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Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition)

Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition)

Titel: Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition)
Autoren: Dean Koontz
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»Was für furchtbare Dinge?« Verwirrt und ärgerlich zog er die Stirn in Falten, als sei es total untypisch für sie, sich solche Umstände mit seinem Mantel zu machen.
    Während sie die Knöpfe öffnete, manövrierte sie ihn ge schickt in eine Position, von der aus er die Tür zum Arbeitszimmer nicht einmal aus dem Augenwinkel sehen konnte.
    »All diese Morde«, sagte sie. »Es ist grauenhaft.«
    Andrew wandte ihr seine Aufmerksamkeit in einem höheren Maß als bisher zu und sagte: »Morde? Was soll das heißen?«
    Während er diese Frage stellte, glitt sein Replikant lautlos aus dem Arbeitszimmer, kam direkt auf ihn zu und betätigte, sobald er die Mündung an Andrews linke Schläfe gepresst hatte, den Abzug seiner Pistole, die eine Gehirnsonde abfeuerte.
    Die Züge des jungen Mannes verzerrten sich vor Schmerz, aber nur einen Moment lang. Dann wurden seine Augen vor Entsetzen groß, obwohl sich sein Gesicht gleichzeitig entspannte und einen Ausdruck annahm, in dem man kaum mehr lesen konnte als im Gesicht von jemandem, der im Koma liegt.
    »Komm mit mir«, sagte Andrews Replikant und führte seinen Namensvetter ins Wohnzimmer. »Setz dich aufs Sofa.«
    Eine silberne Perle schimmerte an seiner Schläfe wie ein Tropfen Quecksilber, als Andrew Snyder tat, was ihm gesagt wurde.
    Hätte Andrews Replikant beschlossen, dem echten An drew gegenüber Platz zu nehmen und den Abzug noch einmal zu betätigen, hätte die Pistole keine zweite Gehirnsonde abgeschossen, die seinen Schädel durchbohrt hätte. Der zweite Schuss wäre ein telemetrischer Befehl gewesen, der die Übertragung von der in der Gehirnmasse einge betteten Nadel zu einem Datenspeichermodul im anorganischen Gehirn des Replikanten in Gang gesetzt hätte. Binnen neunzig Minuten, wenn nicht weniger, wäre dann ein Datentransfer der wesentlichen Erfahrungen im Leben des jungen Mannes – angeeignetes Wissen, Erinnerungen, Gesichter, Ströme von Bildern und Geräuschen – an seinen Doppelgänger erfolgt.
    Der Replikant brauchte jedoch nur äußerlich als Andrew Snyder durchzugehen. Alles, was darüber hinausging, war überflüssig, denn bis zum übernächsten Abend um diese Uhrzeit würden sämtliche Einwohner von Rainbow Falls bereits getötet, gestaltet und weiterverarbeitet worden sein. Niemand, der den echten Andrew gekannt hatte, würde am Leben bleiben und von seinem im Labor gezüchteten Doppelgänger getäuscht werden müssen.
    Unter diesen Umständen wären neunzig Minuten für den Download von Erinnerungen Zeitvergeudung gewesen. Replikanten verabscheuten Vergeudung und Ablenkung. Konzentration und Effizienz waren wichtige Prinzipien. Die einzige Moral war die Effizienz, die einzige Unmoral die Ineffizienz.
    Die Gemeinschaft – so nannten Geschöpfe, die im Bienenstock entstanden waren, sich in ihrer Gesamtheit – würde bald einen geheimen Stützpunkt besitzen, von dem aus sie sich erbarmungslos erst über den Kontinent und dann rasch über die ganze Welt ausbreiten würde. Kommunitaristen waren die Verkörperung des Fortschritts. Sie standen für das Ende der Geschichte, das Ende des widerlichen Durcheinanders menschlicher Wahnvorstellungen und zufälliger Geschehnisse, und für den Beginn einer geplanten Zukunft, die nach einem präzisen Zeitplan eines Tages zur absoluten Perfektion aller Dinge führen würde.
    Der Kommunitarist Andrew Snyder, der bereits die dem Winterabend angemessene Kleidung trug, verließ das Wohn zimmer, um sich dem Kommunitaristen Warren Snyder an zuschließen, der ihn in der Garage erwartete und schon in dem bereitstehenden Ford Explorer saß. Der echte Warren, der gelähmt auf dem Sessel im Wohnzimmer zurückblieb, war Hauptgeschäftsführer von KBOW , dem einzigen Rund funksender der Stadt.
    In einem frühen Stadium jeder gewaltsamen Revolution mussten diejenigen, die die herrschende Ordnung stürzen wollten, die Kontrolle über sämtliche Informationsvermittlungssysteme an sich bringen, um dem Feind eine Infra struktur zu nehmen, die den Widerstand erleichtern könnte. Jeder, der Spätschicht beim Sender hatte, musste unter Kontrolle gebracht und dann in eines der Zentren trans portiert werden, in denen die Leute von Rainbow Falls ener gisch weiterverarbeitet wurden.
    Die Replikantin Judy blieb mit der Judy, die sie ersetzt hatte, und mit den beiden Männern zurück, die fügsam im Wohnzimmer saßen. Ihr Auftrag bestand darin, hier zu warten, bis ein Transportfahrzeug eintraf, um die drei mit den durchstochenen
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