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Die Toechter Egalias

Die Toechter Egalias

Titel: Die Toechter Egalias
Autoren: Gerd Brantenberg
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berichtete weiter, er habe sich stets geschämt, keine Menstruation zu bekommen, und je größer er geworden sei, desto mehr habe er sich seines eigenen flachen Körpers und seiner Weiterentwicklung geschämt.
    Petronius konnte nie vergessen, wie Ba zum ersten Mal ihre Menstruation bekam. Sie sei früh morgens durch das Haus gestürmt, wobei sie in einem fort gebrüllt habe: „Pappaaaaa! Ich hab’ meine Menstruatioooooooon! Ich hab’ meine Menstruatiooooooon! Jippijee!“ Alle seien aus dem Bett gesprungen und hätten ihr gratuliert. Später sei sie zum Gesundheitsamt losgezogen, wo ihr diese riesigen Pakete mit Monatsbinden ausgehändigt worden seien, die sie dann am Mittagstisch aufgemacht habe. Eine Binde habe sie herausgezogen und ihm damit vor der Nase herumgefuchtelt, eine andere habe sie sich angelegt, sich dann vor ihm in Positur gestellt und ihm ganz verrückt vor Begeisterung einen Stoß vor die Brust gegeben. Ungefähr zur gleichen Zeit habe sein Vater ihn mit in die Küche genommen und ihm gesagt, daß es nun an der Zeit sei, mit dem Tragen eines PHs zu beginnen. Auch sei ihm — Petronius — aufgefallen, daß seine Mutter ihn sich immer gerade an ihren M-Tagen vorgeknöpft habe, um ihm klarzumachen, was richtig und was falsch in der Welt sei. An solchen Tagen habe sie sich stets durch besonderen Scharfsinn hervorgetan.
    Baldrian hatte den Eindruck, daß seine Mutter aus ihrer Menstruation nie eine besondere Attraktion machte. „Sie sprach doch fast nie darüber. Stimmt’s nicht, Fandango?“ Der nickte zustimmend und meinte nur, daß Lis Ödeschär die M-Tage nicht besonders erwähnt habe. Doch Vater habe wohl ein paarmal gesagt, daß ihre großen Speerbeißerfänge fast immer an einem M-Tag seien. Baldrian fuhr fort: „Als Wolfram und ich klein waren, kannten wir ein Spiel, das wir in regelmäßigen Abständen spielten. Und das ging so: Wir waren zwei erwachsene Frauen, die ihre Menstruation gleichzeitig bekamen. Jede wohnte auf ihrem Frauenhof, und jede besaß zwanzig Stuten, die sie nacheinander ritten, wenn sie ihre Kornfelder inspizierten. Aber eigentlich wollte ich ja selber nie eine Menstruation haben. Mir hatte dam gesagt, daß ich ein unwahrscheinlich hübscher Mann sei, worüber ich mich natürlich freute und woran ich schließlich auch geglaubt habe. Eva bestand ja immer darauf, daß ich mit ihr schlafen sollte, wenn sie ihre Menstruation hatte, nur in letzter Zeit graut es mir ein wenig davor. Sie ist dann immer so gewalttätig und greift dann immer doppelt so hart zu wie sonst. Ihre Gefühle sind wohl so stark, daß es ihr einfach unmöglich ist, sich im Zaum zu halten.“
    Nun war die Reihe an Herrlein Uglemose, den anderen seine Erfahrungen mitzuteilen. „Als ich klein war, glaubte ich, nur Frauen hätten Blut in sich. Deshalb nahm ich an, daß ein Mann, der mit einer Frau zusammen lebt, bei ihrem Tod sterben muß. Wenn Männer bluten, dachte ich, dann liegt das daran, daß bei ihnen Blut nur direkt unter der Haut vorhanden ist, aber nicht im Innern des Körpers wie bei den Frauen. Meine Mutter, die Rektorin Uglemose, brachte mir bei, daß alle Wibschen eine Menstruation bekämen, sobald sie halb erwachsen seien. Da geriet ich in eine frohe und zuversichtliche Stimmung und wartete viele Jahre auf meine erste Menstruation. Ich glaubte nämlich, wenn meine Mutter behauptet, daß alle Wibschen eine Menstruation bekommen, dann mußte das seine Richtigkeit haben. Eines Tages hörte ich von irgendwelchen Mädchen auf der Straße, daß Männer nie eine Menstruation bekommen. Ganz bestürzt rannte ich zu meiner Mutter nach Hause und sagte zu ihr, sie habe mir doch versichert, daß alle Wibschen, sobald sie halb erwachsen seien, eine Menstruation bekämen. Darauf antwortete meine Mutter nur mit einem rohen Lachen. Kurz danach stellten sich bei mir die ersten Samenergüsse ein, vor allem nachts, was mir schrecklich peinlich war, weil ich nie etwas darüber gehört hatte und annehmen mußte, daß es sich um eine Art männliche Menstruation handelte, deren Ergebnis nur etwas merkwürdig aussah. Und so war ich überzeugt, daß mit meinem Körper irgend etwas nicht stimmen konnte, denn der Erguß durfte ja genau wie bei der Menstruation nur einmal im Monat auftreten, falls das überhaupt stimmte. Aber ich bekam meine Samenergüsse viel häufiger, und so vermutete ich lange Zeit, daß ich todkrank sein mußte.“ Herrlein Uglemose wußte ferner zu berichten, daß in seiner Jugend ausschließlich
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