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Die Todesspirale

Die Todesspirale

Titel: Die Todesspirale
Autoren: Leena Lehtolainen
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Hinterkopf.
    In der Wunde wurden Erde, Moos und Steinsplitter gefunden, sie ist also möglicherweise gestürzt und mit dem Kopf auf einen spitzen Stein gefallen. Die Leiche war nass. Gestern hat es ja geregnet, was ebenfalls vermuten lässt, dass Noora im Freien getötet wurde, auf dem Heimweg. Sie hat das Eisstadion in Matinkylä gegen sieben Uhr verlassen und wollte offenbar zu Fuß nach Hause gehen.»
    Jyrkis Stimme zitterte. Ich hatte ihn bisher erst einmal weinen sehen, als ein Kollege bei einer Geiselnahme erschossen worden war.
    «Was ist bisher unternommen worden? Sind die Angehö
    rigen benachrichtigt?»
    Taskinen berichtete, die zuerst alarmierten Streifenbeamten hätten die Leiche nicht identifizieren können. Ihr Gesicht war übel zugerichtet und voller Blut, und sie hatte weder eine Tasche noch eine Geldbörse bei sich. Der Arzt in der Poliklinik, der Nooras Tod offiziell festgestellt hatte, war ein Eis-sportfan und hatte sie erkannt. Daraufhin hatte Lähde, der mittlerweile herbeigerufene Beamte aus unserem Dezernat, Taskinen benachrichtigt. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass es sich tatsächlich um die junge Sportlerin handelte, war er persönlich zu Nooras Eltern gefahren, die sich bereits Sorgen machten.
    «Da hast du wohl die ganze Nacht nicht geschlafen? Weiß Silja es schon?»
    «Ich bin vor einer Stunde nach Hause gefahren und habe es ihr gesagt. Sie ist völlig aufgelöst. Terttu konnte nicht bei ihr bleiben, weil sie heute früh eine Sitzung hat. Silja war gestern auch beim Training, ist aber früher gegangen, sie war schon um halb sieben zu Hause. Mirjam, unsere Nachbarin, war gerade bei uns, als sie kam. Janne und Noora waren mit den Trainern noch in der Halle geblieben, um eine neue Sprungkombination zu üben.»
    Bei allem Schmerz war aus seinen Worten auch Erleichterung herauszuhören. Sicher war Silja nicht die Hauptverdächtige, doch für die Koordination der Ermittlungen konnte es nur von Vorteil sein, dass die Tochter des Dezernatsleiters ein Alibi besaß. Da sie mit dem Opfer befreundet gewesen war, befand sich Taskinen ohnehin in einer heiklen Situation.
    Ich trat an die Übersichtskarte von Espoo, die hinter seinem Schreibtisch hing. Zwischen dem Eisstadion und dem Ortsteil Koukkuniemi, wo Noora gewohnt hatte, lag ein Park.
    Bei schönem Wetter sicher ein angenehmer Spaziergang, aber warum war Noora im strömenden Regen zu Fuß gegangen?
    «Ist die Strecke vom Stadion nach Koukkuniemi schon ab-gesucht worden?»
    «Die Kriminaltechniker haben sich gegen sechs auf den Weg gemacht. Koivu befragt mit ein paar Kollegen die Leute, die im Parkhaus einen festen Stellplatz haben. Wir hängen als Erstes im Geschäft einen Ausruf aus, und wenn das nichts bringt, schalten wir die Lokalsender und die wichtigsten Zeitungen ein. Der Film aus der Überwachungskamera wird gerade analysiert, sie nimmt aber nur die ein und ausfahren-den Wagen auf. Notfalls überprüfen wir natürlich jeden Pkw, der zwischen sieben und acht ins Parkhaus gefahren ist. Das ist allerdings ein ziemlicher Zeitaufwand, außerdem war die Linse stark verschmutzt, es kann sein, dass nicht alle Nummernschilder zu entziffern sind.»
    Taskinen hatte die Ermittlungen also zügig eingeleitet.
    Aber warum hatte er mich nicht sofort angerufen, als Noora identifiziert wurde, sondern gewartet, bis ich regulär zum Dienst erschien? Natürlich kannte ich den Grund: mein Zustand. Seine Rücksichtnahme, so rührend sie war, irritierte mich. Seit die Schwangerschaft publik geworden war, hatte ich Verwandten und Kollegen immer wieder versichert, ich sei durchaus fähig, weiterzuarbeiten wie bisher. Schließlich saß ich die meiste Zeit am Schreibtisch, befragte Zeugen und Verdächtige oder schrieb Berichte. In gefährliche Situationen war ich in meiner Laufbahn als Kriminalistin nur selten geraten.
    «Vielleicht lasse ich Nooras Eltern vorläufig noch in Ruhe.
    Ich glaube, ich nehme mir zuerst die drei vor, die in der Halle waren, als Noora ging.»
    «Es waren mehr als drei. Als Silja das Stadion verlassen hat, waren jedenfalls Elenas Mann Tomi Liikanen und Ulrika Weissenberg, die Vorsitzende des Eislaufvereins, dort. Und Vesku Teräsvuori können wir auch nicht ausklammern. Nooras Eltern halten ihn für den Täter.»
    «Er ist zweifellos der Hauptverdächtige. Ich hole mir in der zuständigen Abteilung seine Akte.»
    «Noch eine andere Idee: Ström meint, es könnte sich um den Kerl handeln, der das ganze Frühjahr über in Matinkylä
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