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Die tödliche Bedrohung

Die tödliche Bedrohung

Titel: Die tödliche Bedrohung
Autoren: Nora Roberts
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nur eine Handvoll Polizisten, die Colt respektierte, und Boyd stand auf seiner Liste ganz oben. Was Lieutenant Grayson anbelangte, so nahm Colt an, dass sie dekorativ, nicht nennenswert hilfreich und wenig sonst sein würde.
    Aber ihr Dienstausweis, ihr Aussehen und ihr Sarkasmus könnten sich unter Umständen als nützlich herausstellen, wenn sie mit Leuten reden mussten, die möglicherweise mit der Sache zu tun hatten.
    Immerhin hatte er letzte Nacht ausreichend geschlafen … sechs Stunden insgesamt. Er hatte keine Einwände erhoben, als Boyd darauf bestanden hatte, ihn für die Dauer seines Aufenthalts bei sich zu Hause unterzubringen. Colt mochte Familien – zumindest die von anderen – und auf Boyds Frau war er neugierig gewesen.
    Er hatte ihre Hochzeit verpasst. Obwohl er kein Freund von zeremoniellen Feierlichkeiten war, wäre er gern gekommen. Aber von Beirut bis Denver war es ein weiter Weg, und er war damals mit Terroristen beschäftigt gewesen.
    Von Cilla war er ausgesprochen angetan. Die Frau hatte keine Miene verzogen, als ihr Mann um zwei Uhr morgens einen Fremden angeschleppt hatte. In einen Bademantel gewickelt, hatte sie ihm das Gästezimmer gezeigt, wobei sie ihm geraten hatte, sich, falls er ausschlafen wollte, das Kopfkissen über den Kopf zu ziehen. Die Kinder standen offenbar um sieben auf, da sie zur Schule mussten.
    Er hatte geschlafen wie ein Stein, und als er von Gebrüll und trampelnden Schritten aufgewacht war, hatte er sich an den Rat seiner Gastgeberin erinnert und noch eine Stunde mit dem Kissen überm Kopf geschlafen.
    Und jetzt war er, gestärkt von einem hervorragenden Frühstück und drei Tassen erstklassigem Kaffee, den die Haushälterin der Fletchers zubereitet hatte, bereit zu neuen Taten.
    Zuerst nahm er Boyds Angebot an und fuhr mit ihm aufs Revier. Er plante, kurz bei Althea reinzuschauen, um in Erfahrung zu bringen, ob sie etwas über irgendwelche Spießgesellen von Billings wusste, und dann seiner Wege zu gehen.
    Allem Anschein nach führte sein alter Freund ein strenges Regiment. Es gab zwar das übliche ständige Telefonklingeln, das Geklapper von Computertastaturen und Stimmengewirr. Außerdem waren da die gewohnten Gerüche nach Kaffee, starken Reinigungsmitteln und Schweiß. Aber dies alles konnte nicht über eine Arbeitsatmosphäre hinwegtäuschen, die von Organisation und Zielstrebigkeit bestimmt war.
    Der Beamte am Empfang notierte sich seinen Namen, dann händigte er Colt einen Besucherausweis aus und erklärte ihm den Weg zu Altheas Büro. Am Einsatzraum vorbei gelangte er auf einen kleinen Flur, wo hinter der zweiten Tür links ihr Büro war. Weil die Tür geschlossen war, klopfte er vor dem Eintreten an. Er wusste, dass Althea da war, noch bevor er sie sah. Er witterte sie wie ein Wolf seine Gefährtin. Oder seine Beute.
    Die kühne Seide war verschwunden, aber sie wirkte immer noch weitaus eleganter als eine Polizistin normalerweise. Der gut sitzende Hosenanzug in Rauchgrau wirkte nicht im Mindesten männlich. Und es war auch nicht davon auszugehen, dass sie ihn trug, um ihr Geschlecht zu verleugnen, weil sie ihn mit einer rosa Bluse kombiniert hatte und am Revers eine mit Brillanten besetzte sternförmige Anstecknadel trug. Ihre leuchtend rote Mähne hatte sie sich aus dem Gesicht gekämmt und im Nacken zu einem komplizierten Zopf gebändigt. An ihren Ohrläppchen glänzten ineinander verflochtene goldene Ohrringe.
    Das Ergebnis dieses sorgfältigen Prozesses wirkte so aus dem Ei gepellt, dass jede Gouvernante stolz darauf gewesen wäre, und hatte trotzdem die K.-o.-Wirkung von unterkühltem Sex.
    Ein Geringerer hätte sich bestimmt die Lippen geleckt.
    „Grayson.“
    „Nightshade.“ Sie deutete auf einen Stuhl. „Nehmen Sie Platz.“
    Es gab nur einen einzigen Stuhl in dem Raum, mit gerader Lehne, die Sitzfläche aus Holz. Colt drehte ihn um und setzte sich mit gespreizten Beinen darauf. Während er es tat, registrierte er, dass ihr Büro noch weniger als halb so groß war wie das von Boyd und penibel aufgeräumt. Alle Aktenschränke waren geschlossen, die Unterlagen auf ihrem Schreibtisch fein säuberlich gestapelt, Bleistifte so gespitzt, dass sie als Mordwerkzeuge hätten dienen können. In einer Ecke des Schreibtischs stand eine Topfpflanze, die garantiert regelmäßig gegossen wurde. Familienfotos oder Fotos von Freunden gab es keine. Der einzige Farbtupfer in dem kleinen fensterlosen Raum war ein abstraktes Gemälde in leuchtenden Blau- Grün-
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