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Die Toechter Egalias

Die Toechter Egalias

Titel: Die Toechter Egalias
Autoren: Gerd Brantenberg
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gleichen bürgerlichen Hintergrund haben“, bemerkte Baldrian bissig).
    Die Rezensentin des Pang hatte sich förmlich darin verbissen, daß die Frauenbewegung in dem Roman „Die Söhne der Demokratie“ das Egalsunder Verkehrsschild für „Ordnungswache“ als Frauenzeichen benutzte: die von einem roten Kreis umgebene geballte Faust auf weißem Grund mit dem Kreuz darunter, ein Zeichen, das Ordnung symbolisierte, nicht Kampf. „Wieder ein Beispiel für die mangelnde Analyse des Autors — hier in symbolischer Form“, tadelte die Kritikerin. Für Hrl. Bram müsse dies wohl den Machtmißbrauch der Frauen gegnüber den Männern symbolisieren. Tatsächlich verhalte es sich aber so, daß dieses Schild für geordnete und zivilisierte Verhältnisse in dieser Gesellschaft stehe. Außerdem, fuhr die Rezensentin fort, wirke der Gebrauch des Verkehrsschildes als Symbol für den Frauenkampf irgendwie verkrampft und sei als künstlerisch mißglückt, ja fast schon als banal zu bezeichnen.
    „Sollten Frauen in einer Gesellschaft jemals unterdrückt werden, würden sie nie ein derart friedliches Symbol als Zeichen ihres Kampfes benutzen. Vielmehr würden sie sich für etwas Kraftvolleres, Respekteinflößenderes entscheiden, zum Beispiel für ein rotes Dreieck mit zwei mächtig schwellenden Brüsten auf weißem Grund“, hieß es in der Fang-Kritik abschließend.
    Ordnungswache

Ein sinnfälligeres Frauenzeichen

    Die Egalsunder Zeitung besprach das Buch überhaupt nicht. Es gab eine gewisse Literatur, die keine Literatur war. Die meisten Mitarbeiter des Blattes lasen derartiges Geschreibsel zu Hause unter der Bettdecke. Der Roman „Die Söhne der Demokratie“ zählte zu dieser Kategorie. Allein der erste Satz „Schließlich sind es noch immer die Frauen, die die Kinder bekommen“, der sich durch das ganze Buch zog, war ja bereits stark ins Sexuelle verdreht, so als sei etwas Verdächtiges daran, Kinder zu gebären, oder als sei es denkbar, daß so ein Satz einer Beweisführung dienlich sein könnte.
    Wegen der traditionellen Haltung des Blattes, das sich als objektives und unvoreingenommenes Sprachrohr für alle Fragen verstand, wurde das Buch mit keiner Zeile erwähnt.
    Donna Klaras Botschaft überlegte ernsthaft, ob nicht ein Antrag auf Einziehung des Buches gestellt werden sollte, weil die Mitarbeiter dieses Blattes den Roman als reine Pornographie empfanden. Müsse dam denn das Wort „Schwanz“ schreiben? Bei derlei Schilderungen verliere dam ja fast den Appetit, schrieb die Kritikerin in der Botschaft, ohne jedoch das beanstandete Wort zu erwähnen. („Wer in aller Welt hat ihnen denn gesagt, daß sie beim Lesen essen sollen?“ sagte Petronius zu Baldrian.) In der Tat komme allerdings das Wort „Votze“ bedeutend häufiger vor, und das wirke ja auch nicht weiter anstößig. Aber gebe es da nicht ein bißchen zuviel Geschwätz um all die Votzen, „Schamlippen“ und „Schambeine“ in diesem imaginären Patriarchat? Das könne doch nicht das einzige sein, was Männer im Kopf hätten? Darüber hinaus seien die Beischlafszenen in ihrem sprachlichen Ausdruck eindeutig pervers konzipiert. Eine Gesellschaft, die sich an solch einem tierischen Verhalten emporziehe und delektiere, zeige bereits deutliche Auflösungserscheinungen. Der Autor Petronius Bram lasse die Frauen sich auf den Rücken legen — dam bedenke, auf den Rücken! Nicht einmal das Männchen in der Tierwelt zwinge das Weibchen, sich so tierisch aufzuführen. Es handele sich hier um ein reines Manöver der Unterwerfung. Während die Frau die Beine spreize, liege der Mann über ihr und tobe sich auf ihr aus, als sei sein Glied eine Art Eroberungs- und Lustorgan für ihn! Ein ausgesprochenes Frau/Sklaven-Verhältnis sei das, bei dem der Mann, wohlgemerkt, die Frau sei. Hier nun müsse Donna Klaras Botschaft eine eindeutige Grenze für den Anstand in der Literatur setzen.
    Viele wurden durch die Lektüre des Buches in ihrer Auffassung bestärkt — selbst wenn das keine der Kritikerinnen schrieb — , daß die Maskulinisten im Grunde fallüstrisch sein mußten. Bei dieser Beurteilung zeigte sich unterschwellig, daß sie auf das, was sie sagten, keine besondere Rücksicht zu nehmen brauchten.
    Einige Wibschen konnten an dem Buch keinen Gefallen finden und setzten die Lektüre nicht weiter fort. Daß Männer als Muskelprotze herumliefen, brüllten, sich wichtig machten und den Ton angaben, während die Frauen ständig lächelten und sich wie
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