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Die Todesspirale

Die Todesspirale

Titel: Die Todesspirale
Autoren: Leena Lehtolainen
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muss ich mich übergeben», sagte ich zu Antti, als der Schmerz übermächtig zu werden begann. Wir zogen uns aus und zwängten uns in die enge Duschkabine. Es kam mir vor, als wäre ich in eine andere Welt eingetreten, in der Schmerz und Erwartung herrschten.
    Es gab keine andere Wirklichkeit mehr als die quadratme-tergroße Duschkabine, ihre weißen Wände und das Rauschen des Wassers. Es gab nur noch meinen Körper, der sich erbrach und entleerte, als müsse er alles ausstoßen, nur noch Anttis tröstende Stimme und seinen nackten, braunen Körper. Es gab nichts außer dem Schmerz, das von Mal zu Mal enger gespannte Korsett um Bauch und Kreuz, einen Schmerz wie ein Berg, den ich erklimmen musste: eins, zwei, drei … Bei fünfundzwanzig hatte ich den Gipfel erreicht, der Abstieg war leichter, bei fünfzig verschwand der Schmerz für so kurze Zeit, dass ich nichts anderes tun konnte, als auf seine Rückkehr zu warten. Zwischendurch schrie ich aus vollem Hals, dann wieder wimmerte ich vor mich hin. Beides half.
    Ich weiß nicht, wie lange ich unter der Dusche gestanden hatte – Antti sagte später, es seien fast zwei Stunden gewesen –, als ich einen gewaltigen Druck am Muttermund spür-te, der mich zwingen wollte zu pressen. Antti holte die Hebamme, die feststellte, nun seien Schnüppchen und ich bereit.
    Nackt, wie ich war, setzte ich mich auf den Gebärhocker, Antti hockte sich hinter mich und legte die Arme um mich, die Hebamme ließ die Jalousien herunter und brachte einen Spiegel. Der brennende Schmerz wurde unerträglich, und ich presste, öffnete gemeinsam mit dem Baby das Tor von einer Welt in die andere.
    Dann ließ der Schmerz nach, doch das Druckgefühl zwischen meinen Beinen war stärker geworden. Erschöpft lä
    chelte ich die Hebamme an und bat um ein Glas Wasser. Ich schaffte es, einen Schluck zu trinken, bevor der Schmerz wieder einsetzte und der Druck mich zerriss. So ging es etwa zehn Minuten weiter, ich schnaufte und brüllte und presste, wenn die Klammer mich wieder umfasste.
    «Noch einmal … Der Kopf ist schon zu sehen, schau mal», sagte die Hebamme und drehte den Spiegel. Ich sah zarten Flaum zwischen meinen rauen schwarzen Schamhaaren, der Kopf meines Kindes drang hervor wie ein Nusskern aus der Schale. Ich berührte ihn vorsichtig, und als der Schmerz mich wieder ansprang, knurrte ich, wie die Frauen es seit jeher tun, ich knurrte wie die Tiere, die ihre Jungen aus sich herauspres-sen. So wie sie gebar ich mein Kind. Ich nahm es in die Arme und sah, dass es ein Mädchen war, ein schöner, blutiger, von Käseschmiere bedeckter Mensch, der uns mit offenen Augen ansah. Ich hörte Antti weinen, doch ich weinte nicht, ich stammelte verrückte, zärtliche, sinnlose Worte, die unserer Tochter sagten, dass sie uns willkommen war. Das Baby antwortete in seiner eigenen Sprache, mit quäkenden Lauten.
    Ich drückte seinen kleinen, nach Fisch riechenden Körper an meine schweißbedeckte Brust, damit es meinen Herzschlag hörte und sich geborgen fühlte.
    «Unverwechselbar skandinavisch»
    HAMBURGER ABENDBLATT
    Leena Lehtolainen
    Mord eiskalt
    Aufregung in Helsinki: Eine bekannte Eiskunstläuferin wird tot aufgefunden – man hat sie mit ihren eigenen Schlittschuhen brutal erschlagen. Bei der Untersuchung des Falls gerät Kommissarin Maria Kallio unversehens in die Dopingszene und die politischen Machtspiele rund um den Leistungssport. Im Morddezernat ist es für sie unterdes auch nicht eben leicht, da einer ihrer Kollegen sie rücksichtslos schikaniert. Und das ausgerechnet jetzt, wo Maria ein Baby erwartet …
    Foto: Ismo Hyvärinen
    www.rororo.de

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Leena Lehtolainen - Die Todesspirale
Cover
Autorin und Werk
Impressum
Widmung
Prolog
Eins
Zwei
Drei
Vier
Fnf
Sechs
Sieben
Acht
Neun
Zehn
Elf
Zwlf
Dreizehn
Vierzehn
Fnfzehn
Sechzehn
Siebzehn
Achtzehn
Epilog
Backcover
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