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Die Todesspirale

Die Todesspirale

Titel: Die Todesspirale
Autoren: Leena Lehtolainen
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Paarläufer hervorgebracht. Die Kommentatoren von Eurosport hatten Noora und Janne sogar als die Weltmeister von morgen bezeichnet.
    «Lass uns gehen, Vati», drängte Silja. «Was sollen wir feiern, für uns hat die nächste Saison längst angefangen.»
    Nach der WM hatten sich Silja, Janne und Noora zwei Wochen Urlaub gegönnt, bevor die Proben für die Eisshow begannen. Am Ende des Schuljahrs sollten die drei mit ihren Trainern Elena Grigorieva und Rami Luoto zwei Monate in Kanada an sich arbeiten.
    «Janne, ich glaube, du kennst Maria noch nicht», meinte Terttu Taskinen. «Maria Kallio, eine Kollegin von Jyrki.»
    «Freut mich», sagte Janne höflich, obwohl es ihn offensichtlich nicht interessierte, wer ich war. Plötzlich drängte sich jemand zwischen uns. Noora Nieminen.
    Sie war mindestens fünf Zentimeter kleiner als ich, obwohl ich selbst nur knapp eins sechzig messe. Die Sechzehnjährige wirkte kindlich, nur ihre grauen Augen waren die einer Erwachsenen, sie schienen viel zu viel gesehen zu haben.
    «Hallo, Noora. Eine tolle Show, gratuliere! Hoffentlich hat Teräsvuori mit seinen Blumen dir nicht den Abend verdorben», sagte Jyrki mitfühlend.
    «Der Kerl könnte uns langsam in Ruhe lassen», seufzte Noora theatralisch. «Er weiß genau, dass ich seine Blumen nicht anrühre! Meine Mutter ist garantiert ausgeflippt. Haben sich meine Eltern übrigens schon blicken lassen?»
    «Dein Vater steht drüben am Vorderausgang», sagte Janne, der mit seinen Einsfünfundachtzig den besseren Überblick hatte. Auf dem Eis waren Janne und Noora ein perfekt aufeinander abgestimmtes Paar, doch aus der Nähe waren der Größenunterschied und die fünf Jahre Altersdifferenz nicht zu übersehen.
    «Ich geh jetzt», erklärte Janne und schob sich durch die Menge zum Hinterausgang.
    «Bis morgen, Silja», flüsterte Noora. Sie ging in der anderen Richtung davon, zu ihrem Vater, einem glatzköpfigen Mann mit rotem Gesicht. Er machte keine Anstalten, ihr die riesige Sporttasche abzunehmen, sondern drehte sich unwirsch um und marschierte davon. Noora folgte ihm, fast wäre sie mit ihrer Tasche nicht durch die Tür gekommen.
    Als ich Noora Nieminen das nächste Mal sah, war sie tot.
    Eins
    Kati Järvenperä parkte ihren uralten dunkelblauen Mercedes auf dem leeren Oberdeck des Parkhauses beim Einkaufszentrum von Matinkylä. Auf dem unteren Parkdeck wäre auch noch Platz gewesen, aber sie hatte keine Lust, ihren Straßen-kreuzer mühsam in eine Lücke zu manövrieren. Es war zwanzig vor acht, gerade noch Zeit, die Einkäufe zu erledigen. Beim HNOArzt hatten sie zwei Stunden warten müssen, bis Olli behandelt wurde. Nun blieb ihr keine andere Wahl, als ihre beiden Söhne in den Laden mitzunehmen, wo Jussi mit der Ausrede, sein kleiner Bruder wäre krank, bestimmt um Süßigkeiten betteln würde.
    Kati klappte den Kofferraum auf und nahm Ollis Buggy und eine Getränkekiste heraus. Später, wenn die Kinder schliefen, würde sie sich eine Flasche eisgekühlten Cider gönnen, den hatte sie sich verdient. Sie machte sich nicht die Mühe, den Kofferraum abzuschließen. Das tat sie selten, und trotzdem war noch nie etwas weggekommen. Wer würde in ihrer Rostlaube schon Wertgegenstände vermuten! Sie setzte den knapp zweijährigen Olli in den Buggy, schärfte dem vier-jährigen Jussi ein, sich an der Getränkekiste festzuhalten, seufzte vernehmlich und zog los.
    Eine Minute vor acht kamen sie zurück. Jussi hatte so lange gequengelt, bis Kati für beide Kinder Schokopudding und eine große Tüte Xylitolkaugummi gekauft hatte. Sie hatte nicht die Nerven gehabt, konsequent zu bleiben. Der Arbeitstag an der Sommeruniversität war die reine Hölle gewesen, und der Anruf aus der Tagesstätte, Olli klage schon wieder über Ohrenschmerzen, hatte ihr den Rest gegeben. Da ihr Mann um sechs Uhr eine Vorlesung halten musste, war ihr nichts anderes übrig geblieben, als mit beiden Jungen zur Poliklinik zu fahren.
    Kati setzte Olli in den Kindersitz, hob Jussi auf das Sicher-heitspolster auf dem Vordersitz und schnallte die Kinder an.
    Sie klappte den Buggy zusammen und öffnete den Kofferraum.
    Einige Sekunden stand sie nur da und starrte auf das, was sie vor sich sah. Das Mädchen im Kofferraum konnte nicht zurückschauen, seine Augen waren von getrocknetem Blut verklebt. Kati spürte, wie ihre Beine nachgaben und die Welt um sie herum ihre Konturen verlor. Erst als Jussi nach ihr rief, wurde ihr klar, dass sie handeln musste.
    Vorsichtig tastete sie
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