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Die Toechter Egalias

Die Toechter Egalias

Titel: Die Toechter Egalias
Autoren: Gerd Brantenberg
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Körper zu verstecken und uns mit unpraktischen Kleidern und allem möglichen Plunder aufzutakeln, nur um den Frauen zu gefallen? Wir fordern das Recht, so zu sein, wie wir sind!“ In diesem Augenblick ging ein sonderbares Stöhnen der Verblüffung durch die Menge. Der Herr mittleren Alters hatte sich die Perücke abgerissen und schleuderte sie hoch in die Luft. Sein Schädel war blankpoliert.
    Es war der unanständigste und widerlichste Anblick, der den vielen hundert Zuschauern jemals zugemutet worden war. Freilich hatten die meisten blanke Schädel in der anheimelnden Umgebung des Nachttischchens und der Bettkante gesehen. Aber hier draußen in aller Öffentlichkeit! Blanke Schädel unter freiem Himmel! Die Volksmenge kochte vor Empörung, und ein Schwall von Pfuirufen scholl den vier perversen Exhibitionisten entgegen. „Wir fordern...“ Dem Redner wurde das Mikrophon entrissen.
    So brauchte man glücklicherweise nicht mehr mit anzuhören, was er forderte. Und überhaupt waren Männerstimmen mit ihrem knarrenddröhnenden Tonfall, besonders wenn sie durch den Lautsprecher donnerten, sowieso nicht zum Aushalten. Dam erlebte das immer wieder nur allzuoft in diesen modernen Zeiten. Die meisten fanden, sie sollten sich ihre Stimmbänder für den Kaffeeklatsch schonen.
    Der Grund, warum dem Publikum dieser obszöne Auftritt nicht erspart blieb, lag darin, daß die Leiterin des Gimpelwettbewerbs die Situation für einen Augenblick mißverstanden hatte, weil sie zunächst angenommen hatte, es handele sich um die Herrentruppe aus dem Pornozelt, die zum falschen Zeitpunkt herübergekommen sei. Auf der Nordtribüne sollte nämlich etwas später eine kleine pikante Schau mit Männern in Federbüschen stattfinden.
    Die Ordnungshüter waren längst eingetroffen und zerrten die vier exhibitionistischen Frauenhasser von den Kisten herunter, damit der Gimpelwettbewerb fortgesetzt werden konnte. Die Chance, „Ihrem Mann eine schöne Feder mit nach Hause zu bringen“, war in keiner Weise verloren. „Ja, Sie haben noch immer die Chance“, rief die Frauenstimme lebhaft, nachdem sie das Mikrophon zurückerobert hatte, „lassen wir uns durch diese kleine... äh... hm... makabre Episode unser Spiel nicht verderben! Gimpel Nummer dreizehn ist jetzt an der Reihe, Ihre Glückszahl! Wer hat auf Gimpel Nummer dreizehn gesetzt?“
    Aber die Chance, „Ihrem Mann eine schöne Feder mit nach Hause zu bringen“, war dennoch verdorben, denn die Gimpel gebärdeten sich völlig verstört, und als sie endlich aus den Büschen, in denen sie sich versteckt hatten, herausgeklaubt worden waren, zeigten sie nicht die geringste Lust zu tirilieren. Und Gimpel Nummer dreizehn war und blieb spurlos verschwunden.
    Die vier Männer wurden zur Ordnungswache gebracht, wo dam ihnen wegen Exhibitionismus und Erregung öffentlichen Ärgernisses Geldbußen auferlegte . Aber dieses Mal hatte die Männerliga sich mit der Presse verbündet. Sie hatten einen Journalisten dafür gewinnen können, von der Aktion eine Reportage mit Bildern zu machen, und so berichtete er loyal, welchen Sinn sie gehabt habe, und fügte aus freien Stücken noch hinzu, daß die Bußen, die den Maskulinisten wegen Verletzung der öffentlichen Moral auferlegt worden seien, deutlicher als alles andere zeigten, daß dam in einer Frauengesellschaft lebe, in welcher Urteil und Strafe vom Denken der Frauen geprägt seien. Und die Gedanken der Frauen würden stets davon ausgehen, daß alles, was Männer auf dieser Welt unternähmen, etwas mit Sex zu tun habe. Deshalb müßten sie den Aufstand der Männer als Ausdruck einer sogenannten sexuellen Perversion — in diesem Fall als Exhibitionismus — brandmarken.
    Der Streithahn hatte lange zuvor darüber diskutiert, ob diese Form der Aktion glücklich gewählt sei oder Erfolg verspreche, denn alle befürchteten, daß dam sie vielleicht gegen die Liga verwenden könnte.
    „Alles, absolut alles kann dam gegen uns verwenden“, sagte Herrlein Uglemose. „Wir dürfen uns dadurch in unseren Anstrengungen nicht lähmen lassen.“
    „Aber müssen denn Männer und Frauen eigentlich nicht verschiedene Kleidungsstücke tragen?“ fragte Petronius. „Meine Mutter sagt immer, Männer könnten deshalb nicht in Hosen gehen, weil sie keinen Platz für ihren Penis und ihren Schambeutel hätten.“
    „Das ist doch ideologisches Gewäsch“, erwiderte Baldrian. „Es kommt doch nur darauf an, wie weit die Hosen sind. Es gibt keinen vernünftigen Grund,
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