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Die Toten von Bansin

Die Toten von Bansin

Titel: Die Toten von Bansin
Autoren: Elke Pupke
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Hund gegangen bin. Es stand bei Inka vor dem Haus. Ich dachte, du besuchst sie, weil sie vielleicht krank ist. Und dann hab ich es ganz vergessen.«
    Anne holt ihr Handy heraus und wählt Inkas eingespeicherte Nummer. Ungeduldig tritt sie von einem Bein auf das andere, dann gibt sie auf. »Teilnehmer ist nicht erreichbar.«
    Â»Nun komm endlich!« Berta ist schon an der Tür.
    * * *
    Marianne Weber erschrickt, als sie die Tür öffnet. Ist etwas passiert? Doch nicht mit Inka?«
    Â»Nein, nein, es ist gar nichts passiert. Wir suchen bloß eine Bekannte, Steffi Karstens. Sie hat Sophies Auto und da liegt noch etwas drin, das wir brauchen. Sophie hat ganz vergessen, das Fleisch aus dem Kofferraum zu nehmen, was sie eingekauft hat«, improvisiert Berta. »Und sie meint, Steffi wollte vielleicht Inka besuchen. War sie hier?« Berta zwingt sich zur Ruhe.
    Â»Ja, natürlich.« Die Mutter atmet auf. »Aber kommen Sie doch herein.«
    Berta sieht Anne warnend an, die vor Ungeduld schnauft, und geht an der Frau vorbei in die Wohnung.
    Â»Kann ich Ihnen etwas anbieten? Wir bekommen so selten Besuch. Und heute gleich zweimal.« Die kleine, dünne Frau lächelt freundlich und wendet sich an Anne. »Ich wollte mich schon immer mal bei Ihnen bedanken, weil Sie so nett zu meiner Tochter sind. Inka ist ja richtig aufgeblüht, seit sie mit Ihnen zusammenarbeitet.«
    Auch Anne lächelt, etwas gezwungen, und setzt sich auf die Stuhlkante. Berta will etwas fragen, aber Inkas Mutter fährt schon fort: »Im Moment hat sie wieder eine schlimme Phase, aber das wird schon wieder, ich kenne das ja selbst. Die dunkle Jahreszeit ist immer schwer zu überstehen.«
    Berta fragt ganz offen: »Meinen Sie, Inka hat die Krankheit, die Depressionen, von Ihnen geerbt?«
    Â»Ich weiß nicht. Die Veranlagung dazu vielleicht. Aber vor allem leidet sie furchtbar unter Schuldgefühlen, seit einem Unfall, der hier in Bansin am Strand passierte, als sie vierzehn war.«
    In Berta läuten alle Alarmglocken. Auch sie hält es jetzt kaum auf dem Stuhl, aber sie weiß, sie darf die Frau nicht in Panik versetzen, das würde niemandem helfen.
    Â»Was war das denn für einem Unglück?«, fragt sie betont ruhig.
    Â»Na, damals ist doch ein Kind ertrunken, und Inka war es, die auf den Kleinen aufpassen sollte. Das hat sie sich nie verziehen. In letzter Zeit war es wieder ganz schlimm. Ich hoffte eigentlich, sie käme allmählich darüber hinweg, aber irgendetwas hat sie anscheinend wieder zurückgeworfen. Können Sie sich an den Unfall denn gar nicht mehr erinnern?«
    Â»Doch, natürlich. Ich habe nur nicht daran gedacht. Es ist ja auch schon so lange her. So, wir müssen jetzt aber.« Berta steht auf. »Wissen Sie vielleicht, wo Steffi und Inka hingefahren sind?«
    Â»Ja, natürlich. Sie wollten in die Bernsteintherme, nach Zinnowitz. Ich freue mich so, dass Inka heute etwas Schönes macht. Stimmt etwas nicht?«
    Die Mutter ist nun doch misstrauisch, denn Annes Ungeduld ist nicht zu übersehen und auch Berta ist sichtlich erschrocken.
    Â»Nein, nein, es ist alles in Ordnung. Machen Sie sich keine Sorgen.«
    In der Therme ist wenig Betrieb. Aus dem Nichtschwimmerbereich dringt Kinderlachen. Ein einzelner Mann zieht seine Bahnen im tiefen Becken. Steffi und Inka, die ihre Badesachen angezogen haben, sehen ihm zu.
    Â»Du musst nicht ins Wasser, wenn du nicht willst«, beruhigt Steffi das Mädchen. »Wir setzen uns einfach hierher, ich schwimme nachher ein bisschen und du siehst zu. Vielleicht bekommst du dann ja auch Lust. Wenn nicht, ist es doch egal.«
    Sie suchen sich zwei Liegestühle am Beckenrand. Plötzlich erzählt Steffi von ihrer Familie.
    Â»Der Kleine war auch so eine Wasserratte«, beginnt sie, und Inka fällt es gar nicht auf, dass sie in der Vergangenheit spricht. Sie ist in ihre eigenen Gedanken vertieft. Immer wieder sieht sie den kleinen Jungen in der blauen Badehose vor sich, der eifrig im Sand buddelt, als sie sich noch einmal umdreht, während sie mit ihren Gedanken schon bei Sören Mager ist.
    Â»Wie war denn das noch einmal, mit dem kleinen Jungen?«, spricht Steffi sie an, als könne sie Gedanken lesen. »Du hast ihn wirklich ganz allein gelassen? Manchmal hilft es, wenn man darüber redet. Und du willst es doch.«
    Â»Ja.« Inka schluckt. »Ich war total in Sören verliebt. Er war
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