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Die Toechter Egalias

Die Toechter Egalias

Titel: Die Toechter Egalias
Autoren: Gerd Brantenberg
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unselbständige Sofapüppchen verhielten, war alles andere als lustig. Es war geradezu grotesk. Eine Kultur, in der die naturgegebenen Eigenschaften der beiden Geschlechter derart verdreht wurden, konnte dam nicht mehr als Kultur bezeichnen. Ba hatte Gelegenheit gefunden, das Buch noch als Manuskript zu lesen. Sie finde, sagte sie zu Ann, Petronius habe das Buch aus lauter Frustration und purem Neid auf sie geschrieben. Wenn Mädchen den Jungen mit Menstruationsbinden vor der Nase herumfuchtelten, würden sie gelb und grün vor Neid. Neurotisch würden sie dabei auch, und das könne zum Männeraufstand führen. Ihretwegen sollten sie ruhig einen Aufstand machen, aber würden sie je eine Menstruation bekommen? Da könne der Staat leider auch nichts machen, leider. Es sei ja eine ganz nette Idee, Männern den gleichen Wert wie Frauen zuzubilligen, aber den hätten sie nun einmal nicht.
    Rektorin Barmerud las das Buch heimlich und fand, daß die Figur des Rektors Baskerud ihr in keiner Weise ähnlich sei. Sie sei ferner davon überzeugt, daß die Ideen zu diesem ziemlich extremen Männerbuch nicht an ihrer Schule gereift seien. Aber phantasievoll geschrieben sei das Buch bestimmt. In ihrem Innersten war Rektorin Barmerud stolz darauf, daß einer ihrer ehemaligen Schüler einen Roman veröffentlicht hatte.
    In der Männerbewegung gab es geteilte Meinungen. Einige vertraten die Ansicht, wenn die Verhältnisse so wie in Petronius’ Patriarchat wären, würde kein Weg an der totalen Trennung der Geschlechter vorbeführen. Und das könne doch nicht der Sinn des Ganzen sein. Sie kämpften doch für Integration und Gleichstellung. „Männerkampf ist Klassenkampf! Klassenkampf ist Männerkampf!“ An dieser Devise müßten sie festhalten.
    Andere glaubten, das Buch habe der gesamten Männerbewegung großen Schaden zugefügt. Waren nicht gerade die Männer von Natur aus friedfertiger und rücksichtsvoller als Frauen, und sollte die Männerbewegung nicht gerade darauf bauen, wenn sie eine neue Gesellschaft schaffen wollte. Es sei doch nicht sinnvoll, einfach nur die Verhaltensweisen der Frauen zu übernehmen.
    Herrlein Uglemose hatte das Buch mit aufrichtiger Freude gelesen, sogar mehrere Male. „Ja — das Fräulein Uglesohn, das bin wohl ich“, sagte er aufgeräumt zu Petronius. Allerdings hatte er ein paar kulturhistorische Einwände. So zweifelte er zum Beispiel, ob es realistisch sei, daß in Petronius’ Roman die Mutter mit den Kindern zu Hause saß, während der Mann zur Arbeit loszog. Das Erbe müsse doch über das mütterliche Glied laufen. Das, so glaubte er, könne nicht geändert werden. Und im übrigen — wovon sollten die Männer denn leben? „Über eine solche Gesellschaft liegen uns weder schriftliche Quellen noch mündliche Überlieferungen vor“, sagte Herrlein Uglemose.
    Der kleine mollige Fandango war sofort Feuer und Flamme und nahm sich fest vor, die Geschichte der Männer eingehend zu studieren.
    Auch Baldrian mochte das Buch und meinte, es kämen so viele Dinge darin vor, über die er noch nie nachgedacht habe und über die nachzudenken er während der Lektüre des Romans gezwungen worden sei. Beispielsweise habe er nie daran gedacht, daß dam Frauen entgegenhalten könne , sie sollten sich während der Stillzeit das Kind selber an die Brust legen. Er sei oft verzweifelt, wenn er lese, daß die Frauen keine einzige Matrake für die Schwangerschaft bekämen, dafür aber noch bestraft würden.
    Kristoffer fand das Buch einfach köstlich.
    „Du solltest etwas schreiben, was die Leute aufrüttelt“, brummte Rut Bram verdrießlich. Aber Kristoffer hielt sich weiter den Bauch vor Lachen, bis Rut Bram ihn anbrüllte, ob er sein unbändiges Gelächter nicht einstellen könne. „So lustig kann es ja nun auch wieder nicht sein, zu lesen, wie Frauen lächerlich gemacht werden!“
    Aber Kristoffer mußte bei der Lektüre des Buches immer wieder in hemmungsloses Lachen ausbrechen. Das Buch gab seinem Leben neuen Auftrieb. Schließlich marschierte er schnurstracks in Ruts Zimmer, schlug mit der Faust auf den Tisch und verkündete:
    „Und jetzt gehe ich zum Ingenieurkursus, ob es dir nun paßt oder nicht! Und damit basta!“
    Da beschloß Rut Bram, zumal da sie gerade ihre Menstruation bekam, mit ihrem Sohn ein letztes ernstes Wort zu reden.
    „Patriarchat! Wenn ich das schon höre!“ brach es aus ihr hervor, als sie ihn sah. Sie hatte noch keine Zeit gefunden, den Roman zu lesen. „Es ist ja schön und
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