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Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition)

Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition)

Titel: Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition)
Autoren: Dean Koontz
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Gehirnen abzuholen und sie an den Ort ihrer Vernichtung zu befördern.
    Selbst wenn die Angehörigen der Familie Snyder im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte gewesen wären, wären sie kein akzeptabler Umgang gewesen. Schließlich waren Menschen nicht bloß niedere Tiere wie jedes andere Geschöpf in Wald und Flur; sie waren bei Weitem die übelste aller Gattungen auf Erden – dermaßen eitel, dass sie sich unter allen Lebewesen einen Sonderstatus anmaßten, und so total gestört, dass sie sich einbildeten, sie würden mit Seelen geboren und es sei ihnen bestimmt, ihrem Leben einen Sinn zu geben, um eine kosmische Vorsehung zu ver wirklichen, obwohl sie in Wahrheit ein Krebsgeschwür im Busen der Natur waren.
    Trotz ihrer anmaßenden Ambitionen waren sie Fleisch. Nichts weiter als Fleisch. Blut, Knochen und Fleisch. Und wahnsinnig. Total verrückt. Sie waren verrückt gewordenes Fleisch und sonst gar nichts.
    Die Kommunitaristin Judy verabscheute sie. Auch ihre Lebensweise widerte sie an, das mangelnde Interesse an den zahllosen Unvollkommenheiten ihrer Umgebung.
    Der Wohnzimmerteppich war nur das unmittelbarste Beispiel für ihre Unterlegenheit in dieser Hinsicht. Flusen. Sie zählte allein schon in dem Bereich, der durch die beiden Sessel und den Couchtisch vor dem Sofa begrenzt wurde, sechs Flusen. Und nicht etwa nur kleine Fusseln. Auch Katzenhaare. Die Katze war durch eine Klappe in der Küchentür geflohen, doch ihre Haare waren überall.
    Ordnung war ein wichtiges Prinzip, nicht weniger wichtig als Konzentration und Effizienz. Tatsächlich war Effizienz ohne äußere Ordnung nicht erreichbar. Erst musste Ordnung hergestellt werden, bevor sich perfekte Effizienz erzielen ließ. Diese Wahrheit war eine der Grundlagen ihrer Programmierung.
    Auf das Transportfahrzeug zu warten, das die Snyders abholen würde, war kein effizienter Gebrauch von Zeit. Während Judy auf dem schmutzigen Teppich hin und her lief und ab und zu stehen blieb, um die schlampig aufgehängten Vorhänge zu teilen und auf der Straße nach dem planmäßigen Lieferwagen Ausschau zu halten, war ihr deutlich bewusst, dass an zahllosen Fronten dringend Fortschritte gemacht werden mussten, dass es eine Welt zu erobern und zu verändern galt und dass sie im Moment nichts zu den heroischen Anstrengungen der Gemeinschaft beitrug.
    Sie fühlte sich gleich etwas wohler, als sie den Staubsauger aus der Abstellkammer holte und sich damit alle sichtbaren Stellen des Teppichs vornahm, bis sie keine Flusen, keine losen Fäden und kein einziges Katzenhaar mehr sehen konnte. Aber dann fiel ihr Blick durch die Glasplatte des Couchtischs auf etwas, was eine Erdnuss sein mochte, die einer der Snyders hatte fallen lassen und die unter das Möbelstück gerollt war.
    Aufgewühlt zerrte sie den Couchtisch von dem Sofa fort, auf dem zwei ihrer Gefangenen gehorsam warteten, weil sie sich den Teppich darunter genauer ansehen wollte. Neben der Erdnuss fand sie eine tote Fliege. Das Insekt machte einen so trockenen, geradezu spröden Eindruck, als hätte es tagelang unter dem Tisch gelegen und würde bei der kleinsten Berührung zu Flocken und Staub zer bröseln.
    Die Erdnuss und die Fliege waren noch nicht alles. Auch dort waren Katzenhaare und ein Krümel von etwas, was sie nicht identifizieren konnte.
    »Hebt eure Füße hoch! Hebt sie hoch! «, befahl sie Andrew und seiner Mutter, und beide gehorchten, ohne eine Miene zu verziehen. Der Ausdruck ihrer schlaffen Gesichter veränderte sich nicht, als sie die Knie anzogen und die Füße vom Boden hoben.
    Mit kommunitaristischem Eifer saugte Judy den Teppich vor dem Sofa. Als sie sah, dass Warren seine Füße ebenfalls gehoben hatte, saugte sie auch vor seinem Sessel.
    Zwangsläufig drängte sich ihr die Frage auf, was sich an Staub und Unrat auf der Bodenleiste hinter dem Sofa und auf dem Teppich unter selbigem angesammelt haben könnte. Bilder von extremer Unordnung standen ihr vor Augen.
    Sie ging ans Fenster und schob die Vorhänge ein Stück auseinander, die nicht sorgfältig genug gebügelt waren, um einen gleichmäßigen Faltenwurf zu gewährleisten. Sie sah auf der winterlichen Straße nach links und nach rechts. Ein Streifenwagen fuhr langsam am Haus vorbei. Sämtliche Polizisten in der Stadt waren bereits Kommunitaristen und waren es auch schon den größten Teil des Tages über gewesen, doch dieser Umstand beruhigte Judy nicht im Mindesten. Nur eines würde ihr versichern, dass die geplante Übernahme der Stadt
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