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Die Todespfeiler

Die Todespfeiler

Titel: Die Todespfeiler
Autoren: Hans Kneifel
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Verrückten hinter sich her. Beide Fahrzeuge hörten im gleichen Augenblick auf zu rudern. Die Mannschaft aus Logghard rannte an Deck. Necron packte einen Bogen, zielte sorgfältig und jagte den ersten Pfeil in das Holz der Aufbauten des ersten Bootes. Die Lauscher an den Riemen schrien und schlugen mit dem Rudergerät nach den Seilen, aber die Strömung hatte die kleinen Boote und die Guinhan bereits erfaßt.
    Ein zweiter Pfeil schlug in die Bordwand ein und zog ein dünnes Seil hinter sich her.
    »Packt die Seile!« schrien Odam und Necron. Strickleitern klapperten über die Bordwand der Guinhan hinunter. Aus den kleinen Öffnungen der Boote versuchten die Gefangenen hinauszuklettern.
    Die Loggharder versuchten, die Schleppleinen zu packen und zum Schiff zu ziehen.
    Die kleinen Boote drehten sich, schwankten hin und her, und als der Steuermann trotz seiner Ketten den Pfeil packte und das Seil heranzuziehen versuchte, brach das Geschoß ab. Necron jagte sofort einen weiteren Pfeil hinterher, der vom Holz abprallte und dicht neben dem Kopf des Gefangenen vorbeiging.
    Ein beschwertes Tau wickelte sich um eines der Seile, mit denen die Boote aneinander festgemacht waren. Die kleine Mannschaft zog und zerrte, bis die Bordwände gegeneinanderstießen.
    »Kommt aus den Booten heraus! Klettert über die Strickleitern!« schrie Necron. Jetzt trieb das große Schiff zwischen den Türmen hindurch, hob und senkte sich in der großen Brandungswoge und driftete nach Backbord ab.
    Dem Steuermann war es gelungen, ein dickeres Tau zu ergreifen, und er holte es ein und schrie in das Boot hinunter, die anderen sollten es festhalten, um jeden Preis. Das Tau spannte sich, als die Guinhan mit einem Strömungswirbel und einer Unmenge Unrat zugleich aus der Zone des Hafens, durch den Gischt und in die Küstenströmung gerissen wurde. Ein einzelner Gefangener erreichte mit einem kühnen Sprung die untersten Sprossen der Strickleiter, hielt sich eine Weile lang fest und wurde von den Wellen halb ertränkt. Dann ließen seine Kräfte nach; er kippte schreiend zurück ins Wasser und verschwand im kochenden, brodelnden Schaum.
    Die Männer im Schiff bemühten sich, die Boote hinter dem Heck herzuziehen. Immer wieder riß das schwere Gewicht das Tau aus ihren Händen. Schließlich hatten sie es geschafft, und Prinz Odam, der am Steuer stand, brachte das Schiff in der reißenden Strömung in eine Lage, die ein besseres Arbeiten ermöglichte.
    »Bei eurem Leben! Laßt das Tau nicht los!«
    Die Männer belegten das Tau am Schiff. Die Strickleitern wurden über das Heck geworfen. Dann gingen die Gefangenen daran, Handbreit um Handbreit das Seil einzuholen und sich näher an die Guinhan heranzuziehen.
    Die Strömung wurde stärker. An Backbord glitt das Land zurück; schon waren Orankon und die beiden wuchtigen Türme nur noch kleine Erhebungen achteraus. Die Todespfeiler schienen rasend schnell näher zu kommen, hinter sich die schwarze Wand der Schattenzone hinter den düsteren Schleiern. Ein Sonnenstrahl zeigte sich in einem Wolkenloch.
    Und dann wurde das nasse Tau den Gefangenen aus den Händen gerissen.
    Ein einziger Entsetzensschrei gellte über das tosende Wasser. Eine Kreuzsee packte das Schiff und riß es auf ihrer Spitze sieben Mannslängen hoch. Die drei kleinen Boote blieben zurück.
    »Verloren!« knirschte Necron. »Sie sind verloren!«
    »Und wir können nichts tun. Nichts…«
    Schweigend, wütend und voller Trauer starrten die wenigen Besatzungsmitglieder auf die zurückbleibenden Boote. Sie hatten es nicht mehr geschafft. Das letzte, das sie sahen, war der Steuermann, der ihnen mit seinen geketteten Händen winkte.
    In diesem Moment griff Necron, der neben dem Steuermann stand, nach den Augen seines Freundes.
    Necron sah:
    Die Besatzung der Rhiad versammelte sich an Deck. Sie blickten alle hinauf zum Achterdeck, wo Luxon eine Rede zu halten schien. Irgendwo an Steuerbord lagen die Konturen der Hoffungs-Inseln, an denen die riesige Flotte, mittlerweile weit auseinandergezogen, vorbeisegelte. Helle Sonne glänzte auf dem Wasser. Luxon nahm einen Metallspiegel und schrieb darauf:
    Aus – Casson – ist – Shallad – Luxon – geworden – er – führt – die – Flotte – selbst – gegen – Zaketer – will – Neue – Flamme – nach – Logghard – zurückholen.
    Genau das geschah auf dem Flaggschiff. Necron sah, wie die Besatzung jubelte. Also war jener Casson, den Necron niemals gesehen hatte, eine weitere Maske Luxons
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