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Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands

Titel: Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands
Autoren: Barbara Cleverly
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den Sie kennenlernen sollten, Sir«, meinte Armitage mit einem Hauch Zufriedenheit in der Stimme und zeigte auf das Mädchen. »Unser Hauptausstellungsstück und, wie es der Zufall will, auch unsere Hauptverdächtige, da wir sonst niemand haben!«
    Die Frau warf ihm einen höhnischen Blick zu und nahm einen tiefen Zug, die Augen zu Schlitzen verengt. Sie stieß den Rauch in Richtung ihres Wachpostens aus, der erneut hustete und offensichtlich unwohl in seiner Rolle Armitage um Hilfe oder Befreiung heischend anschaute.
    »Schon gut, Robert, du kannst jetzt », entließ ihn Armitage.
    Die junge Frau zuckte mit ihren schmalen Schultern und sprang auf die Beine. Sie trug ein Abendkleid aus einem blassgrauen Seidenstoff, das modisch tief auf den Hüften hing, dazu einen silbernen Gürtel. Schweigend bemerkte Joe die Blutflecke auf dem Saum des Rockes, direkt unter ihrem linken Knie.
    Sie funkelte Joe finster an. »Haben Sie tatsächlich fünfunddreißig Minuten von Chelsea hierher gebraucht?«, fragte sie. »Guten Abend, Westhorpe«, sagte Joe. »Möchten Sie mir erklären, was zum Teufel Sie hier tun? Nicht nur, was Sie hier tun, sondern wie es kommt, dass Sie blutbefleckt sind und, wie ich glaube, über einer vor kurzem ermordeten Dame of the British Empire stehen? Ich bin sicher, es gibt eine logische Erklärung, und ich würde mich freuen, sie aus Ihrem Mund zu hören.«
    »Kennen Sie diese junge Person?«, fragte Armitage enttäuscht und misstrauisch.
    »Ja, allerdings. Das ist Constable Westhorpe. Sie ist eine von uns. Dienstnummer 142 - in, äh, Zivil -, aber ich will trotzdem wissen, was sie hier macht.«
    »Nehmen Sie meine Aussage auf, Sir? Falls ja, würde ich die Gelegenheit begrüßen, die allzu farbigen Behauptungen zu korrigieren, die Sie gerade getätigt haben. Ich bin weder blutbefleckt, noch stehe ich über der Leiche. Die Flecke, die Ihnen aufgefallen sind, habe ich mir zugezogen, als ich bei der Entdeckung der Leiche von Dame Beatrice neben ihr niederkniete, um nach Lebenszeichen zu suchen. Ich habe sie nicht angefasst - sie war ganz offensichtlich tot.«
    Armitage zog angesichts des aufmüpfigen Tonfalls der jungen Frau zischend den Atem ein. »Constable, Sie sollten stillstehen, wenn Sie dem Commander Bericht erstatten«, meinte er verhalten.
    Die junge Frau sammelte sich, reichte ihre Zigarette an Armitage weiter, nahm die Habachtstellung einer Polizistin ein, Füße einen halben Meter auseinander, Hände hinter dem Rücken, mit einem Gesichtsausdruck, den sie - so vermutete Joe - für sittsam hielt. »Ich habe hier zu Abend gespeist, Sir«, sagte sie. Ihre Zurschaustellung von Unterwürfigkeit war dermaßen überzogen und wenig überzeugend, dass sogar Armitage ein klein wenig lächeln musste.
    »Im Speisesaal?«
    »Ja, im Speisesaal. Ich würde wohl kaum im Aufzug zu Abend speisen, nicht wahr?«
    »Das reicht!«, rief Armitage entsetzt. »Denken Sie daran, dass Sie unter Arrest stehen. Sie sind noch nicht in Handschellen, aber das könnte sich bald ändern! Antworten Sie einfach auf die Fragen des Captain, junge Frau«, fügte er etwas sanfter hinzu. Ihm war, ebenso wie Joe, aufgefallen, dass der Saum ihres Kleides vibrierte und ihre Beine darunter zwar hübsch geformt waren, aber vor Anspannung zitterten.
    »Er ist kein Captain, und wenn er mir eine vernünftige Frage stellt, werde ich die auch beantworten. Wie ich schon sagte, habe ich im Speisesaal zu Abend gegessen. Ich habe Rupert Joliffe als sein Gast zur Geburtstagsparty seines Onkels Alfred begleitet. Ungefähr gegen Mitternacht sah ich, wie Dame Beatrice, die ebenfalls zur Festgesellschaft gehörte, den Saal verließ. Ich wollte sie sprechen. Rupert war zu diesem Zeitpunkt schon so angetrunken, dass er meine Abwesenheit wohl bis jetzt noch nicht bemerkt hat.«
    »Sie wollten Dame Beatrice sprechen? Warum?«
    »Eine persönliche Angelegenheit«, erklärte sie störrisch.
    »Dabei werde ich es nicht belassen können«, meinte Joe, »aber im Augenblick reicht das. Ich werde allerdings irgendwann wissen müssen, um welche persönliche Angelegenheit es sich handelte. Also, Sie haben gesehen, wie sie den Speisesaal verließ?«
    »Ja, ich wollte sie etwas fragen. Es war wichtig. Ich entfernte mich von meinem Tisch. Der Tanz war zugange, daher fiel das nicht weiter auf. Ich half der alten Lady Carstairs, den Weg zur Damentoilette zu finden, und dann ging ich zur Rezeption, um mich nach der Zimmernummer von Dame Beatrice zu erkundigen. Ich musste
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