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Die Toten von Bansin

Die Toten von Bansin

Titel: Die Toten von Bansin
Autoren: Elke Pupke
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schlägt erschrocken die Hand vor den Mund. Aber Arno ergreift die Initiative. Er hat gesehen, dass Anne mit dem Auto gekommen ist.
    Â»Hol deine Jacke, Sophie. Wir fahren hin. Und du, Berta, bleibst hier und rufst die Polizei an. Du kannst denen am besten erklären, was los ist.« Die Frauen nicken.
    Während der Fahrt herrscht angespanntes Schweigen. Anne sagt nur einmal beschwörend »Wir schaffen es« und Sophie nickt. Beide sind froh, dass Arno fährt. Die Sicht wird immer schlechter und die Straße ist glatt.
    Vor dem Eingang des Thermalbades springen sie aus dem Auto. Die Dame am Empfang ruft ihnen empört hinterher, als sie an ihr vorbeirennen, verstummt aber sofort verblüfft, denn direkt hinter den dreien kommen zwei Polizisten in das Gebäude. Auch sie halten sich nicht mit Erklärungen auf.
    Diesmal muss es klappen. Es darf einfach nichts mehr dazwischen kommen. Ich bin so müde. Ich will mich nicht mehr verstellen, ich will meinen Hass hinausschreien! Sie sollen endlich alle wissen, welche Schuld sie tragen, was sie angerichtet haben!
    Ich will nicht mehr weiter leben, als wäre nichts geschehen, als hätte es diese Familie nie gegeben. Sie sind alle tot, meine Enkelsöhne, mein Sohn, meine Schwiegertochter. Jetzt will ich zu ihnen, aber ich muss diese Aufgabe noch erfüllen. Nur ich bin noch da, um für Gerechtigkeit zu sorgen.
    Â»Komm, Inka. Die anderen sind unterwegs, ich habe mit Berta telefoniert. Wir sollen schon vorgehen.«
    Die junge Frau ist verwirrt. Wann hat Steffi telefoniert? Auf der Fahrt hierher hat sie kaum ein Wort gesprochen, nur vor sich in den Nebel gestarrt. Inka hat gedacht, sie muss sich auf das Fahren konzentrieren. Aber sie wirkt so fremd, so – böse. Und woher hat sie plötzlich einen Schlüssel für den Kellereingang der Seeresidenz ? Das Mädchen will etwas sagen und blickt der alten Frau ins Gesicht.
    Ihr stockt der Atem. Steffis Gesicht ist verzerrt, tiefe Falten ziehen die Mundwinkel nach unten, aus den Augen strahlt der blanke Wahnsinn.
    Inka tritt unwillkürlich einen Schritt zurück, aber Steffi hat sie schon am Arm gepackt und zerrt sie ins Haus. Die Tür fällt hinter ihnen ins Schloss. Die alte Frau entwickelt erstaunliche Kräfte, entsetzt sieht das zierliche junge Mädchen das Chlorwasser leuchten, als das Licht flackernd angeht.
    Steffi verschwendet keine Zeit mehr damit, dem Mädchen K.-o.-Tropfen zu verabreichen. Sie weiß, dass sie entdeckt ist. Es ist ihr genauso egal, wie das Schicksal von Christine Jahn und all den anderen, nur dieses Mädchen, das den kleinen Jungen allein ließ, darf nicht weiter leben.
    Sie stößt Inka in das Schwimmbad, springt selbst hinterher, wirft sich auf sie und drückt den Kopf mit den kurzen blonden Haaren in das flache Wasser. Das Mädchen hat keine Chance. Seine Abwehr wird schwächer und als Steffi langsam aufsteht, treibt der leblose Körper im Becken.
    * * *
    Schwester Marita hat Urlaub, die Praxis ist geschlossen, Doktor Moll in der Entzugsklinik. Trotzdem kümmert sie sich um einige, hauptsächlich ältere Patienten, misst den Blutdruck, hilft den Diabetikern beim Spritzen oder geht, so wie heute, auch nur mal auf ein Gespräch vorbei. Nun steht sie auf der gegenüberliegenden Straßenseite und blickt zur Seeresidenz .
    Es wird schon dunkel, der Nebel behindert zusätzlich die Sicht. Marita geht an der Straßenlaterne vorbei und bleibt im Schatten einer Hecke stehen. Die beiden Frauen haben sie nicht gesehen, aber ihr sind sie aufgefallen, als sie die Treppe hinabgingen, die von einem Bewegungsmelder beleuchtet wird. Das kam ihr komisch vor, denn zufällig weiß sie ganz genau, dass das Hotel geschlossen ist. Alexander Brinkmann ist ein Patient und hat es erwähnt. Er hat sich eine Grippeschutzimpfung geben lassen, am letzten Tag von Doktor Moll, und meinte, wenn Nebenwirkungen auftreten würden, hätte er jetzt ein paar Tage Zeit, sie auszukurieren.
    Die hagere Frau zieht ihren langen, weiten Mantel enger um sich, ihr ist kalt. Trotzdem geht sie nicht weiter. Sie hat ein ungutes Gefühl. Steffi Karstens gefällt ihr nicht, die hat etwas Falsches an sich, findet sie. Marita streicht sich die Haare aus dem Gesicht, die bei der feuchten Luft noch krauser sind als sonst, und blickt angestrengt zum Hotel. Ob irgendwo im Hause Licht brennt, ist nicht zu erkennen. Sind die beiden überhaupt hineingegangen?
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