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Die Todespfeiler

Die Todespfeiler

Titel: Die Todespfeiler
Autoren: Hans Kneifel
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schmeichelndem Tonfall zwingend, »wie ich schon sagte, sind wir nicht reich. Wir können dir eine wahrheitsgetreue Karte der Lichtwelt zum Geschenk machen, ein wunderbares, farbiges Blatt voller Namen und Erklärungen, nach der du deine Eroberungszüge planen magst. Wenn man diesen Männern die Helme nimmt, die übrigens nur ihnen passen und zerbrechen, wenn man sie im Innern verändern will, sterben sie. Und deine Großmut wird nicht zulassen, daß zehn brave Männer sterben müssen, nur weil den Lauschern ihre wunderschönen Helme mit den glänzenden Rohren nicht mehr gefallen.«
    »Ihr habt meinen Befehl gehört!« schrie er und sprang wie ein ungezogenes Kind auf kurzen, dicken Beinen auf und ab. Sein Schreien hallte in dem Thronsaal wider. Schritt um Schritt kamen von allen Seiten Lauscher auf den Thron zu, ebenso langsam zogen sich die Männer der Guinhan zum Portal zurück. Sie spannten ihre Muskeln und umklammerten die hölzernen Waffen.
    Necron wirbelte herum, packte den Riegel und riß ihn zur Seite. Hinter ihm schrie noch immer der Troll. Die Lauscher hatten ihm diesen verhängnisvollen Wunsch eingeredet; sie waren die wahren Schuldigen, denn der Troll war auch ohne den Schrei der Todespfeiler ein bedauernswerter Irrer, nichts anderes. Die Torflügel schwangen auf, die Fremden bildeten eine kampfbereite Doppelreihe nach innen und zur Treppe zu. Aber die Lauscher, die aufgeregt den Troll auf dem Thron umringten, warfen nur böse Blicke in die Richtung der Fremden. Sie machten keine Anstalten, anzugreifen.
    »Zurück zum Schiff«, ordnete Necron hastig an. Als sie einige Schritte in die Richtung auf den Ausgang zu gemacht hatten, schien plötzlich das Gebäude zu erbeben. Gedämpft durch die wuchtigen Quadern zwar, aber unüberhörbar, breitete sich der wahnsinnserzeugende Schrei aus.
    »Schon wieder! Zur ungünstigsten Zeit«, fluchte Necron. Hinter ihnen gellten Stimmen auf. Skalef schrie in schrillem Diskant, der schauerliche Chor der Lauscher kam hinzu.
    »Holt die Stürmer! Kermon, hierher! Ergreift die Fremden!«
    »Wenn wir uns in die Stadt hinauswagen«, rief Necron, »sind wir verloren. Wir müssen uns in einem Raum hier im Palast verschanzen.«
    Sie sprangen die Stufen hinunter und rannten auf den Ausgang zu. Im Laufen nestelten die Loggharder die Schnüre mit dem Wachs von den Hälsen und steckten die Kugeln in die Ohren. Necron war durch den Stein, Odam mit seinen Kriegern durch die Schlackenhelme geschützt. Die Rufe der Lauscher und die Befehle des Trolls wurden leiser und hörten endlich auf – dafür erhob sich wieder das grausige Heulen, Jaulen und Donnern aus der Schattenzone.
    Die Fremden stürmten den Weg zurück, den sie gekommen waren. Sie trafen auf keine Gegenwehr, kein einziger Stürmer war zu sehen.
    Der Palast schien völlig verlassen zu sein. Nur ab und zu ertönten hinter den geschlossenen Türen rätselhafte Geräusche, Necron sicherte nach hinten, aber er fand kein Ziel für seinen Knüppel. Trotzdem verlor er nicht das Gefühl, daß sie verfolgt wurden. Sie rannten die letzte Treppe abwärts und keuchten durch den geraden Gang mit seinen halbzerstörten Mustern und Steinfiguren.
    Kurz bevor sie den Ausgang erreichten, sprangen die wuchtigen Portale nach innen auf. Eine Schar Stürmer drängte herein, und hinter ihnen sahen die Loggharder eine noch größere Anzahl der seltsamen Truppen.
    Es waren zu viele!
    »Zurück. Und in einen anderen Saal hinein!« brüllte Necron, drehte sich herum und rannte auf die nächste Tür zu. Er rüttelte am Riegel, der sich langsam in verrosteten Halterungen bewegte. Dann stemmte der Alptraumritter die Schulter gegen das Holz und wuchtete die Tür auf.
    Sie drängten in einen leeren Saal hinein, in dem mehrere gerundete Rampen zu Durchgängen in verschiedener Höhe führten.
    »Schnell herein. Die Tür wird sie aufhalten!«
    Die Loggharder drängten sich in den Saal hinein. Necron hastete bereits eine der Treppen hinauf und spähte durch den Torbogen. Wieder sah er nichts anderes als einen leeren, halbdunklen Gang. Er warf einen Blick nach unten und erblickte, wie sich die Schlackenhelmkrieger gegen die Tür stemmten, die unter wilden Schlägen erzitterte.
    Und während sie versuchten, einen Fluchtweg zu finden oder einen Platz, an dem sie sich einige Stunden lang verteidigen konnten, kamen die furchtbaren Wellen der fernen Schreie in immer kürzeren Abständen von den Todespfeilern.
    Krachend flogen die ersten Splitter aus dem Gefüge der
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