmen, bis man einen geeigneten Nachfolger für Montes gefunden hat…«
    »Das würde schon mal nie passieren«, sagte Ramírez.
    »Dann hätte ich ihn überredet, ein Treffen mit den Russen zu arrangieren.«
    »Und du meinst, er hätte dir geglaubt?«
    »Nein, aber im Traum hat er es trotzdem gemacht, und nachdem ich erfahren hatte, wo das Treffen stattfinden sollte, habe ich dich heimlich informiert.«
    »Das hat ja noch nicht mal B-Movie-Qualität.«
    »Das Treffen fand in einer Garage am Ende der Welt statt. Ich kam mit Ortega. Wir saßen auf alten Ölfässern und warteten auf die Russen. Aus der Ferne nahte ein Wagen. Dann trafen Ivanov und Zelenov ein, unterzogen mich einer hässlichen Befragung, in deren Verlauf deutlich wurde, dass sie mir kein Wort glaubten. Als sie gerade anfingen, mich auszulachen, ging das Garagentor auf, und du bist reingestürmt und hast alle niedergemäht.«
    »Das könnten sich ja meine Kinder besser ausdenken.«
    »Anstatt dass du reinstürmst und alle niedermähst, könnten wir uns auch was Subtileres ausdenken. Das Garagentor geht in jedem Fall auf. Das ist immer so. Aber du könntest sie nur mit deiner Pistole in Schach halten, während ich sie entwaffne. Dann geht das Rolltor auf, und draußen stehen Polizeiwagen mit flackerndem Blaulicht, weil das auch immer so ist. Einer der Polizeiwagen setzt zurück. Die Russen bekommen Handschellen angelegt und werden auf den Rücksitz des Wagens bugsiert, während sie beobachten, wie wir Ortega auf die Schulter klopfen und ihm die Hand schütteln, sodass sie denken müssen, dass er sie verpfiffen hat. Als sie in der Jefatura ankommen, ist ihr Anwalt schon da, der von dem Video aus Montes’ Finca. In vier Stunden sind die Russen wieder draußen. Dann Schnitt zu Ortegas Haus. Ignacio sitzt mit geschlossenen Augen an seinem Schreibtisch und hört über seine perfekte Stereoanlage Julio Iglesias. Ein fremdes Geräusch lässt ihn die Augen
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