Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition)

Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition)

Titel: Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition)
Autoren: Dean Koontz
Vom Netzwerk:
durch die Gegend zu fahren, weil Mr Lyss den Wagen gestohlen hatte und weil Stehlen nie etwas Gutes war. Mr Lyss behauptete zwar, die Schlüssel hätten im Zünd schloss gesteckt, weil der Besitzer wollte, dass jeder, der ihn brauchen könnte, seinen Wagen nahm. Aber sie waren noch keine Meile gefahren, als Nummy begriff, dass Mr Lyss gelogen hatte.
    »Großmama pflegte zu sagen, wenn man sich nicht kaufen kann, was ein anderer hat, und wenn man es sich auch nicht selbst machen kann, dann sollte man es nicht selbst haben wollen. Diese Form von Wollen nennt sich Neid, und Neid kann einen schneller zum Dieb machen, als Butter in einer heißen Bratpfanne schmilzt.«
    »Dann entschuldige bitte, dass ich verdammt noch mal zu dumm dazu bin, uns in Nullkommanichts ein Auto zu bauen.«
    »Ich habe nicht gesagt, dass Sie dumm sind. Ich beschimpfe niemanden. Das ist nicht nett. Ich bin selbst oft genug beschimpft worden.«
    »Ich beschimpfe die Leute gern«, sagte Mr Lyss. »Mich macht das total an. Ich genieße es, Leute zu beschimpfen. Mit meinen Beschimpfungen habe ich schon oft genug kleine Kinder zum Weinen gebracht. Ich lasse mir von niemandem vorschreiben, etwas sein zu lassen, was mir so viel unschuldiges Vergnügen bereitet.«
    Mr Lyss war nicht so furchteinflößend, wie er früher am Tag ausgesehen hatte. Sein kurz geschnittenes graues Haar stand immer noch nach allen Richtungen ab, als sei es schockiert über all die gemeinen Gedanken in seinem Kopf. Sein Gesicht war so verkniffen, als hätte er gerade in eine Zitrone gebissen, seine Augen waren so gefährlich blau wie Gasflammen, trockene Haut hatte sich auf seinen gesprungenen Lippen zu kleinen Wülsten zusammengerollt, und seine Zähne waren grau. Es schien, als käme er gut ohne Essen und ohne Wasser aus, solange seine Wut ihm Nahrung gab. Aber er war nicht mehr ganz so gruselig. Manchmal konnte man ihn fast mögen.
    Nummy wurde nie wütend. Er war zu dumm, um wütend zu werden. Das war einer der größten Vorteile daran, wirklich dumm zu sein, so dumm, dass sie einen nicht mal zwangen, in die Schule zu gehen: Man konnte einfach nicht angestrengt genug über etwas nachdenken, um sich darüber aufzuregen.
    Er und Mr Lyss waren ein ungleiches Paar, wie die ungleichen Paare in manchen Filmen, die Nummy gesehen hatte. In Filmen von der Sorte waren die Typen, die diese ungleichen Paare bildeten, immer Bullen, einer von ihnen ruhig und nett, der andere verrückt und komisch. Nummy und Mr Lyss waren keineswegs Bullen, aber sie waren wirklich sehr unterschiedlich. Mr Lyss war der Verrückte und Komische, wenn man mal davon absah, dass er nicht besonders komisch war.
    Nummy war dreißig, aber Mr Lyss musste älter sein als jeder andere Mensch, der noch am Leben war. Nummy war pummelig und hatte ein rundes Gesicht und Sommersprossen; Mr Lyss dagegen schien vorwiegend aus Knochen und Knorpeln und dicker Haut mit einer Million Falten darin zu bestehen, wie eine zerknautschte alte Leder jacke.
    Manchmal war Mr Lyss so interessant, dass man ihn einfach ansehen musste und nicht wegschauen konnte, fast so wie in einem Film, wenn am Zeitzünder einer Bombe die kleinen roten Zahlen herunterratterten. Aber es konnte auch vorkommen, dass es einen restlos erschöpfte, wenn man ihn zu lange anstarrte, und dann musste man sich abwenden, um seinen Augen Erholung zu gönnen. Der Schnee sah weich und kühl aus, als die Flocken wie winzige Engel, die von Kopf bis Fuß in Weiß gekleidet waren, durch die Dunkelheit schwebten.
    »Der Schnee ist wirklich hübsch«, sagte Nummy. »Es ist eine schöne Nacht.«
    »Oh ja«, sagte Mr Lyss, »es ist eine märchenhafte Nacht, atemberaubende Schönheit, wohin man auch sieht, hüb scher als all das Hübsche, was auf all den hübschen Weihnachtskarten zu sehen ist. Aber nur, wenn man von den heißhungrigen Monstern absieht, die sich überall in der Stadt herumtreiben und Menschen schneller fressen, als ein Hackschnitzler eine verdammte Kartoffel zerkleinern könnte! «
    »Ich habe diese Marsmenschen nicht vergessen«, sagte Nummy, »wenn es das ist, was sie sind. Aber die Nacht ist trotzdem schön. Was wollen Sie jetzt tun? Wollen Sie vielleicht an den Stadtrand fahren und nachsehen, ob die Bullen und die Straßensperre noch da sind?«
    »Das sind keine Bullen, Junge. Das sind Monster, die sich als Bullen ausgeben, und sie werden da sein, bis sie alle in der ganzen Stadt aufgefressen haben.«
    Obwohl Mr Lyss langsam fuhr, schlingerte das hintere Ende
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher